Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Euphorie im Zuge des EU-Hilfspaketes

10.05.2010  |  Eugen Weinberg
Energie

Die EU hat sich am Sonntag zusammen mit dem IWF auf ein 750 Mrd. Euro schweres Hilfspaket zur Unterstützung finanzschwacher Euro-Länder geeinigt. Die Erleichterung darüber hat an den Finanzmärkten zu einem deutlichen Anspringen des Risikoappetits geführt, wovon am Morgen auch der Ölpreis profitiert. Der WTI-Preis kann gegenüber dem Wochenschluss um 4% auf über 78 USD je Barrel zulegen. Brentöl steigt wieder über die Marke von 81 USD. Kurzfristig dürfte die positive Stimmung anhalten und zu einer weiteren Erholung des Ölpreises beitragen, zumal die US-Arbeitsmarktdaten am Freitag mit einem stärker als erwartet ausgefallenen Stellenaufbau Hoffnungen auf eine Belebung der Ölnachfrage im weltgrößten Ölverbrauchsland schürten.

Die Preiserholung stellt aber lediglich eine technische Gegenbewegung nach den kräftigen Preisverlusten der vergangenen Tage dar. Die Fundamentaldaten zum Ölmarkt sprechen weiterhin für niedrigere Ölpreise. Dies bestätigen indirekt Äußerungen von OPEC-Generalsekretär al-Badri, wonach der Ölmarkt aufgrund der Überproduktion der OPEC überversorgt ist. Dass Fundamentaldaten bei der Preisentwicklung zuletzt nur eine untergeordnete Rolle spielten, verdeutlichen auch die Daten zur spekulativen Marktpositionierung. Die Netto-Long-Positionen der spekulativen Finanzanleger stiegen in der Woche zum 4. Mai um 8 Tsd. auf 154.982 Kontrakte. Der Preisanstieg auf ein 19-Monatshoch von 87 USD je Barrel Anfang vergangener Woche war also maßgeblich auf spekulative Finanzanleger zurückzuführen. Der Großteil des Preisrückgangs um mehr als 10 USD ist erst nach dem Stichtag erfolgt und dürfte sich daher erst in den Daten dieser Woche niederschlagen.


Edelmetalle

Der Goldpreis legt zu Wochenbeginn nach seinem fulminaten Anstieg der letzten Tage und Wochen eine Verschnaufpause ein. Mit knapp 1.200 USD je Feinunze hält er sich jedoch nach wie vor auf einem hohen Niveau. In Euro ausgedrückt hatte Gold am Freitag bei 960 EUR je Feinunze nochmals ein neues Allzeithoch markiert. Das gestern von den Mitgliedsländern des Euroraums beschlossene Stabilisierungsprogramm hat die Märkte zunächst beruhigt und zu einer Erholung des Euro beigetragen. Außerdem wird die Europäische Zentralbank Staatsanleihen aufkaufen. Diese Maßnahmen dürften den Goldpreis mittelfristig weiter unterstützen.

Die spekulativen Finanzanleger haben in der Woche zum 4. Mai ihre Netto-Long-Positionen bei Gold um weitere 2,3 Tsd. Kontrakte ausgebaut, was die Attraktivität von Gold als sicherem Hafen unterstreicht. Allein in den letzten fünf Wochen wurden diese um 60 Tsd. Kontrakte erhöht. Mit 207,8 Tsd. Kontrakten liegen die Netto-Long-Positionen nur noch rund 20 Tsd. Kontrakte unter dem Mitte Oktober verzeichneten Rekordhoch. Auch wenn kurzfristig Sorgen gedämpft wurden, bleiben langfristige Unsicherheiten über die Stabilität des Euroraums bestehen, was Gold tendenziell unterstützen sollte.

