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Spekulanten setzen verstärkt auf fallende Ölpreise

25.05.2010  |  Eugen Weinberg
Energie

Der WTI-Ölpreis ist am Morgen unter die Marke von 68 USD je Barrel gefallen. Ein erneuter Anstieg der Risikoaversion und der deutlich festere US-Dollar trugen zum Preisrückgang bei. Der Brentölpreis fällt erstmals seit Anfang Februar unter die Marke von 70 USD. Der massive Preisrückgang der vergangenen Wochen macht sich auch in der Marktpositionierung der spekulativen Finanzanleger bemerkbar. Diese haben in der Woche zum 18. Mai ihre Netto-Long-Positionen bei WTI um 45 Tsd. auf 88.414 Kontrakte reduziert, den niedrigsten Stand seit Ende September. Innerhalb der letzten zwei Wochen haben sich die Netto-Long-Positionen somit nahezu halbiert.

Kurzfristig dürfte dieser Trend anhalten, zumal der starke Anstieg der WTI-Terminkurve das Eingehen von Short-Positionen attraktiv macht. So stiegen die WTI-Short-Positionen in der Woche um 18. Mai um mehr als 30 Tsd. auf über 100 Tsd. Kontrakte, den höchsten Stand seit 13 Monaten. Parallel dazu wurden die spekulativen Netto-Short-Positionen bei Erdgas um 16,2 Tsd. auf 136.634 Kontrakte abgebaut, was auf eine Rückabwicklung von Long Öl/Short Gas-Handelsstrategien hindeutet.

Die OPEC ist laut dem kuwaitischen Ölminister nicht besorgt über den Preisrückgang und plant auch nicht, ein außerplanmäßiges Treffen einzuberufen. Stattdessen soll auf eine größere Quotendisziplin der Mitglieder hingewirkt werden. Diese war in den letzten Monaten auf nur noch 50% gefallen. China dürfte auch in den kommenden Jahren die tragende Säule des Wachstums der globalen Ölnachfrage bleiben. Laut dem größten chinesischen Ölverarbeiter Sinopec wird China seine jährlichen Raffineriekapazitäten in den nächsten fünf Jahren auf 750 Mio. Tonnen erhöhen. Dies entspricht einem Anstieg um 50% verglichen mit den Kapazitäten in diesem Jahr.

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Edelmetalle

Der Goldpreis ist gestern trotz eines deutlich festeren US-Dollar um 1,2% auf 1.192 USD je Feinunze gestiegen. In Euro ausgedrückt konnte der Goldpreis sogar um knapp 3% auf 964 EUR je Feinunze zulegen. Die Erholung kann durch eine anhaltende Nachfrage nach Gold als "sicherer Hafen" erklärt werden, welche durch die Schuldenkrise im Euroraum weiter vorangetrieben wird. So vermeldet der weltgrößte Gold ETF, SPDR Gold Trust, für gestern erneut Zuflüsse von knapp 17 Tonnen Gold. Die Netto-Long-Positionen der spekulativen Finanzanleger stiegen in der Woche zum 18. Mai um 2,3 Tsd. auf 219.795 Kontrakte und nähern sich somit dem im Oktober verzeichneten Allzeithoch.

Der Silberpreis, welcher für gewöhnlich überproportional die Preisentwicklung von Gold nachvollzieht, stieg gestern ebenfalls um 1,4% auf 17,90 USD. Die spekulativen Netto-Long-Positionen wurden bei Silber in der Woche zum 18. Mai um 5,5 Tsd. auf ein 7-Monatshoch von knapp 39 Tsd. Kontrakten ausgeweitet. Auch der Palladiummarkt ist durch ein hohes spekulatives Element gekennzeichnet, was sich in einer sehr hohen Volatilität niederschlägt. Am Morgen notiert der Palladiumpreis bei 426 USD je Feinunze über 5% im Minus, nachdem er sich in den beiden Tagen zuvor um knapp 8% erholen konnte.


Industriemetalle

Nachdem sich die Industriemetalle zwei Tage in Folge dank eines schwächeren US-Dollar und eines fester tendierenden chinesischen Aktienmarktes deutlich erholt hatten, kehrten sich die Vorgaben zuletzt um und entsprechend geben die Preise wieder nach. Kupfer notiert heute Morgen wieder knapp unter 6.800 USD je Tonne. Die Spekulanten haben ihre Netto-Long Positionen in der Woche zum 18. Mai um weitere 2,1 Tsd. Kontrakte abgebaut. Mit gut 12 Tsd. Kontrakten liegen diese knapp 60% niedriger als in der Spitze Anfang April. Damit hat sich der von dieser Seite ausgehende mögliche Abwärtsdruck bereits deutlich verringert. Von der Abnehmerseite werden die Nachfrageperspektiven weiterhin positiv gesehen: So äußerte ein Analyst des größten chinesischen Autozulieferers die Einschätzung, dass die Kupfernachfrage in China trotz der jüngsten restriktiven Maßnahmen der Regierung im laufenden Jahr um 12% steigen werde.

Aluminium kann sich über der psychologisch wichtigen Marke von 2.000 USD je Tonne halten. Gemäß des Internationalen Aluminium Instituts erreichte die Primärproduktion im April mit 3,375 Mio. Tonnen fast das Rekordniveau von März. Vor allem China ist für den hohen Output verantwortlich; hier wurde im April mit 1,392 Mio Tonnen gut 50% mehr produziert als im Vorjahr. Angesichts dieser Zahlen überrascht es nicht, dass China auf die Bremse tritt: Gemäß CBI hat nun die Henan Entwicklungs- und Reformkomission angekündigt, keine weiteren Expansions- oder Neuprojekte in der Region in den nächsten drei Jahren zuzulassen. Die Henan Provinz ist die wichtigste Region in China für die Aluminiumproduktion.


Agrarrohstoffe

Die neuesten CFTC-Daten zeigen, dass die spekulativen Finanzanleger ihre Netto-Short-Positionen bei Weizen in der Woche zum 18. Mai deutlich um über 15 Tsd. auf 33.295 Kontrakte ausgeweitet haben. Die Erwartung fallender Preise wird durch Nachrichten über eine weiter zu erwartende hohe Verfügbarkeit genährt. Das gute Wetter in den US-Anbaugebieten hat sicherlich ebenfalls dazu beigetragen und schlägt sich auch im gestern veröffentlichten Erntefortschrittsbericht des USDA nieder: Dieser bestätigt den auch in diesem Jahr wieder weit überdurchschnittlich guten Zustand des Winterweizens. Auch ist der Sommerweizen in den nördlichen Great Plains weitgehend eingesät und bereits zu 70% aufgegangen. Auch hier wird der Zustand der Pflanzen zu 85% als gut oder exzellent beschrieben, was eine gute Ernte erwarten lässt.

Die Aufwertung des US-Dollar macht zudem Exporteinbußen wahrscheinlicher, was auch die US-Weizenpreise belastet. Bei Sojabohnen sorgt China dagegen für verbesserte Aussichten im Export: Das chinesische Getreide- und Öl-Informationszentrum (CNGOIC) erwartet, dass seine Prognose von 46 Mio. Tonnen Sojabohnen für den Import in der Saison bis September sogar noch übertroffen wird.


CFTC Daten: Netto-Long Positionen spekulativer Finanzanleger vs. Preis

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Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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