Scharfe Preiskorrektur bei den Edelmetallen
20.05.2010 | Eugen Weinberg
Energie
Der WTI-Ölpreis handelt am Morgen leicht erholt bei 70,5 USD, nachdem gestern Tiefstkurse von 68 USD erreicht wurden. Unterstützung liefert vor allem der nachgebende US-Dollar. Zudem dürften einige Marktteilnehmer ein Preisniveau von weniger als 70 USD als Kaufgelegenheit erachtet haben. Heute mit Handelsschluss läuft der Juni-Kontrakt bei WTI aus. Der Juli-Kontrakt, welcher ab morgen als nächstfälliger Terminkontrakt gehandelt wird, weist derzeit einen Preisaufschlag von 2,5 USD auf, nachdem es gestern sogar 3,5 USD waren. Die Differenz dürfte sich im Handelsverlauf weiter verringern. Da dieser Effekt rein technischer Natur ist, dürfte die Preiserholung nicht nachhaltig sein, solange der Gegenwind von den Finanzmärkten anhält und die Fundamentaldaten eine anhaltende Überversorgung anzeigen.
Die US-Rohöllagerbestände stiegen in der vergangenen Woche laut US-Energieministerium zum fünfzehnten Mal in den vergangenen 16 Wochen, auch wenn der Lageraufbau mit 160 Tsd. Barrel geringer ausfiel als erwartet. Die Vorräte an Benzin und Destillaten verzeichneten sogar Rückgänge, was vor allem auf eine geringere Raffinerieauslastung zurückzuführen war und nicht auf eine gestiegene Nachfrage. Die Rohöllagerbestände in Cushing stiegen um weitere 900 Tsd. Barrel auf einen neuen Rekordstand von 37,9 Mio. Barrel. Dies spricht für eine erneute Ausweitung der Preisdifferenz zwischen den beiden nächstfälligen WTI-Kontraktes nach der Kontraktumstellung. Auch der Preisaufschlag von Brent gegenüber WTI dürfte erhalten bleiben.
Edelmetalle
Gold fällt am Morgen auf 1.182 USD je Feinunze, was einem Minus von knapp 3% in den vergangenen 24 Stunden entspricht. Der Goldpreis in Euro gibt seit gestern um mehr als 4% auf 955 EUR je Feinunze nach. Der Preisrückgang dürfte auf Gewinnmitnahmen spekulativer Anleger zurückzuführen sein, während die langfristig orientierten Anleger weiterhin Gold akkumulieren. Die Goldbestände von SPDR Gold Trust stiegen gestern um weitere 3 Tonnen auf einen Rekordstand von 1.220 Tonnen. Der größte europäische Anbieter ETF Securities meldet für letzte Woche den größten Wochenzufluss in seine Gold-ETFS aller Zeiten, wobei insbesondere die europäischen ETFs Zuflüsse verzeichneten. Die weiterhin robuste ETF-Nachfrage dürfte einem anhaltenden Preisrückgang entgegenstehen.
Nachdem der Palladiumpreis gestern bereits 8% einbüßte, fällt er heute Morgen weiter und notierte bei 440 USD je Feinunze, den tiefsten Stand seit Anfang März. Als Grund können auch hier Gewinnmitnahmen spekulativer Anleger vermutet werden. Die spekulativen Netto-Long-Positionen bei Palladium erreichten mit 16.185 offenen Kontrakten in der vergangenen Woche ein neues Allzeithoch. Nach dem Preisrückgang könnten sich nun attraktive Einstiegsgelegenheiten ergeben. So meldet der weltgrößte Palladiumproduzenten Norilsk Nickel, dass die staatlichen Lagerbestände in Russland ausgeschöpft sind. Nicht zuletzt dank der russischen Lagerverkäufe befand sich der Palladiummarkt in den letzten Jahren ständig in einem Angebotsüberschuss, was den Palladiumpreis lange Zeit deckelte.
Industriemetalle
Nachdem die Industriemetalle gestern erneut unter Druck gerieten, können sie heute Morgen leicht zulegen. Für Beruhigung sorgen die Stabilisierung des Euro und der in den letzten Tagen eher seitwärts tendierende chinesische Aktienmarkt. Aber auch die metallmarktspezifischen Nachrichten geben teilweise Unterstützung.
