Kontratieff-Zyklen und Gold
17.12.2002 | Uwe Warmbein
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KaufkraftUm das Konzept der Kaufkraft zu verstehen, muss man den relativen Wert einer Anlage (hier: Edelmetall) im Verhältnis zu anderen Gütern und Dienstleistungen unter verschiedenen ökonomischen Bedingungen kennen. Ohne groß ins Detail zu gehen, kann man die Kaufkraft von Edelmetallen wie folgt zusammenfassen:
Während einer Inflation: Währungs- und Kreditausweitung - Edelmetalle steigen in absolutem Wert, aber wie schon weiter oben unter dem Punkt "Hyperinflation" erläutert, können auch sie solange nicht mit der Geschwindigkeit der Geldentwertung in einem Fest-Preis-System mithalten, bis die monetäre Panik ausbricht. Deshalb ist die Kaufkraft im Verhältnis zu anderen Gütern und Dienstleistungen trotz einer Preissteigerung solange negativ, bis die Panik beginnt. Dann allerdings steigen die Metalle nicht nur in absoluten Werten, sondern auf Grund begrenztem Angebots auch in der Kaufkraft.
Während einer Deflation: Währungs- und Kreditabnahme - Edelmetalle fallen im absoluten Wert, aber steigen in der Kaufkraft, während die Wirtschaft schrumpft. Mit anderen Worten: Die Preise von Edelmetallen fallen nicht genauso schnell wie die anderen Güter und Dienstleistungen. Tatsächlich steigt die Kaufkraft von Edelmetallen umso schneller, je stärker die Wirtschaft schrumpft.
Um hierfür Beweise zu liefern, stellt die folgende Tabelle die Kaufkraft von Edelmetallen während verschiedener Perioden wirtschaftlicher Aktivität dar. Die Quelle dieses Materials wurde von Roy W. Jastram in seinem Buch "The Golden Constant" von 1977 zur Verfügung gestellt.
Aus diesen Daten von Roy Astram aus dem Zeitraum von 1808 bis 1976 wird ersichtlich, dass während einer Inflation die Rohstoffpreise schneller als die Edelmetalle stiegen, was zu einem Verlust an Kaufkraft führte. Während einer Deflation fielen die Rohstoffpreise im Allgemeinen schneller als die Edelmetalle, was zu einem Anstieg der Kaufkraft von Edelmetallen führte. Dies galt zumindest bis zur letzten Inflation von 1970 bis 1976, als die Rohstoffe um 66% stiegen, die Kaufkraft von Gold jedoch erstmals mit 110 % darüber lag. Mit anderen Worten: Der Goldpreis stieg absolut stärker als die Rohstoffpreise an. Was führte dazu, das sich der vorher gültige Trend 1970 plötzlich änderte? Und welchen Einfluss auf künftige Ereignisse können wir daraus ableiten?
Die eigentliche Ursache hierfür war die Auflösung des London Gold Pools im Jahr 1968 und die gleichzeitige Entstehung eines zweigeteilten Marktes. Danach wurde monetäres Gold nur als offizielles Zahlungsmittel innerhalb eines geschlossenen Systems von Zentralbanken benutzt, wobei die Vereinigten Staaten ihre Zustimmung gaben, andere Staaten für $35,00 pro Unze aus ihren eigenen Goldreserven zu beliefern. Das andere Marktsegment stand privaten Käufern zur Verfügung, die ganz legal Gold an den offenen Märkten kaufen konnten zu Preisen, die durch die Kräfte von Angebot und Nachfrage bestimmt wurden.
Als Ergebnis kann man jetzt sagen, dass während einer Inflation die Kaufkraft von Edelmetallen stärker zunimmt als die Rohstoffpreise im Allgemeinen. Und dass während einer Deflation die Kaufkraft von Edelmetallen zunimmt, während ihre Preise weniger stark sinken als die Preise von Gütern und Dienstleistungen.
Aus Investoren-Sicht bedeutet dies: Verfolgt man das Ziel, die Kaufkraft in Zeiten wirtschaftlicher Instabilität zu erhöhen, dann sind Edelmetalle hierzu in der Lage, unabhängig davon, ob Inflation oder Deflation herrschen!
Edelmetalle sind damit zu ihrem eigentlichen Zweck zurückgekehrt:
Erhaltung der Kaufkraft über einen langen Zeitraum!
© Steven C. Kennedy (02/2002), übersetzt von Ronald Battistini
Quelle: www.gold-eagle.com bzw. www.Stockmove.de