Open in new window


Industriemetalle

Die gestern von den EU-Staatschefs beschlossenen umfangreichen Finanzhilfen verhelfen den Metallpreisen zu einem guten Start in die neue Handelswoche. Diese können in der Spitze um bis zu 4,5% zulegen. Die spekulativen Finanzanleger haben in der Woche zum 4. Mai ihre Netto-Long-Positionen bei Kupfer um 6,7 Tsd. auf 15,7 Tsd. Kontrakte abgebaut. Da der starke Preisrückgang allerdings zum Großteil erst in der zweiten Wochenhälfte erfolgte, dürften die Netto-Long-Positionen weiter reduziert worden sein. Allein in den letzten vier Wochen wurden diese nahezu halbiert.

Gemäß Angaben der China Nonferrous Metals Industry Association könnte die Aluminiumproduktion in China in diesem Jahr um 15% auf 15 Mio. Tonnen steigen. Damit bleibt der Verband hinter anderen Schätzungen zurück, welche einen Anstieg auf bis zu 17 Mio. Tonnen prognostizieren. Die Schmelzkapazitäten dürften sich dem Verband zufolge deutlich vom letztjährigen Niveau von 20,6 Mio. Tonnen um 2-3 Mio. Tonnen erhöhen. Niedrige Baukosten und die vergleichsweise geringe Bürokratie tragen dazu bei, dass die Investitionen in neue Aluminiumprojekte in die Höhe geschnellt sind. Sollten diese Kapazitäten aktiviert werden, würde China maßgeblich zur Ausweitung des globalen Angebotsüberschusses beitragen und sich außerdem zum Netto-Exporteur von Aluminium entwickeln. China fängt somit einen Großteil der Kapazitäten auf, die z.B. in Europa aufgrund höherer Energiekosten auf absehbare Zeit wahrscheinlich geschlossen werden müssen. Wir stehen Aluminium weiter skeptisch gegenüber.


Agrarrohstoffe

Der Kakaopreis ist am Freitag in New York um 6% auf 3.000 USD je Tonne gefallen. Der Kakaopreis in London fiel ebenfalls um 3% auf 2329 GBP je Tonne. Da sich Kakao lange Zeit der Schwäche an den anderen Rohstoffmärkten entziehen konnte, bestand Korrekturpotenzial. Dabei dürfte auch eine Rolle gespielt haben, dass die Nachfrage der Kakaoverarbeiter in Europa aufgrund des hohen Preisniveaus und des schwächeren Euro gelitten hat. Preisstützende Nachrichten gibt es dagegen aus der Elfenbeinküste. Die Kakaolieferungen an die dortigen Häfen belaufen sich seit Beginn des Erntejahres im vergangenen Oktober auf 921.198 Tonnen. Das sind 3% weniger als vor einem Jahr.

Es ist somit zunehmend unwahrscheinlich, dass das Erntevolumen des Vorjahres noch erreicht werden kann. Die Ernte in der Elfenbeinküste leidet seit Jahren unter strukturellen Problemen wie einen alternden Bestand an Kakaobäumen, welche die Produktion auch in den kommenden Jahren beeinträchtigen dürften. Dies wird allerdings durch eine steigende Produktion im benachbarten Ghana ausgeglichen, welches in den kommenden Jahren seine Produktion um ein Drittel auf 1 Mio. Tonnen pro Jahr steigern will.


CFTC Daten: Netto-Long Positionen spekulativer Finanzanleger vs. Preis

Open in new window


CFTC Daten: Netto-Long Positionen spekulativer Finanzanleger vs. Preis

Open in new window


© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





Diese Ausarbeitung dient ausschließlich Informationszwecken und stellt weder eine individuelle Anlageempfehlung noch ein Angebot zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren oder sonstigen Finanzinstrumenten dar. Sie soll lediglich eine selbständige Anlageentscheidung des Kunden erleichtern und ersetzt nicht eine anleger- und anlagegerechte Beratung. Die in der Ausarbeitung enthaltenen Informationen wurden sorgfältig zusammengestellt. Eine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit kann jedoch nicht übernommen werden. Einschätzungen und Bewertungen reflektieren die Meinung des Verfassers im Zeitpunkt der Erstellung der Ausarbeitung und können sich ohne vorherige Ankündigung ändern.



Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"