So wies beispielsweise der Kupfermarkt nach den gestern veröffentlichten Daten des World Bureau of Metal Statistics (WBMS) im März ein Angebotsdefizit aus, nachdem in den zwei Monaten zuvor noch ein Überschuss zu verzeichnen war. Ausschlaggebend war eine kräftige Zunahme der chinesischen Kupfernachfrage, welche sich schon mit den Einfuhrzahlen für März abgezeichnet hatte. Dazu passt auch der seit Ende Februar zu verbuchende Abbau der LME Kupferlagerbestände. Sie fielen gestern leicht um weitere 925 Tonnen auf den niedrigsten Stand seit dem 22. Dezember. Von der Spitze Mitte Februar wurden diese um gut 70 Tsd. Tonnen bzw. 12% abgebaut.
Ebenfalls preisstützend ist die LME-Lagerentwicklung bei Zinn. Gestern war zwar ein leichter Aufbau zu verzeichnen, aber im Vergleich zu Ende Januar sind die Vorräte um 25% geschrumpft. Auch die Tatsache, dass die Zahl der offenen Positionen nach dem Hoch Mitte letzten Jahres deutlich zurückgegangen ist und damit ein geringeres spekulatives Interesse signalisiert, erklärt die relative Stabilität in den letzen Tagen: Der Zinnpreis gab seit Mitte April nur knapp 9% ab und tendiert in Euro sogar seitwärts.
Agrarrohstoffe
Die weltweite Kaffeeproduktion dürfte nach Angaben der Neumann Kaffeegruppe (NKG), dem weltweit führenden Rohkaffeedienstleister, im Erntejahr 2010/11 um 19% auf 147,9 Mio. Sack a 60 kg steigen. Grund für den erwarteten Produktionsanstieg sind steigende Kaffeeernten in Brasilien und Kolumbien. Für Brasilien erwartet NKG einen Produktionsanstieg auf 59,7 Mio. Sack. Damit ist man deutlich optimistischer als die brasilianische Regierung, die ein Produktionsvolumen von 47 Mio. Sack erwartet.
Brasilien durchläuft 2010/11 im Rahmen des Zweijahreszyklus ein ertragsstarkes Erntejahr. Die Kaffeeproduktion in Kolumbien soll nach zwei äußerst enttäuschenden Erntejahren wieder auf etwas mehr als 10 Mio. Sack steigen, damit aber hinter dem Niveau von 12 Mio. Sack zurückbleiben, welches noch vor wenigen Jahren erzielt wurde. Der weltweite Verbrauch wird von NKG auf 130-131 Mio. Sack geschätzt. Der daraus resultierende Angebotsüberschuss von bis zu 17 Mio. Sack dürfte zu einem Aufbau der in den letzten Jahren stark abgeschmolzenen weltweiten Lagerbestände beitragen. Allein zwischen September und März sollen die weltweiten Kaffeevorräte um 5,9 Mio. Sack auf nur noch 20,5 Mio. Sack zurückgegangen sein.
Die niedrigen Lagerbestände und das weiterhin knappe Angebot an hochwertigen Arabicabohnen spricht trotz des zu erwartenden Angebotsüberschusses für einen Anstieg der Kaffeepreise. Wir erwarten einen Preisanstieg auf 145 US-Cents je Pfund bis zum Jahresende.
DOE Daten: US-Lagerbestände Rohöl, Ölprodukte und Erdgas
Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat
© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst
Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets
Diese Ausarbeitung dient ausschließlich Informationszwecken und stellt weder eine individuelle Anlageempfehlung noch ein Angebot zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren oder sonstigen Finanzinstrumenten dar. Sie soll lediglich eine selbständige Anlageentscheidung des Kunden erleichtern und ersetzt nicht eine anleger- und anlagegerechte Beratung. Die in der Ausarbeitung enthaltenen Informationen wurden sorgfältig zusammengestellt. Eine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit kann jedoch nicht übernommen werden. Einschätzungen und Bewertungen reflektieren die Meinung des Verfassers im Zeitpunkt der Erstellung der Ausarbeitung und können sich ohne vorherige Ankündigung ändern.
