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Gold: Endphase des Fiat-Experiments

11.05.2010  |  Clive Maund
Letzte Woche kam Gold neuen Höchstständen gegenüber dem Dollar sehr nahe, was bemerkenswert ist, da der Dollar kräftig anzog und der Aktienmarkt stark fiel. Die NYSE versuchte den fast 1.000-Punkte-Einbruch von Donnerstag als eine Art technische Panne zu erklären. Für uns ist es plausibler, dass es sich dabei zeitweise um nackte Panik handelte, welche, hätte sie sich entfaltet, wohl eher missliche Konsequenzen gehabt hätte - gelinde ausgedrückt.

Die Auswirkungen dieser hervorragenden Gold-Stärke sind immens, denn hier zeigt sich, dass Gold an einem Punkt ist, wo es nicht mehr darauf ankommt, was der Dollar und die Aktienmärkte machen - es steigt sowieso. Grund dafür ist, dass wir uns jetzt schnell auf die Endphase des globalen Fiat-Experiments zubewegen, welches unvermeidlich mit Durcheinander und Chaos zu Ende gehen wird.

Die Abschaffung des Goldstandards damals zu Zeiten Nixons war ein Freibrief für Verschwendung und Leichtsinnigkeit, der es den Politikern erlaubte, das Geldangebot exponential aufzublähen. Und jetzt sind wir an jenem Punkt, an dem es vertikal ansteigt - völlig außer Kontrolle - und unkontrollierbar, da jeder ernst gemeinte Versuch, einer "Eine- Minute-vor-12-Lösung" zu einem massiven Anstieg der Zinssätze und zu einer sofortigen deflationären Implosion führen würde.

Und da wir nun wissen, dass es nur eine Sache gibt, die Politiker und Weltführer mehr fürchten als Inflation und Hyperinflation - nämlich dass ihre Köpfe die Brüstungen der Präsidentenpaläste und der Regierungsgebäude schmücken, können wir logisch daraus schließen, dass sie versuchen werden, jedes ökonomische Problem durch massive Einspeisung elektronisch geschöpften Geldes zu lösen. Daher erwarten wir auch weiterhin eine massive Aufblähung des globalen Geldangebots.

Jetzt könnte man natürlich denken, die Möglichkeit der konstanten Steigerung des Geldangebots werde zur Inflation führen, welche die Preise für alles stetig in die Höhe treibt. Doch das stimmt nicht und man muss sich dafür als Beispiel nur den US-Immobilienmarkt der vergangen Jahre anschauen. Schon jetzt gibt es eine absurde Abkoppelung zwischen staatlichen Verpflichtungen und der Fähigkeit des Staates, diesen Verpflichtungen in Zukunft nachzukommen.

Das gilt ganz besonders für die USA, wo sich alles schon ganz und gar im Reich der Fantasie abspielt. Dies wird zur Lähmung der Wirtschaften führen und auf die einzelnen Steuerzahler werden massive Lasten zukommen, die sich wiederum in Form sinkender Unternehmensumsätze auswirken müssen, was wiederum einen Zusammenbruch der Preise von Vermögensanlagen nach sich zieht - und das, obgleich die Währungen nach wie vor aufgebläht werden.

Die Aussichten für die USA sind so wahnsinnig düster: Wäre das Land die letzten 10 oder 15 Jahre von den Marx Brothers, den Three Stooges oder selbst Monty Python regiert worden, so hätten auch sie keine apokalyptischeren Szenarien schaffen können.

Definieren wir also jetzt, was wir mit Endphase des globalen Fiat-Experiments meinen. Wenn sich Ökonomien von der Disziplin eines Goldstandards verabschieden und auf Fiat setzen, so geschieht die Ausweitung des Geldangebots anfänglich nur langsam und schrittweise.

Wenn sich die Politiker aber immer mehr mit den Folgen anfreunden können - Wachstumssteuerung der Wirtschaft, Finanzierung ambitionierter und generöser Projekte, um die Mehrheit der Bevölkerung glücklich zu halten - aber natürlich auch die Aufstockung der eigenen Gehälter - wenn all das mit der Ausweitung des Geldangebots herbeigezaubert werden kann, dann gewöhnt man sich immer mehr daran und wird immer abhängiger davon. Die Möglichkeiten, die sich durch die wunderbare Welt des Fiat-Geldes eröffneten, schienen grenzenlos, endlos und man gab der Versuchung nach, "zu sehen, was noch alles möglich ist".

Nichts macht Politiker populärer, als dem einfachen Volk sofortige Befriedigung und Belohnung zu garantieren - und warum sollten sie dann überhaupt noch Ersparnisse anlegen, so wie es ihre Großeltern noch gemacht hatten? Wie altertümlich, wie altmodisch - und vor allem nicht notwendig im neuen goldenen Zeitalter des Fiat. Man kann haben, was man will und das sofort - bezahlt werden kann später; und diese sofortige Nachfrage ist sicherlich gut für die Wirtschaft.

Wenn nun schon die Konsumenten nicht warten müssen, bis sie die Mittel haben, um sich etwas kaufen zu können, warum sollte dann nicht auch Gleiches für den Staat und die Unternehmen gelten? Die Folge dieser Philosophie, angewandt auf breiter Ebene, ist Verschuldung, massive Verschuldung.

Am Ende weitet sich die Verschuldung jedoch aus und erreicht schließlich die Grenzen der Bedienbarkeit, eine Unannehmlichkeit, die Kreditderivate hervorbrachte, welche die Pyramidisierung von Schulden erlaubten.

Wenn schon die Grenzen von Schulden ausgetestet wurden, warum nicht auch die Grenzen von Derivaten austesten? Und genau das passiert gerade, denn die Derivatemenge hat Stände erreicht, die jetzt wohl beim Sechsfachen des globalen BIPs liegen. Der Urknall-Theorie zufolge hat sogar das Universum Grenzen - oder hatte zumindest Grenzen, bevor es explodierte. Wer weiß, wo die Grenzen für Derivate liegen?

Vielleicht gibt es gar keine? Eine Sache ist jedoch sicher, man will diesen potentiellen Tag nicht erleben, an dem sich die kollektive Einsicht durchsetzt, dass dieses Zeug wertlos ist.


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