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Die Ereignisse überschlagen sich - es wird Zeit für Reaktionen

10.05.2010  |  Dr. Dietmar Siebholz
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Ein Bild sagt mehr als tausend Worte: Mir liegt eine Karikatur des Goldman-Sachs-Managements vor, bei dem der Boss einem Mitarbeiter bei der Ankunft der Polizei (hier der SEC) zuraunt, "sage ihm, dass wir unschuldig sind und wir werden das dadurch abhedgen, dass wir gegen unsere Unschuld wetten...". Klingt komisch, trifft aber den sprichwörtlichen Nagel auf den Kopf.

Anders als in Deutschland, wo sich die Ermittlungsbehörden gern bedeckt halten, um oben nicht anzuecken, sind nämlich in den USA Karrieren oft von Staatsanwälten gestartet worden, die volksnahe Kritik aufgenommen und brisante Vorgänge zur Klärung gebracht haben. Und jetzt, wo sich herausstellt, dass z.B. von Goldman Sachs viele Pensionseinrichtungen Wertpapiere gekauft haben, die durch die (gut bezahlte) Einstufung durch die Rating-Agenturen als AAA-Titel gelistet wurden, aber nie und nimmer zu dieser Qualität zählten, werden die Leute feststellen müssen, dass ihre Pensions- und Altersversorgungszahlungen auf einmal davon abhängig gemacht werden müssen, dass die FED diesen Schrott zum Nennwert oder überhaupt noch aufnimmt. Wenn das die FED nicht täte, wären schon einige Fonds schlicht zahlungsunfähig. Da sammelt sich Dynamit an und beschleunigt den Erosionseffekt und das Drehmoment in der Toilettenschüssel.

Die oben besagten Ratingagenturen konzentrieren sich nun auf Griechenland, Portugal und Spanien; das erinnert mich an den blöden Witz, warum man in XYZ (keine Beleidigung für eine bestimmte Volksgruppe) immer einen Schubkarren mit Mist vor dem in die Kirche einziehenden Brautpaar schiebt: Man möchte damit die Aufmerksamkeit der Fliegen auf etwas anderes als das Brautpaar lenken. Wenn die Ratingagenturen ihre Pflichten wirklich ernst nähmen, dann müssten sie solchen US-Staaten wie Großbritannien, die USA, aber auch Michigan und Kalifornien und weiteren zwölf anderen US-Staaten den Junk-Status zuordnen, denn dort werden schon Notgeldgutscheine verteilt, dort werden Polizeiautos verkauft und viele andere Infrastruktursünden begangen. Immerhin ist ja wohl das Bruttosozialprodukt von Arnold’s Ländchen in der Gruppe der zehn größten weltweit angesiedelt. Wie wichtig ist da wohl Griechenland?

Es ist Ihnen doch wohl inzwischen klar geworden, dass sich der angesammelte Unfug nicht so ohne Weiteres beseitigen lässt, dass der Karren, den Politik, der Obrigkeit vertrauende oder die Obrigkeit ausnutzende Bürger und die mit der Politik nah verbundenen Finanzinstitute so tief in den Dreck gefahren haben, aus diesem Sumpf nicht mehr mit herkömmlichen Maßnahmen heraus gebracht werden kann.

Die Altverschuldung, die Neuverschuldung und der derzeit noch lächerlich niedrige Zins, der steigen wird und muss, werden das kommende Chaos schon allein anrichten. Von den Verantwortlichen kann nämlich keiner rechnen und wenn er dies könnte, dann würde er schweigen, denn seine Legislaturperiode läuft irgendwann einmal aus (nicht sein Versorgungsanspruch) und Amtshaftung ist für alle die ein Fremdwort, die sonst die Haftung für Vorstände von Firmen und Institutionen so vehement fordern.

Ich habe diesen Bericht, dessen Veröffentlichung für den 03.05.2010 vorgesehen war, zurückgehalten, bis die Griechenland-Beschlüsse durch den Bundestag sind. Nun ist es amtlich. Ich möchte mir gern vom BGH bestätigen lassen, dass es nicht strafbar sein kann, Menschen die regelmäßig und bewusst gegen Gesetze verstoßen, als Verbrecher bezeichnen zu dürfen. Warum haben wir denn die Bundesbank aufgegeben, wenn man uns nicht in den EU-Gesetzen die Garantie gegeben hatte, dass genau das, was jetzt geschieht, nie geschehen kann?

Aber noch viel schlimmer ist, dass mit Ausnahme des FDP-Mannes Frank Schäffler (dem ich hiermit meine Hochachtung aussprechen möchte), kein Mensch (ich möchte es bei der Bezeichnung lassen), obwohl mir andere auf der Zunge liegen) die Frage nach der Besicherung dieser Darlehen zu stellen. Das lernt ein Banklehrling im zweiten Lehrjahr, meine Damen und Herren Volksverrä..pardon vertreter. Das Problem liegt nämlich darin, dass der IWF immer nur die erste Rangstelle mit seinen Darlehen beansprucht.

Wenn diese bisher den Gläubigern der "alten Griechen-Anleihen" zustand oder vielleicht doch den direkten Bankkrediten, dann müssen diese im Rang zurücktreten, sonst gibt es nichts vom IWF. Das hieße, bei der unvermeidlichen Pleite nach dieser Insolvenzverschleppung, dass dann die alten Anleihen Argentinien-Standard haben werden und/oder die Banken ihre Direktdarlehen voll abschreiben dürfen. Was schlicht bedeuten würde, dass diese Kasinobanken dann wieder bei den Regierungen ihrer Länder antichambrieren werden, um neues Geld und neue Garantien zu erhalten. Wo bleibt da eigentlich noch die Sicherheit für die ganz neuen Darlehen, über die der Bundestag heute beschlossen hat. Im Pferderennsport heißt es wohl präziser "unter ferner liefen..."

Als ich für Sven Hermann und seine Beratungsgruppe vor nahezu zwei Jahren gemeinsam mit den Professoren Hankel, Ramb und Bocker über das Thema "Währungsreform" in Kassel referierte, hielten mich viele für leicht wahnwitzig. Heute lesen Sie in jeder Tageszeitung täglich das "W-Wort" in den Artikeln. Auch ein Beweis für meine Theorie der Toilettenspülung: Wir nähern uns in großen Schritten dem Zentrum des Geschehens.




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