Der WTI-Ölpreis handelt am Morgen leicht erholt bei 70,5 USD, nachdem gestern Tiefstkurse von 68 USD erreicht wurden. Unterstützung liefert vor allem der nachgebende US-Dollar. Zudem dürften einige Marktteilnehmer ein Preisniveau von weniger als 70 USD als Kaufgelegenheit erachtet haben. Heute mit Handelsschluss läuft der Juni-Kontrakt bei WTI aus. Der Juli-Kontrakt, welcher ab morgen als nächstfälliger Terminkontrakt gehandelt wird, weist derzeit einen Preisaufschlag von 2,5 USD auf, nachdem es gestern sogar 3,5 USD waren. Die Differenz dürfte sich im Handelsverlauf weiter verringern. Da dieser Effekt rein technischer Natur ist, dürfte die Preiserholung nicht nachhaltig sein, solange der Gegenwind von den Finanzmärkten anhält und die Fundamentaldaten eine anhaltende Überversorgung anzeigen.
Die US-Rohöllagerbestände stiegen in der vergangenen Woche laut US-Energieministerium zum fünfzehnten Mal in den vergangenen 16 Wochen, auch wenn der Lageraufbau mit 160 Tsd. Barrel geringer ausfiel als erwartet. Die Vorräte an Benzin und Destillaten verzeichneten sogar Rückgänge, was vor allem auf eine geringere Raffinerieauslastung zurückzuführen war und nicht auf eine gestiegene Nachfrage. Die Rohöllagerbestände in Cushing stiegen um weitere 900 Tsd. Barrel auf einen neuen Rekordstand von 37,9 Mio. Barrel. Dies spricht für eine erneute Ausweitung der Preisdifferenz zwischen den beiden nächstfälligen WTI-Kontraktes nach der Kontraktumstellung. Auch der Preisaufschlag von Brent gegenüber WTI dürfte erhalten bleiben.
Edelmetalle
Gold fällt am Morgen auf 1.182 USD je Feinunze, was einem Minus von knapp 3% in den vergangenen 24 Stunden entspricht. Der Goldpreis in Euro gibt seit gestern um mehr als 4% auf 955 EUR je Feinunze nach. Der Preisrückgang dürfte auf Gewinnmitnahmen spekulativer Anleger zurückzuführen sein, während die langfristig orientierten Anleger weiterhin Gold akkumulieren. Die Goldbestände von SPDR Gold Trust stiegen gestern um weitere 3 Tonnen auf einen Rekordstand von 1.220 Tonnen. Der größte europäische Anbieter ETF Securities meldet für letzte Woche den größten Wochenzufluss in seine Gold-ETFS aller Zeiten, wobei insbesondere die europäischen ETFs Zuflüsse verzeichneten. Die weiterhin robuste ETF-Nachfrage dürfte einem anhaltenden Preisrückgang entgegenstehen.
Nachdem der Palladiumpreis gestern bereits 8% einbüßte, fällt er heute Morgen weiter und notierte bei 440 USD je Feinunze, den tiefsten Stand seit Anfang März. Als Grund können auch hier Gewinnmitnahmen spekulativer Anleger vermutet werden. Die spekulativen Netto-Long-Positionen bei Palladium erreichten mit 16.185 offenen Kontrakten in der vergangenen Woche ein neues Allzeithoch. Nach dem Preisrückgang könnten sich nun attraktive Einstiegsgelegenheiten ergeben. So meldet der weltgrößte Palladiumproduzenten Norilsk Nickel, dass die staatlichen Lagerbestände in Russland ausgeschöpft sind. Nicht zuletzt dank der russischen Lagerverkäufe befand sich der Palladiummarkt in den letzten Jahren ständig in einem Angebotsüberschuss, was den Palladiumpreis lange Zeit deckelte.
Industriemetalle
Nachdem die Industriemetalle gestern erneut unter Druck gerieten, können sie heute Morgen leicht zulegen. Für Beruhigung sorgen die Stabilisierung des Euro und der in den letzten Tagen eher seitwärts tendierende chinesische Aktienmarkt. Aber auch die metallmarktspezifischen Nachrichten geben teilweise Unterstützung.
