Schwache Aktien in China belasten die Metallmärkte
31.05.2010 | Eugen Weinberg
Energie
Der WTI-Ölpreis kann sich zum Wochenauftakt knapp unter 75 USD je Barrel behaupten. Schwächere US-Konjunkturdaten und die Ratingabstufung Spaniens durch Fitch setzten den Preis am Freitag vorübergehend unter Druck. Dennoch schloss der Ölpreis die vergangene Woche mit einem Plus von 5% ab, was den größten Wochengewinn seit Anfang April bedeutet. Der Preisrückgang zuvor wurde von Gewinnmitnahmen spekulativer Finanzanleger geprägt. Die Netto-Long-Positionen fielen in der Woche zum 25. Mai um 12,6 Tsd. auf 75.856 Kontrakte, den niedrigsten Stand seit acht Monaten. Innerhalb von drei Wochen haben sich die Positionen somit mehr als halbiert.
Angesichts des Preisanstiegs in der zweiten Wochenhälfte dürften die Netto-Long-Positionen seither wieder gestiegen sein. Preise unterhalb von 70 USD wurden von einigen Anlegern angesichts der sich aufhellenden Nachfrageperspektiven offensichtlich als Kaufgelegenheit erachtet. Ein weiterer Faktor, welcher den Preis unterstützt, ist die Ölkatastrophe im Golf von Mexiko. Das erneute Scheitern von BP, das Bohrloch am Meeresgrund zu schließen, könnte den Druck auf die US-Regierung erhöhen, Tiefseebohrungen weiter einzuschränken. In der Folge würde die Ölproduktion in den USA langfristig zurückgehen, wovon WTI profitieren würde. Allein auf den Golf von Mexiko entfällt ein Drittel der US-Ölproduktion. Aufgrund des Feiertages in den USA und Großbritannien ist heute mit einem ruhigen Handel zu rechnen.
Edelmetalle
Gold handelt zum Wochenauftakt wenig verändert bei 1.210 USD bzw. 985 EUR je Feinunze. Die Aufwärtstendenz ist damit ins Stocken geraten. Auch die ETF-Zuflüsse haben sich im Laufe der letzten Woche spürbar beruhigt. Die Goldbestände von SPDR Gold Trust verharrten am Freitag bei 1.268 Tonnen, nachdem sie an den beiden Tagen zuvor nur noch marginal gestiegen waren. Die spekulativen Finanzanleger haben ihre Netto-Long-Positionen in der Woche zum 25. Mai um 14,6 Tsd. auf 205.216 Kontrakte reduziert. Sollte der Goldpreis unter 1.200 USD fallen, könnte dies zu weiteren Gewinnmitnahmen führen und den Preis unter Druck setzen.
Das hohe Preisniveau scheint sich negativ auf die physische Nachfrage auszuwirken. Wie die Bombay Bullion Association berichtet, sanken die indischen Goldimporte im Mai auf 17-18 Tonnen. Im Vergleich zum Vormonat bedeutet dies eine Halbierung. In den ersten fünf Monaten belaufen sich die indischen Goldimporte dank der starken ersten vier Monate zusammen auf 142,2 Tonnen. Sie liegen damit 40% über dem Niveau des Vorjahres.
Indien ist der größte Absatzmarkt für Goldschmuck weltweit. Der Chef der BBA warnt, dass sich die Goldimporte halbieren werden, wenn der Goldpreis nahe des Rekordhochs bleibt oder gar noch weiter steigt. Wie die starken Importe im ersten Quartal zeigen, scheinen sich die Käufer mit der Zeit an ein höheres Preisniveau zu gewöhnen, was gegen einen derartigen Einbruch der Importe spricht. Die Schmucknachfrage dürfte dennoch kein treibender Faktor für den Goldpreis sein. Diese Rolle dürfte weiterhin der Investmentnachfrage zukommen.
