Kontratieff-Zyklen und Gold
17.12.2002 | Uwe Warmbein
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K-Wellen-Frühling | • Aktien rauf, Anleihen runter, Rohstoffe rauf • Neuer Optimismus bei der allgemeinen Bevölkerung • Solides Wirtschaftswachstum • Aktienkurse steigen kontinuierlich • Sehr niedrige Inflation, die jedoch stetig steigt • Rohstoffpreise steigen sehr langsam • Immobilienpreise steigen sehr langsam • Zinsen beginnen zu steigen • Neue Technologien und Innovationen schaffen völlig neue Industrien • Banksystem ist gesund, keine Bankrotte • Nur seichte und kurze Rezessionen mit langen und starken Erholungen |
K-Wellen-Sommer | • Aktien runter, Anleihen runter, Rohstoffe rauf • Inflation läuft heiß • Militärische Konflikte entstehen • Schuldenstand wächst • Aktien stagnieren nominell und brechen real ein • Steigende Erwartungen • Steigende Preisen verführen die Industrie zur Überproduktion • Galoppierende Inflation im Spätsommer • Rohstoffpreise ziehen stark an im Spätsommer • Preise für Ackerland auf dem Gipfel • Zinsen auf dem Gipfel • Wirtschaftswachstum und -ausdehnung auf dem Gipfel • Erste große Rezession zum Ende des Sommers |
K-Wellen-Herbst | • Aktien rauf, Anleihen rauf, Rohstoffe runter • Der Herbst kommt nach der ersten großen Rezession • Weltweite Überproduktion und -kapazitäten • Hohe Schuldenstände wachsen kontinuierlich weiter • Überflutung des globalen Systems mit Bargeld • Finanzspekulationen • Wirtschaftswachstum schwächt sich erheblich ab • Zinsen fallen • Boom der globalen Aktienmärkte • Laissez-faire-Haltung und Deregulation durch die Politik • Frühe Deflation • Fallende Rohstoff- und Ackerlandpreise • Gewerbe- und Wohnimmobilienpreise auf Spitzenniveau im Spätherbst • Firmenexpansionen durch Erwerb und Übernahme • Geringeres Tempo beim Kapital-Investment • Abschwächung des Bankensystems, erste Bankrotte • Druck durch Handelsprotektionismus wächst • Psychologischer Gesellschafts-Optimismus - die wilden 20er und 80er Jahre! • Wirtschaftswachstum langsamer als im Frühjahr und Sommer • Habgier wächst • Kleinanleger folgen der Herde in Aktieninvestments • Endgültiges Platzen der Spekulationsblase am Ende des Herbstes • Emissionen neuer Aktien auf Rekordhöhe - IPOs |
K-Wellen-Winter (Siehe auch die folgenden Erläuterungen zur ökonomischen Depression) | • Aktien, Anleihen, Rohstoffe runter • Globale Aktienmärkte auf dem Weg in langanhaltende Bärenmärkte • Zinsen steigen schnell im frühen Winter und fallen dann zurück • Keine neuen Aktienemissionen mehr • Wirtschaftswachstum sehr langsam oder negativ fast während der gesamten Winterzeit • Starke Deflation und fallende Preise • Gewerbe- und Wohnimmobilienpreise fallen • Handelskonflikte weiten sich aus • Soziale Unruhen, gesellschaftlicher Pessimismus • Bankrotte nehmen zu, hohe Schulden werden durch Bankrotte ausgelöscht • Aktienmärkte bilden ihren Boden und beginnen einen neuen Bullenmarkt • Überkapazitäten und -produktionen werden durch Überalterung und Bankrott bereinigt • Habgier wird ausgelöscht • Lange Rezessionen und kurze Erholungen • Freie Märkte werden beschuldigt und sozialistische Lösungen angeboten • Wackliges Bankensystem wird durch ein neues ersetzt • Neue Technologien und Erfindungen werden entwickelt und kommen zum Einsatz • Immobilienpreise finden ihren Boden • Neue Arbeitsethiken werden entwickelt, da Jobs rar sind • Zinsen und Preise bilden ihren Boden • Schuldenniveau sehr gering nach Zahlungsverzügen und Bankrotten • Zukunftsaussichten auf dem Tiefstand • Erste Aufhellung in Sicht, soziale Stimmung bessert sich • Solides Wirtschaftsfundament für den Aufbau vorhanden • Investoren sind sehr konservativ und risikoscheu • Eine neue Ökonomie beginnt sich zu entwickeln |
Anhand dieser Liste scheint es offensichtlich, dass sich die US-Wirtschaft nahe am Ende des Herbstes befindet und schon bald in den Winter des K-Wellen-Zyklus eintreten wird. Obwohl die oben genannten Ereignisse nicht notwendigerweise in dieser Reihenfolge auftreten - und auch weil die Saisonzyklen sich überlappen bzw. ausdehnen oder verkürzen können - bleibt für den Investor die Erkenntnis, dass bestimmte Ereignisse immer wieder zu ähnlichen Zeitpunkten stattfinden und damit einer bestimmten Jahreszeit innerhalb des gesamten Zyklus zugeordnet werden können.
Es gibt jedoch einen Punkt in Bezug auf die Wintersaison, der unbedingt erläutert und von Investoren verstanden werden muss. Die genannten Ereignisse deuten auf eine Wirtschaft hin, die sich in einer deflationären Depression befindet. Unglücklicherweise folgen nicht alle Winterzeiten einem deflationären Pfad. Während die Vereinigten Staaten mehrere deflationäre Depressionen zu spüren bekamen, gab es in jüngster Zeit nicht eine hyperinflationäre Depression.
Die Einsicht ist absolut zwingend, dass die falschen Investmententscheidungen zu diesem Zeitpunkt innerhalb des Zyklus mit großer Wahrscheinlichkeit zu vernichtenden finanziellen Verlusten führen, von denen man sich nie mehr erholen würde. Deshalb ist es extrem wichtig, dass Investoren den genauen Unterschied zwischen den beiden Arten einer Depression verstehen und daraus ableiten, was die angemessenen Schritte sind, um nicht nur ihr Vermögen zu bewahren und ihre Finanzkraft auch in schwierigen Zeiten zu erhalten, sondern auch von den neuen Chancen zu profitieren, die sich daraus ergeben werden.