Laut Saudi Arabien reichen Ölreserven für 150 Jahre
08.06.2010 | Eugen Weinberg
Energie
Der WTI-Ölpreis handelt am Morgen leicht erholt bei 72 USD je Barrel. Fed-Chairman Bernanke äußerte sich vorsichtig optimistisch zu den Konjunkturaussichten und beruhigte damit die Märkte nach den zuletzt enttäuschenden US-Arbeitsmarktdaten etwas. Heute veröffentlicht die Energy Information Administration (EIA) der US-Regierung als erste der drei großen Agenturen die Juni-Prognosen für den globalen Ölmarkt. Bislang geht die EIA von einem Anstieg der weltweiten Ölnachfrage um 1,6 Mio. Barrel in diesem Jahr aus. Aufgrund der eingeleiteten Konsolidierungsmaßnahmen in der Eurozone und der zuletzt etwas schwächeren Konjunkturzahlen aus China könnte es zu einer Abwärtsrevision der Nachfrageprognose kommen. Dies könnte den Ölpreis belasten. Der staatliche saudi-arabische Ölkonzern Aramco besitzt nach eigenen Angaben Ölvorkommen in Höhe von 260 Mrd. Barrel.
Weltweit soll es sogar Reserven in Höhe von 4,7 Bio. Barrel geben. Das entspräche beim derzeitigen Ölverbrauch einer Reichweite von 150 Jahren. Allerdings dürfte nur ein Teil dieser Reserven mit der derzeitigen Technologie förderbar sein. So schätzt BP die weltweit nachgewiesenen Reserven "nur" auf 1,4 Bio. Barrel (41 Jahre). Eine wichtige Rolle bei der Erschließung dieser Vorkommen spielt auch das Preisniveau. Erst bei höheren Preisen dürften kostenintensivere Fördertechniken rentabel sein, um schwerer zugängliche Ölfelder zu erschließen und umweltverträglich auszubeuten. Ein Preisniveau von 70-80 USD je Barrel, welches derzeit von der OPEC zur Gewährleistung der Versorgungssicherheit als notwendig erachtet wird, dürfte dabei langfristig eher die Untergrenze darstellen.
Edelmetalle
Der Goldpreis kann stark zulegen und notiert mit 1.246 USD je Feinunze nur drei US-Dollar unterhalb des Mitte Mai verzeichneten Allzeithochs. Auf Schlusskursbasis markierte der Goldpreis gestern bereits ein Rekordniveau. In Euro ausgedrückt erreichte der Goldpreis mit 1.043 EUR je Feinunze erneut ein Rekordhoch. Bemerkenswert war dabei, dass der Goldpreisanstieg gestern synchron erfolgte und nicht wie zuletzt auf den Euro beschränkt blieb. Offensichtlich wächst angesichts der unabgestimmten Maßnahmen gegen die Schuldenkrise das Misstrauen der Anleger in beide Währungen. So setzen die USA kurzfristig auf eine weitere Verschuldung, in der Hoffnung, dass ein höheres Wachstum die Verschuldung mittelfristig reduziert.
In Europa hingegen werden länderübergreifend Sparpogramme aufgelegt, was die Wirtschaftsdynamik schwächen und den Schuldenabbau erschweren könnte. All dies verstärkt die Sorgen bezüglich eines erneuten Abrutschens in eine Rezession, wodurch die Nachfrage nach Gold als Absicherungsinstrument gestiegen ist. Der Silberpreis konnte zwischenzeitlich auf 18,15 USD je Feinunze steigen, was den größten Tagesgewinn seit rund einem Monat darstellt. Auch Silber, welches teilweise auch als eine Art Versicherung betrachtet wird, konnte von dem Sicherheitsbedürfniss der Anleger profitieren. Der Gold-Silber-Koeffizient fällt auf 68, liegt damit aber 20% über dem langjährigen Durchschnitt. Silber ist damit im Vergleich zu Gold weiterhin preiswert.
