Kontratieff-Zyklen und Gold
17.12.2002 | Uwe Warmbein
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Der Winter - Deflation oder Hyperinflation?Um es einfach auszudrücken: Der Gradmesser, ob die Wirtschaft in eine deflationäre oder hyperinflationäre Depression versinkt, ist, ob die Geldzufuhr und die Kreditseite stark ab- oder zunehmen. Wenn sie abnehmen (wie in den späten 20er Jahren), kann man davon ausgehen, dass eine deflationäre Depression folgt. Wenn andererseits Geldzufuhr und Kredite stark wachsen bei dem Versuch, die Wirtschaft neu zu beleben, dann erhöht sich die Wahrscheinlichkeit einer hyperinflationären Depression.
Die beiden wahrscheinlich besten Beispiele einer hyperinflationären Depression in den USA sind zum einen das sogenannte "Kontinentale Währungs-Fiasko", als eine komplette Währung innerhalb von sechs kurzen Jahren nach ihrer Ausgabe wertlos wurde. Zum anderen die während des Bürgerkrieges ausgegebenen Dollar-Noten (Greenback), die ebenfalls als Währungseinheit scheiterten. Obwohl beide Fehlentwicklungen sehr ähnlich waren - handelte es sich doch jeweils um Papierwährungen - blieb die Kontinental-Währung zunächst konvertibel gegenüber anderen Sorten, bis sie aus dem Verkehr gezogen wurde.
Hingegen wurde die Konvertibilität des "Greenbacks" ausgesetzt und dieser wurde damit zur ersten nicht-konvertierbaren Papierwährung, die in der US-Wirtschaft im Umlauf war. Die folgende Tabelle zeigt klar und deutlich, was mit Zahlungsmitteln in einem Wirtschaftssystem passieren kann, das hyperinflationärem Druck ausgesetzt ist.
Datum | Anzahl ausgegebene Banknoten | % | Wert einer 1$-Silbermünze | % |
November 1775 | 5 Millionen $ | 1 $ in Kontinentalnoten | ||
November 1776 | 19,5 Millionen $ | 290 % | 1 $ in Kontinentalnote | |
November 1777 | 31,5 Millionen $ | 530 % | 3 $ in Kontinentalnoten | 200% |
November 1778 | 86 Millionen $ | 1620 % | 6,34 $ in Kontinentalnoten | 524% |
November 1779 | 226 Millionen $ | 4420 % | 26 $ in Kontinentalnoten | 2500% |
November 1780 | 226 Millionen $(keine weiteren mehr) | 4420 % | 73 $ in Kontinentalnoten | 7200% |
Wie aus den Daten ersichtlich wird, sollten folgende Fakten beachtet werden:
Während einer deflationären Depression werden Geldzufuhr und Kredite verringert. Damit wird die Währung gestärkt, Preise für Güter und Dienstleistungen sinken. In diesem Fall weiß der Investor, dass Bargeld der König ist, während gleichzeitig Bargeldbestände bei einer Bank wegen Darlehensausfällen und Bankrotten in Gefahr sind. Bekannt ist auch, dass die Aktienmärkte, wenn auch nicht in allen Sektoren, erhebliche Verluste erleiden, während die Zahl der Bankrotte wegen wachsender Arbeitslosigkeit und sinkenden Erlösen immer weiter steigt.
Das am besten dokumentierte Beispiel, was ein Gold-Investor während einer deflationären Depression erwarten kann, ist der Crash von 1929. Auf Grund der Tatsache, dass darüber bereits eine Vielzahl an Büchern geschrieben wurde, wollen wir uns hier auf die Reaktion der Edelmetalle beschränken. Bitte erinnern Sie sich daran, dass während eines K-Wellen-Winters (deflationär) die Rohstoffpreise normalerweise fallen. Dies galt jedoch nicht für Edelmetall-Aktien - aus dem offensichtlichen Grund, weil Edelmetalle als Absicherung gegen wirtschaftliche und politische Unsicherheit gelten.
Ich empfehle dringend, den Leitartikel von Dr. Vronsky "1998/99 Prognosis Based Upon 1929 Market Autopsy" vom 6.Juni 1998 auf der gold-eagle.com-Website zu lesen. Seine exzellenten Ausführungen zeigen, wie die Entwicklung von Homestake Mining, stellvertretend für einen ganzen Industriezweig, alle Erwartungen bei weitem übertraf, während gleichzeitig andere Sektoren unter den harten ökonomischen Bedingungen buchstäblich verfielen.
Aus dem letzten deflationären K-Wellen-Zyklus der US-Ökonomie kann man folgern, dass ein Investment in Edelmetall-Minen für die Investoren ein sehr erfolgreicher Weg war, um nicht nur ihr finanzielles Vermögen zu schützen, sondern zusätzlichen Wohlstand zu erlangen.
Die noch offene Frage lautet: Wie entwickelten sich physische Edelmetalle während der Deflation? Um dies zu beantworten, ist es nötig, die Diskussion von absoluten Preisen hin zur Kaufkraft von Edelmetallen zu lenken. Die Kaufkraft ist wesentlich wichtiger als der absolute Preis.