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Gold und Platin auf der Überholspur

17.05.2010  |  Eugen Weinberg
Der Goldpreis kann auf breiter Front zulegen und in US-Dollar und Euro neue Rekordstände verzeichnen. Diese Entwicklung ist auf das erhöhte Sicherheitsbedürfnis der Anleger zurückzuführen, was sich in markanten ETF-Zuflüssen niederschlägt. Ein Großteil dieser Zuflüsse dürfte nachhaltig sein. Wir haben deshalb unsere Preisprognose für Ende 2010 auf 1.250 USD je Feinunze angehoben. Im Zuge der wirtschaftlichen Erholung und der seit Jahresbeginn hohen Investmentnachfrage sind auch die Preise für Platin und Palladium deutlich gestiegen. In den nächsten Monaten dürften die Fundamentaldaten, vor allem die von uns erwarteten Probleme auf der Angebotsseite, in den Mittelpunkt des Interesses rücken und den Preisen neue Unterstützung geben. Wir passen daher unsere Prognosen ebenfalls nach oben an.

Trotz eines auf breiter Front aufwertenden US-Dollar verzeichnete Gold bei knapp 1.250 USD je Feinunze ein neues Rekordhoch. Eine positive Korrelation zwischen Gold und US-Dollar ist gewöhnlich nur in Ausnahmefällen wie im Zuge der Finanzkrise Anfang 2009 und nach der Bekanntgabe der Goldkäufe durch die indische Zentralbank im Herbst 2009 zu beobachten. Auch in anderen Währungen wie Euro, Pfund und Franken erreichte Gold neue Rekordstände (Grafik 1).

Besonders ausgeprägt ist die Preisentwicklung in Euro: Kostete Gold im ersten Quartal noch durchschnittlich 800 Euro je Feinunze, sind es mittlerweile 1.000 Euro. Gold profitiert dabei von seiner Rolle als sicherer Hafen. Diesmal ist es die Furcht vor einer Ausbreitung der Schuldenkrise in der Eurozone, welche die Anleger in das gelbe Metall treibt.

Der weltgrößte Gold-ETF, SPDR Gold Trust, vermeldete in den letzten drei Wochen einen Anstieg seiner Goldbestände um 70 Tonnen, an einzelnen Tag waren es sogar 17-20 Tonnen (Grafik 2, Seite 2). Andere ETF-Anbieter wie ETF Securities verzeichneten zuletzt ebenfalls kräftige Zuflüsse. Die von EU und IWF beschlossenen Hilfsmaßnahmen dürften die Nachfrage nach Gold weiter anheizen. Denn die in Aussicht gestellten milliardenschweren Kreditgarantien dürften mittel- bis langfristig die Inflationsrisiken erhöhen. Dazu kommt, dass die Glaubwürdigkeit und das Vertrauen in die EZB durch die angekündigten Ankäufe von Anleihen in Schwierigkeiten geratener Euro-Länder Schaden nehmen dürfte.

Der US-Dollar birgt aufgrund der ausufernden öffentlichen Verschuldung in den USA ebenfalls Risiken. Angesichts dieser Entwicklung setzen auch die spekulativen Finanzanleger wieder verstärkt auf steigende Goldpreise. Die Netto-Long-Positionen weiteten sich in den letzten fünf Wochen um 60 Tsd. auf knapp 210 Tsd. Kontrakte aus. Sie liegen damit nur noch knapp unter dem im Oktober vergangenen Jahres verzeichneten Rekordhoch.

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Zusätzlich erhält der Preis unterschwellig Unterstützung durch angebotsseitige Faktoren: Die im Zentralbankgoldabkommen (CBGA) angeschlossenen europäischen Zentralbanken haben laut WGC in den ersten sechs Monaten des laufenden Vertragsjahres weniger als 2 Tonnen Gold verkauft. 24 weitere Tonnen entfielen auf die Markt-Verkäufe des IWF. Das Verkaufsvolumen des Vorjahres von 150 Tonnen dürfte daher nur erreicht werden, wenn der IWF den Großteil seiner noch zum Verkauf stehenden Bestände von knapp 170 Tonnen bis Ende September komplett über den Markt abwickelt. Dies erachten wir als unwahrscheinlich. Die vom CBGA maximal erlaubte Obergrenze von 400 Tonnen dürfte in jedem Fall auch in diesem Jahr erneut deutlich unterschritten werden. Zudem muss zur Jahresmitte mit Produktionsausfällen in Südafrika gerechnet werden (siehe dazu auch Platin weiter unten). Das Land stellt trotz einer seit Jahren rückläufigen Goldproduktion noch immer knapp 10% des weltweiten Minenangebots.

Wir haben aufgrund der aktuellen Entwicklung unsere Preisprognose angehoben und rechnen nun mit einem Goldpreis von 1.250 USD je Feinunze am Jahresende. Zwischenzeitlich ist aufgrund des hohen Anlegerinteresses auch ein weiterer Anstieg auf 1.300 USD möglich. Erst wenn die Investmentnachfrage an Dynamik verliert, ist mit einem zwischenzeitlichen Preisrückgang zu rechnen. Denn das hohe Preisniveau dürfte sichtbare Bremsspuren bei der Schmucknachfrage hinterlassen und zudem einen weiteren Anstieg des Angebots von Altgold zur Folge haben. Gegen einen deutlichen Preisrückgang sprechen die o.g. Faktoren. Einen nachhaltigen Anstieg über 1.300 USD je Feinunze erwarten wir erst im nächsten Jahr.





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