China drückt Rohstoffpreise
25.04.2012 | Adam Hamilton
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Da die Rohstoffe Mitte Dezember jedoch einen unglaublich großen Überhang an Verkaufspositionen hatten, verblieben größtenteils Käufer. Aus diesem Grund kam es aufgrund der SPX-Rally letztendlich zu einer CCI-Rally. Die chinesischen Aktien erlebten Anfang Januar ihr Tief und folgten anschließend dem CCI und dem SSEC. Erneut konnte sich die Wechselbeziehung zwischen den Indexen beweisen, wobei der SPX voranging. Leider entfernten sich der CCI und der SSEC Anfang März vom steigenden SPX. Ein Grund dafür war die Prognose des chinesischen Premierministers Wen Jiabao, dass sich das Wirtschaftswachstum im Jahr 2012 auf ein 8-Jahres-Tief von „nur“ 7,5 Prozent belaufen werde. Ich persönlich habe diese Schätzung nicht ernst genommen. Ein Wachstum von 7,5 Prozent ist im absoluten Sinne für die zweitgrößte Wirtschaftsmacht der Welt immer noch bemerkenswert.
Genau ein Jahr zuvor prognostizierte Wen Jiabao ein Wachstum von nur 8,0 Prozent im Jahr 2011, was für einen Rohstoff-Sell-Off sorgte. Letztendlich belief es sich jedoch auf 9,2 Prozent. Wie jeder kluge Manager hat der Premier die Erwartungen gering gehalten und ein schönes, einfach zu erreichendes Ziel gesetzt, sodass ihn alle für ein erfolgreiches Staatsoberhaupt halten. Nichtsdestotrotz fiel der CCI an jenem Tag um 1,7 Prozent.
Im Laufe des Monats erreichten die CCI- und SSEC-Verkäufe ihren Höhepunkt. Angesichts der SPX-Rally im März war dies kaum zu glauben. Die Abweichung ergab wirklich keinen Sinn und wurde ausschließlich von der Marktstimmung hervorgerufen. Seit wann ist ein Wachstum von 8,1 Prozent, wie China es im ersten Quartal erzielt hat, eine Enttäuschung?
Ende März schaffte es der Shanghai Comp endlich wieder, zu steigen und erlebt seitdem trotz des beachtlichen Rückzugs der US-amerikanischen Aktienmärkte im April einen starken Aufschwung. Leider folgten die Rohstoffe nicht den SSEC-Tendenzen, was wahrscheinlich auf die trübe Stimmung aufgrund der Divergenz zurückzuführen ist. Sell-Offs führen oft ein Eigenleben, bis alle in Angst versetzten Händler verkauft haben.
Nicht nur die Rohstoffe bleiben weit hinter dem SPX zurück, sondern auch die chinesischen Aktien. Die US-amerikanische Wirtschaft schafft es kaum, ein BIP-Wachstum von 3 Prozent zu erzielen, Chinas Wirtschaftswachstum liegt bei über 8 Prozent und dennoch geht es den US-amerikanischen Aktien prächtig, während die chinesischen Aktien im Keller sind? Das ergibt überhaupt keinen Sinn und ist sicherlich nicht von langer Dauer. Die erhebliche Divergenz zwischen dem SSEC und dem SPX, die sich seit Dezember durchgesetzt hat, wird schon bald ein Ende haben.
Und wenn die chinesischen Aktienmärkte einen Anstieg erleben, um mit dem enormen Aufschwung der USA mitzuhalten, werden die westlichen Händler nicht mehr der Meinung sein, dass die chinesische Wirtschaft rückläufig ist. Lokale Aktienmärkte weltweit beeinflussen heimische und ausländische Händler bezüglich ihrer Wahrnehmung der jeweiligen Wirtschaft. Wenn die längst überfällige SSEC-Rally die Lücke zum SPX schließt, sollte sich der Gegenwind der chinesischen Rohstoffe angesichts des erheblich überverkauften SPX, der reif für eine Rally ist, in einen heftigen Rückenwind verwandeln.
Die Lücke zwischen dem SSEC- und SPX-Verlauf nach der Korrektur ist ziemlich groß, aber der kurzfristige Chart zeigt nicht einmal annähernd die ganze Geschichte. Deshalb habe ich einen zweiten Chart erstellt, wobei das SPX-Bärenmarkttief von März 2009 als Basis dient. Der chinesische Aktienindex ist zu Beginn dieses Jahres fast bis auf Panikwerte gefallen! Dies hat weitreichende Folgen für den CCI.