Industriemetalle
Der chinesische Aktienmarkt kommt trotz der starken Wirtschaftsdaten nicht richtig vom Fleck. Heute verliert der Shanghai A-Shares Index weitere 2,4%. Damit addieren sich seine Verluste seit Jahresbeginn auf knapp 21%. Dies dürfte die Stimmung bei Metallen eintrüben. Denn der Aktienmarkt gilt nicht nur als ein vorlaufender Konjunkturindikator, sondern beeinflüsst wegen der immensen Bedeutung der physischen chinesischen Nachfrage auch die Metallmärkte (siehe Grafik des Tages). Der Markt geht offensichtlich davon aus, dass der Staat den Überhitzungserscheinungen mit der weiteren Straffung der Geldpolitik begegnen und sich das Wirtschaftswachstum in der zweiten Jahreshälfte verlangsamen wird.
Laut dem chinesischen Verband der Autoproduzenten werden die Autoverkäufe in China in diesem Jahr um 10-15% auf rund 15 Mio. Stück steigen. In seiner vorherigen Schätzung ging der Verband allerdings von bis zu 17 Mio. Neufahrzeugen für dieses Jahr aus. Auch der chinesische Eisenerz- und Stahlverband CISA zweifelt, dass die chinesischen Stahlexporte auf dem gegenwärtigen Niveau aufrecht zu erhalten seien. Dennoch wollen die Eisenerz- und Kohleproduzenten ihre Preise weiter erhöhen.
Nachdem bekannt wurde, dass BHP ab Juli die Kokskohlepreise um 12,5% anheben möchte, steht offensichtlich auch eine Preisanhebung am Eisenerzmarkt bevor. Die brasilianische Zeitung O Estado de São Paulo berichtete, dass der weltgrößte Eisenerzproduzent, Vale, ab Juli seine Preise um 35% erhöhen möchte. Wir halten diese Forderungen für überhöht und sehen Risiken für fallende Preise in der 2. Jahreshälfte.
Agrarrohstoffe
Am Freitag gaben die meisten Agrarrohstoffe deutlich nach. Mais verlor 3,8% auf 3,59 USD je Scheffel. Hierfür wurde insbesondere die gute Witterung in den Hauptanbaugebieten der USA verantwortlich gemacht. Gemeinsam mit dem Flächenausbau und einer gegenüber den Vorjahren deutlich zügigeren Aussaat lässt dies eine erneut hohe US-Ernte erwarten. So stand nun also wieder der positive Angebotsausblick im Vordergrund, während in den Vortagen Chinas neue Rolle als Nachfrager am Weltmarkt zu einem zwischenzeitlichen Preisanstieg geführt hatte.
Das lange Wochenende in den USA dürfte Anleger zu Positionsglattstellungen veranlasst haben. Bei Mais bestanden per 25. Mai spekulative Netto-Long-Positionen von 56.522 Kontrakten, was einem Anstieg um 6,4 Tsd. Kontrakten im Vergleich zur Vorwoche entsprach. Besonders stark war der Preisrückgang mit knapp 5% bei Zucker, der derzeit bei 14,2 US-Cents je Pfund notiert. Auch bei Zucker drücken die positiven Angebotsaussichten, insbesondere in den beiden größten Produzentenländern Brasilien und in Indien, die Preise. Während die Ernte in Brasilien gut voranschreitet, steht das indische Zuckerrohr erst ab Oktober zur Ernte an und wird für Preisausschläge nach oben gut sein, sollten sich die Wachstumsbedingungen als nicht so positiv erweisen wie derzeit erwartet. Viel wird davon abhängen, wie der im kommenden Monat beginnende Monsun ausfallen wird.
CFTC Daten: Netto-Long Positionen spekulativer Finanzanleger vs. Preis
Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat
© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst
Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets
Diese Ausarbeitung dient ausschließlich Informationszwecken und stellt weder eine individuelle Anlageempfehlung noch ein Angebot zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren oder sonstigen Finanzinstrumenten dar. Sie soll lediglich eine selbständige Anlageentscheidung des Kunden erleichtern und ersetzt nicht eine anleger- und anlagegerechte Beratung. Die in der Ausarbeitung enthaltenen Informationen wurden sorgfältig zusammengestellt. Eine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit kann jedoch nicht übernommen werden. Einschätzungen und Bewertungen reflektieren die Meinung des Verfassers im Zeitpunkt der Erstellung der Ausarbeitung und können sich ohne vorherige Ankündigung ändern.
