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Palladiumpreis verliert 20% in zwei Tagen

21.05.2010  |  Eugen Weinberg
Energie

Der WTI-Ölpreis fiel gestern kurz vor Auslaufen des Juni-Kontraktes auf 64 USD je Barrel, den niedrigsten Stand seit knapp 10 Monaten. Nach der Umstellung auf den Juli-Kontrakt notiert WTI wieder bei 70 USD. Der Preisaufschlag von Brent gegenüber WTI hat sich auf nur noch einen US-Dollar eingeengt. Offensichtlich bestehen Befürchtungen, dass die angekündigten fiskalischen Konsolidierungsmaßnahmen das Wirtschaftswachstum und die Ölnachfrage in Europa stark bremsen könnten. Die Entwicklung der US-Lagerbestände in Cushing spricht für eine erneute Ausweitung der Preisdifferenz zugunsten von Brent. So berichtet der Energiedatenanbieter Genscape, dass die Vorräte in Cushing in der Woche zum 18. Mai um weitere 500 Tsd. Barrel auf ein Rekordniveau von 39,46 Mio. Barrel gestiegen sind. Dies lässt für diese Woche einen weiteren Lageraufbau erwarten, welche vom US-Energieministerium in der kommenden Woche veröffentlicht werden.

Die OPEC weitet unterdessen ihr Angebot weiter aus. Die Öllieferungen der OPEC sollen in den vier Wochen zum 5. Juni laut der Beratungsfirma Oil Movement um 1,2% auf 23,53 Mio. Barrel pro Tag steigen. Angesichts des rapiden Preisverfalls dürfte der Druck auf die OPEC-Mitglieder zunehmen, die Überproduktion zurückzufahren. Der OPEC-Basketpreis liegt nur noch knapp innerhalb des inoffiziellen OPEC-Zielkorridors von 70-80 USD je Barrel und droht erstmals seit Anfang Februar aus dieser Spanne nach unten herauszufallen.

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Die US-Erdgaslagerbestände sind in der vergangenen Woche um 76 Mrd. Kubikfuß gestiegen. Dies lag im Rahmen der Erwartungen, aber unterhalb des 5-Jahresdurchschnitts von 90 Mrd. Kubikfuß. Der Lagerüberhang verringerte sich daraufhin auf 16,6%.


Edelmetalle

Der deutlich gestiegene Euro setzte die Edelmetalle unter Druck. Der Goldpreis in Euro fiel über Nacht um 3,5% auf 930 EUR je Feinunze. Der Goldpreis in US-Dollar fällt dagegen "nur" 2% auf 1.170 USD je Feinunze. Somit ist der ungewöhnliche negative Zusammenhang zwischen dem Euro und Gold weiterhin gegeben. Der Silberpreis verzeichnete gestern Verluste von 3%, der Platinpreis gab um knapp 6% nach. Der Preis für eine Feinunze Palladium fiel zeitweise um mehr als 10% unter die Marke von 400 USD je Feinunze, den niedrigsten Stand seit Anfang Februar. Allein in den letzten zwei Handelstagen verlor der Palladiumpreis knapp 20%. Es bestehen Befürchtungen, die Schuldenkrise in der Eurozone könnte sich negativ auf die Weltkonjunktur auswirken, wodurch sich die Nachfrage nach Palladium verringern würde. Dies nehmen Spekulanten offensichtlich zum Anlass, Gewinne mitzunehmen.

Allerdings scheinen erste Marktteilnehmer die niedrigeren Preise als Kaufgelegenheit zu erachten. So vermeldete der US-Palladium-ETF von ETF Securities Zuflüsse in Höhe von 40,000 Unzen. Diese Entwicklung zeigt, dass mittel- und langfristige Investoren weiterhin Palladium nachfragen. Entscheidend über künftige Preisentwicklungen wird sein, ob Konjunkturängste oder die Investmentnachfrage überwiegen.


Industriemetalle

Die Industriemetalle zeigten sich in den letzten Tagen verglichen mit den anderen Rohstoffsektoren relativ stabil. Kupfer kann sich heute wieder auf über 6,600 USD je Tonne erholen. Unterstützend sind die jüngsten Importzahlen aus China. Zwar lagen die Einfuhren raffinierten Kupfers 8% unter denen vom März, das waren aber noch immer 50% mehr als im Durchschnitt von Januar und Februar bzw. 30% über dem Monatsdurchschnitt der 2. Jahreshälfte 2009. Der Rückgang der Kupferpreise an der LME hat zudem die Importanreize verstärkt, denn die Shanghai Kassapreise in USD haben den Preisrutsch an der LME nicht im gleichen Ausmaß nachvollzogen.

Das Kaufverhalten der Chinesen war auch in der Vergangenheit sehr preissensitiv. Auch die heute veröffentlichten Lagerzahlen aus Shanghai sind preisstützend: Demnach sind die Vorräte von dem Rekordhoch Ende April weiter gefallen. Sie sanken um weitere 5,300 Tonnen auf knapp 168 Tsd. Tonnen; damit liegen sie gut 11% niedriger als in der Spitze.

Bemerkenswert an den chinesischen Handelszahlen ist darüber hinaus der starke Anstieg der Aluminiumexporte: China weist damit erstmals seit Ende 2008 wieder einen deutlichen Exportüberschuss bei unverarbeitetem Aluminium und Aluminiumlegierungen aus. Bei den anderen Industriemetallen Nickel, Blei und Zink ziehen die Nettoimporte im April leicht an.


Agrarrohstoffe

Der International Grains Council (IGC) hat gestern neue Angebots- und Nachfrageschätzungen für das Erntejahr 2010/11 veröffentlicht. Die Prognose für die weltweite Maisproduktion wurde vom IGC vor allem dank einer höheren US-Ernteschätzung um 13 Mio. auf einen Rekordwert von 822 Mio. Tonnen nach oben revidiert. Dennoch dürfte der globale Maismarkt im kommenden Erntejahr erneut ein Defizit aufweisen. Denn gleichzeitig soll auch der weltweite Maisverbrauch getrieben durch einen höheren Futtermittelbedarf und eine weiter steigende Industrienachfrage auf 826 Mio. Tonnen steigen, 8 Mio. Tonnen mehr als bislang erwartet. Entsprechend wird mit einem weiteren Rückgang der Lagerbestände auf 142 Mio. Tonnen gerechnet.

Ganz anders ist die Marktsituation bei Weizen. Die weltweite Weizenproduktion soll im Vergleich zum Vorjahr um 16 Mio. auf 660 Mio. Tonnen zurückgehen. Trotz des Produktionsrückgangs und eines erwarteten Anstiegs des weltweiten Weizenkonsums um 7 Mio. auf 654 Mio. Tonnen Tonnen wird vom IGC aber noch immer ein Angebotsüberschuss erwartet. Entsprechend wird mit einem Anstieg der weltweiten Weizenvorräte auf ein 9-Jahreshoch von 201 Mio. Tonnen gerechnet. Die Weizenvorräte im größten Exportland USA sollen sogar ein 23-Jahreshoch erreichen. Die gegensätzlichen fundamentalen Entwicklungen von Mais und Weizen sollten sich auch in der Preisentwicklung widerspiegeln.


Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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