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Rohöl und Metalle geben kräftig nach

07.06.2010  |  Eugen Weinberg
Energie

Schwächere US-Arbeitsmarktdaten, fallende Aktienmärkte, eine steigende Risikoaversion und ein festerer US-Dollar setzten die Rohstoffpreise am Freitag unter Druck. Der WTI-Ölpreis fällt zum Wochenauftakt vorübergehend unter die Marke von 70 USD je Barrel. Die Netto-Long-Positionen der spekulativen Finanzanleger fielen in der Woche zum 1. Juni um 10 Tsd. auf 65.828 Kontrakte, den niedrigsten Stand seit Ende September 2009. Die spekulativen Finanzanleger bauen dabei zunehmend Short-Positionen auf. Diese stiegen in der Woche zum 1. Juni auf 114 Tsd. Kontrakte, den höchsten Stand seit 15 Monaten. Gleichzeitig wurden Long-Positionen abgebaut. Mit knapp 180 Tsd. Kontrakten ist die Zahl der Long-Positionen aber noch immer relativ hoch, so dass von dieser Seite nach wie vor Korrekturpotenzial besteht und daher weiterhin mit Abgabedruck zu rechnen ist.

Der US-Erdgaspreis konnte am Freitag entgegen dem Trend um 2,3% auf 4,80 USD je mmBtu steigen. Seit einigen Monaten bewegt sich der Erdgaspreis häufig entgegengesetzt zum Rohölpreis, was auf die hohen spekulativen Netto-Short-Positionen zurückzuführen sein dürfte. Diese wurden in der Woche zum 1. Juni um 7 Tsd. Kontrakte auf 142.782 Kontrakte reduziert, befinden sich damit aber weiterhin auf einem relativ hohen Niveau. Der unterdurchschnittliche Lageraufbau der vergangenen Woche und der fallende Ölpreis könnte spekulative Finanzanleger zur weiteren Rückabwicklung von Long Öl/Short Gas-Handelsstrategien veranlassen und somit zu einem Preisanstieg in Richtung 5 USD beitragen.


Edelmetalle

Gold notiert am Morgen bei 1.218 USD je Feinunze. In Euro gerechnet steigt der Goldpreis auf ein Allzeithoch von 1.025 EUR je Feinunze. Die am Freitag veröffentlichten US-Arbeitsmarktdaten blieben deutlich hinter den Erwartungen zurück. Dies hat zu einer gestiegenen Risikoaversion an den Finanzmärkten geführt, wodurch die Nachfrage nach Gold als "sicherer Hafen" angestiegen ist. Allerdings sind die Goldbestände des weltgrößten Gold ETF, SPDR Gold Trust, am Freitag um knapp 3 Tonnen zurückgegangen. Zuvor waren sie innerhalb eines Monats um mehr als 100 Tonnen gestiegen, in der vergangenen Woche um 20 Tonnen. Eine Abschwächung dieser Nachfrage mittel- bis langfristiger Investoren ist vorerst nicht zu erwarten, wodurch der Goldpreis weiterhin gut unterstützt bleiben sollte.

Im Einklang damit vermeldete der weltgrößte Goldverarbeiter Rand Refinery Ltd., dass die Verkäufe der Südafrikanischen Krügerrand Goldmünze innerhalb von einer Woche um 50% gestiegen seien. Zuvor hatten bereits Österreich und Australien von einer deutlich gestiegenen Nachfrage nach Goldmünzen berichtet. Von daher überrascht es nicht, dass auch spekulative Finanzanleger weiterhin auf steigende Preise setzen. Die Netto-Long-Positionen liegen per 1. Juni mit 206.258 Kontrakten nur knapp unter dem Rekordwert von Oktober letzten Jahres.

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Silber, Platin, und Palladium notieren allesamt zwischen 2% und 4% im Minus. Der industrielle Charakter dieser Edelmetalle führt dazu, dass diese sehr sensibel auf Konjunkturerwartungen reagieren und im Gegensatz zu Gold nicht von der gestiegenen Risikoaversion profitieren.


Industriemetalle

Der Preisverfall bei den Industriemetallen setzt sich auch zu Beginn der neuen Woche fort. Diese verlieren in der Breite teilweise mehr als 3%. Kupfer fällt zwischenzeitlich unter 6.100 USD je Tonne und damit auf den niedrigsten Stand seit 8 Monaten. Auch die anderen Metalle verzeichnen mehrmonatige Tiefstände.

Seit Jahresbeginn sind vor allem bei Zink und Blei mit -38% bzw. -36% die Verluste am ausgeprägtesten. In China haben einige Zinkschmelzereien aufgrund des starken Preisrückgangs ihre Produktion deutlich zurückgefahren. Gemäß dem Research- und Datenanbieter Shanghai Metals Market wurden von den insgesamt 5,7 Mio. Tonnen umfassenden Kapazitäten des Landes zwischen 400 und 500 Tsd. Tonnen vorübergehend stillgelegt. Neben reinen Produktionskürzungen haben einige Schmelzereien geplante Wartungsarbeiten vorgezogen, um dem Kostendruck entgegenzuwirken und die hohen Lagerbestände abzubauen. Die Zinkvorräte in den Lagerhäusern der Börse Shanghai sind in der Woche zum 03.06. nochmals leicht auf 295,5 Tsd. Tonnen und damit den höchsten Stand seit mindestens 2007 gestiegen.

Bei Kupfer haben die spekulativen Finanzanleger den rasanten Abbau der Netto-Long-Positionen vorerst gestoppt. Nachdem von Anfang April bis Ende Mai die Positionen um knapp 72% bzw. mehr als 21 Tsd. Kontrakte reduziert wurden, kam es in der Woche zum 1. Juni zu einer marginalen Ausweitung der Netto-Long-Positionen. Mit knapp 9 Tsd. Kontrakten befinden diese sich jedoch weiter auf dem niedrigsten Niveau seit Mitte November. Unseres Erachtens dürfte der Druck auf den Kupferpreis von dieser Seite her allmählich abnehmen.


Agrarrohstoffe

Die Preise für Weizen und Mais haben auch am Freitag nachgegeben. Nach einem Rückgang um 1,4% schloss Weizen mit 4,35 USD je Scheffel auf einem 9-Monatstief. Mais gab um 2,7% auf 3,40 USD je Scheffel nach. Der enttäuschende Arbeitsmarktbericht in den USA sorgte für ein negatives Gesamtumfeld, vor dessen Hintergrund die Exportdaten des USDA besonders negativ bewertet wurden: In der Woche zum 27. Mai fielen die Maisexporte um 81% gegenüber der Vorwoche und 84% des Durchschnitts der vorigen vier Wochen auf den niedrigsten Wert seit Beginn des Wirtschaftsjahres im September.

Auch wurde die Hoffnung enttäuscht, dass China auch in dieser Woche als Käufer aufgetreten sein könnte. Bei Weizen wurden in dieser Woche sogar erstmals seit zwei Jahren mehr Aufträge storniert als neue Verkäufe getätigt wurden. Der starke Dollar hinterlässt inzwischen sichtbare Spuren im US-Exportgeschäft. Noch deutlicher als bei Weizen, wo die Anbauflächen reduziert wurden, stehen auch bei Mais die Zeichen auf einer guten Ernte in diesem Jahr. Der heute nach Handelsschluss zur Veröffentlichung anstehende Erntefortschrittsbericht des USDA dürfte daran ebenfalls keine Zweifel nähren.



CFTC Daten: Netto-Long Positionen spekulativer Finanzanleger vs. Preis

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Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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