So wies beispielsweise der Kupfermarkt nach den gestern veröffentlichten Daten des World Bureau of Metal Statistics (WBMS) im März ein Angebotsdefizit aus, nachdem in den zwei Monaten zuvor noch ein Überschuss zu verzeichnen war. Ausschlaggebend war eine kräftige Zunahme der chinesischen Kupfernachfrage, welche sich schon mit den Einfuhrzahlen für März abgezeichnet hatte. Dazu passt auch der seit Ende Februar zu verbuchende Abbau der LME Kupferlagerbestände. Sie fielen gestern leicht um weitere 925 Tonnen auf den niedrigsten Stand seit dem 22. Dezember. Von der Spitze Mitte Februar wurden diese um gut 70 Tsd. Tonnen bzw. 12% abgebaut.
Ebenfalls preisstützend ist die LME-Lagerentwicklung bei Zinn. Gestern war zwar ein leichter Aufbau zu verzeichnen, aber im Vergleich zu Ende Januar sind die Vorräte um 25% geschrumpft. Auch die Tatsache, dass die Zahl der offenen Positionen nach dem Hoch Mitte letzten Jahres deutlich zurückgegangen ist und damit ein geringeres spekulatives Interesse signalisiert, erklärt die relative Stabilität in den letzen Tagen: Der Zinnpreis gab seit Mitte April nur knapp 9% ab und tendiert in Euro sogar seitwärts.
Agrarrohstoffe
Die weltweite Kaffeeproduktion dürfte nach Angaben der Neumann Kaffeegruppe (NKG), dem weltweit führenden Rohkaffeedienstleister, im Erntejahr 2010/11 um 19% auf 147,9 Mio. Sack a 60 kg steigen. Grund für den erwarteten Produktionsanstieg sind steigende Kaffeeernten in Brasilien und Kolumbien. Für Brasilien erwartet NKG einen Produktionsanstieg auf 59,7 Mio. Sack. Damit ist man deutlich optimistischer als die brasilianische Regierung, die ein Produktionsvolumen von 47 Mio. Sack erwartet.
Brasilien durchläuft 2010/11 im Rahmen des Zweijahreszyklus ein ertragsstarkes Erntejahr. Die Kaffeeproduktion in Kolumbien soll nach zwei äußerst enttäuschenden Erntejahren wieder auf etwas mehr als 10 Mio. Sack steigen, damit aber hinter dem Niveau von 12 Mio. Sack zurückbleiben, welches noch vor wenigen Jahren erzielt wurde. Der weltweite Verbrauch wird von NKG auf 130-131 Mio. Sack geschätzt. Der daraus resultierende Angebotsüberschuss von bis zu 17 Mio. Sack dürfte zu einem Aufbau der in den letzten Jahren stark abgeschmolzenen weltweiten Lagerbestände beitragen. Allein zwischen September und März sollen die weltweiten Kaffeevorräte um 5,9 Mio. Sack auf nur noch 20,5 Mio. Sack zurückgegangen sein.
Die niedrigen Lagerbestände und das weiterhin knappe Angebot an hochwertigen Arabicabohnen spricht trotz des zu erwartenden Angebotsüberschusses für einen Anstieg der Kaffeepreise. Wir erwarten einen Preisanstieg auf 145 US-Cents je Pfund bis zum Jahresende.
DOE Daten: US-Lagerbestände Rohöl, Ölprodukte und Erdgas
Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat
© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst
Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets
Diese Ausarbeitung dient ausschließlich Informationszwecken und stellt weder eine individuelle Anlageempfehlung noch ein Angebot zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren oder sonstigen Finanzinstrumenten dar. Sie soll lediglich eine selbständige Anlageentscheidung des Kunden erleichtern und ersetzt nicht eine anleger- und anlagegerechte Beratung. Die in der Ausarbeitung enthaltenen Informationen wurden sorgfältig zusammengestellt. Eine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit kann jedoch nicht übernommen werden. Einschätzungen und Bewertungen reflektieren die Meinung des Verfassers im Zeitpunkt der Erstellung der Ausarbeitung und können sich ohne vorherige Ankündigung ändern.