Der WTI-Ölpreis kann sich zum Wochenauftakt knapp unter 75 USD je Barrel behaupten. Schwächere US-Konjunkturdaten und die Ratingabstufung Spaniens durch Fitch setzten den Preis am Freitag vorübergehend unter Druck. Dennoch schloss der Ölpreis die vergangene Woche mit einem Plus von 5% ab, was den größten Wochengewinn seit Anfang April bedeutet. Der Preisrückgang zuvor wurde von Gewinnmitnahmen spekulativer Finanzanleger geprägt. Die Netto-Long-Positionen fielen in der Woche zum 25. Mai um 12,6 Tsd. auf 75.856 Kontrakte, den niedrigsten Stand seit acht Monaten. Innerhalb von drei Wochen haben sich die Positionen somit mehr als halbiert.
Angesichts des Preisanstiegs in der zweiten Wochenhälfte dürften die Netto-Long-Positionen seither wieder gestiegen sein. Preise unterhalb von 70 USD wurden von einigen Anlegern angesichts der sich aufhellenden Nachfrageperspektiven offensichtlich als Kaufgelegenheit erachtet. Ein weiterer Faktor, welcher den Preis unterstützt, ist die Ölkatastrophe im Golf von Mexiko. Das erneute Scheitern von BP, das Bohrloch am Meeresgrund zu schließen, könnte den Druck auf die US-Regierung erhöhen, Tiefseebohrungen weiter einzuschränken. In der Folge würde die Ölproduktion in den USA langfristig zurückgehen, wovon WTI profitieren würde. Allein auf den Golf von Mexiko entfällt ein Drittel der US-Ölproduktion. Aufgrund des Feiertages in den USA und Großbritannien ist heute mit einem ruhigen Handel zu rechnen.
Edelmetalle
Gold handelt zum Wochenauftakt wenig verändert bei 1.210 USD bzw. 985 EUR je Feinunze. Die Aufwärtstendenz ist damit ins Stocken geraten. Auch die ETF-Zuflüsse haben sich im Laufe der letzten Woche spürbar beruhigt. Die Goldbestände von SPDR Gold Trust verharrten am Freitag bei 1.268 Tonnen, nachdem sie an den beiden Tagen zuvor nur noch marginal gestiegen waren. Die spekulativen Finanzanleger haben ihre Netto-Long-Positionen in der Woche zum 25. Mai um 14,6 Tsd. auf 205.216 Kontrakte reduziert. Sollte der Goldpreis unter 1.200 USD fallen, könnte dies zu weiteren Gewinnmitnahmen führen und den Preis unter Druck setzen.
Das hohe Preisniveau scheint sich negativ auf die physische Nachfrage auszuwirken. Wie die Bombay Bullion Association berichtet, sanken die indischen Goldimporte im Mai auf 17-18 Tonnen. Im Vergleich zum Vormonat bedeutet dies eine Halbierung. In den ersten fünf Monaten belaufen sich die indischen Goldimporte dank der starken ersten vier Monate zusammen auf 142,2 Tonnen. Sie liegen damit 40% über dem Niveau des Vorjahres.
Indien ist der größte Absatzmarkt für Goldschmuck weltweit. Der Chef der BBA warnt, dass sich die Goldimporte halbieren werden, wenn der Goldpreis nahe des Rekordhochs bleibt oder gar noch weiter steigt. Wie die starken Importe im ersten Quartal zeigen, scheinen sich die Käufer mit der Zeit an ein höheres Preisniveau zu gewöhnen, was gegen einen derartigen Einbruch der Importe spricht. Die Schmucknachfrage dürfte dennoch kein treibender Faktor für den Goldpreis sein. Diese Rolle dürfte weiterhin der Investmentnachfrage zukommen.
Industriemetalle
Der chinesische Aktienmarkt kommt trotz der starken Wirtschaftsdaten nicht richtig vom Fleck. Heute verliert der Shanghai A-Shares Index weitere 2,4%. Damit addieren sich seine Verluste seit Jahresbeginn auf knapp 21%. Dies dürfte die Stimmung bei Metallen eintrüben. Denn der Aktienmarkt gilt nicht nur als ein vorlaufender Konjunkturindikator, sondern beeinflüsst wegen der immensen Bedeutung der physischen chinesischen Nachfrage auch die Metallmärkte (siehe Grafik des Tages). Der Markt geht offensichtlich davon aus, dass der Staat den Überhitzungserscheinungen mit der weiteren Straffung der Geldpolitik begegnen und sich das Wirtschaftswachstum in der zweiten Jahreshälfte verlangsamen wird.
Laut dem chinesischen Verband der Autoproduzenten werden die Autoverkäufe in China in diesem Jahr um 10-15% auf rund 15 Mio. Stück steigen. In seiner vorherigen Schätzung ging der Verband allerdings von bis zu 17 Mio. Neufahrzeugen für dieses Jahr aus. Auch der chinesische Eisenerz- und Stahlverband CISA zweifelt, dass die chinesischen Stahlexporte auf dem gegenwärtigen Niveau aufrecht zu erhalten seien. Dennoch wollen die Eisenerz- und Kohleproduzenten ihre Preise weiter erhöhen.
Nachdem bekannt wurde, dass BHP ab Juli die Kokskohlepreise um 12,5% anheben möchte, steht offensichtlich auch eine Preisanhebung am Eisenerzmarkt bevor. Die brasilianische Zeitung O Estado de São Paulo berichtete, dass der weltgrößte Eisenerzproduzent, Vale, ab Juli seine Preise um 35% erhöhen möchte. Wir halten diese Forderungen für überhöht und sehen Risiken für fallende Preise in der 2. Jahreshälfte.
Agrarrohstoffe
Am Freitag gaben die meisten Agrarrohstoffe deutlich nach. Mais verlor 3,8% auf 3,59 USD je Scheffel. Hierfür wurde insbesondere die gute Witterung in den Hauptanbaugebieten der USA verantwortlich gemacht. Gemeinsam mit dem Flächenausbau und einer gegenüber den Vorjahren deutlich zügigeren Aussaat lässt dies eine erneut hohe US-Ernte erwarten. So stand nun also wieder der positive Angebotsausblick im Vordergrund, während in den Vortagen Chinas neue Rolle als Nachfrager am Weltmarkt zu einem zwischenzeitlichen Preisanstieg geführt hatte.
Das lange Wochenende in den USA dürfte Anleger zu Positionsglattstellungen veranlasst haben. Bei Mais bestanden per 25. Mai spekulative Netto-Long-Positionen von 56.522 Kontrakten, was einem Anstieg um 6,4 Tsd. Kontrakten im Vergleich zur Vorwoche entsprach. Besonders stark war der Preisrückgang mit knapp 5% bei Zucker, der derzeit bei 14,2 US-Cents je Pfund notiert. Auch bei Zucker drücken die positiven Angebotsaussichten, insbesondere in den beiden größten Produzentenländern Brasilien und in Indien, die Preise. Während die Ernte in Brasilien gut voranschreitet, steht das indische Zuckerrohr erst ab Oktober zur Ernte an und wird für Preisausschläge nach oben gut sein, sollten sich die Wachstumsbedingungen als nicht so positiv erweisen wie derzeit erwartet. Viel wird davon abhängen, wie der im kommenden Monat beginnende Monsun ausfallen wird.
CFTC Daten: Netto-Long Positionen spekulativer Finanzanleger vs. Preis
Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat
© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst
Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets
Diese Ausarbeitung dient ausschließlich Informationszwecken und stellt weder eine individuelle Anlageempfehlung noch ein Angebot zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren oder sonstigen Finanzinstrumenten dar. Sie soll lediglich eine selbständige Anlageentscheidung des Kunden erleichtern und ersetzt nicht eine anleger- und anlagegerechte Beratung. Die in der Ausarbeitung enthaltenen Informationen wurden sorgfältig zusammengestellt. Eine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit kann jedoch nicht übernommen werden. Einschätzungen und Bewertungen reflektieren die Meinung des Verfassers im Zeitpunkt der Erstellung der Ausarbeitung und können sich ohne vorherige Ankündigung ändern.