Industriemetalle
Gemäß Angaben des größten chinesischen Aluminiumproduzenten, Aluminum Corp of China (Chinalco), sind die Aluminiumpreise mittlerweile deutlich unter die Produktionskosten gesunken, so dass die Herstellung des Leichtmetalls teilweise unrentabel geworden ist. Laut Einschätzung des Research-Anbieters CRU liegen die durchschnittlichen Produktionskosten für Aluminium in China bei 15.300 Yuan je Tonne (entspricht gut 2.200 USD je Tonne). Aufgrund dessen dürften einige Schmelzereien ihre Produktion reduzieren und so über ein niedrigeres Angebot im Endeffekt die Preise stabilisieren. Die Produktionskosten in China hatten sich kürzlich durch die Erhöhung der Strompreise von bis zu 100% für einige Aluminiumhersteller nochmals deutlich erhöht. Energie steht für ungefähr die Hälfte der gesamten Produktionskosten. Am globalen Aluminiummarkt bestehen nach wie vor hohe Überkapazitäten und hohe Lagerbestände.
Gemäß Einschätzung des größten börsennotierten Kupferproduzenten, Freeport McMoRan, dürfte der globale Markt für Kupferkonzentrat dieses Jahr ein Defizit von 0,5 bis 1 Mio. Tonnen aufweisen und auch die nächsten zwei Jahre im Angebotsdefizit verharren. Hauptverantwortlich dafür sei die Verschiebung bzw. Aufgabe mittel- bis langfristig geplanter Projekte nach dem starken Preisrückgang 2008. Dies dürfte dazu beitragen, den Kupferpreis zu stabilisieren.
Agrarrohstoffe
Wie erwartet gab der gestern veröffentlichte Erntefortschrittsbericht des USDA keinen Anlass zur Sorge und war daher nicht geeignet, die Preise für Getreide und Sojabohnen zu stützen. Der Wachstumsfortschritt bei Mais liegt im langjährigen Mittel, ebenso bei Sojabohnen. Bei Winterweizen hat die Ernte in den südlichen Anbaugebieten inzwischen begonnen. Der Bericht unterstreicht zudem den guten Zustand der Pflanzen. Dies gilt sowohl für Mais, als auch für Sojabohnen und Winterweizen.
Der Preis für Magerschwein hat inzwischen nach seinem fulminanten Anstieg zwischen August und Anfang Mai kräftig abgeben müssen: Von seinem Hoch von knapp 90 US-Cents je Pfund ausgehend gab er um über 13% auf nun etwa 77,5 US-Cents je Pfund nach. Normalerweise liegt das saisonale Hoch der Preise im Mai bis Juli, wenn die Grillsaison vorbereitet und begonnen wird und Unsicherheit über die Ernte und damit Verfügbarkeit der Futtermittel die Preise stützt. Derzeit aber drücken Wirtschaftsdaten wie der jüngste Arbeitsmarktbericht die Erwartung bezüglich der Nachfrage, zumal das Preisniveau hoch ist: So liegen die Großhandelspreise für Schweinefleisch noch immer um 49% über dem Vorjahr. Auch der starke Dollar wird als Risiko für den großen Schweinefleischexporteur USA gesehen. Die nicht-kommerziellen Marktteilnehmer haben seit dem Preishoch Anfang Mai ihre zuvor massiv ausgebauten Netto-Long-Positionen bereits wieder um knapp 40% reduziert.
Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat
© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst
Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets
Diese Ausarbeitung dient ausschließlich Informationszwecken und stellt weder eine individuelle Anlageempfehlung noch ein Angebot zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren oder sonstigen Finanzinstrumenten dar. Sie soll lediglich eine selbständige Anlageentscheidung des Kunden erleichtern und ersetzt nicht eine anleger- und anlagegerechte Beratung. Die in der Ausarbeitung enthaltenen Informationen wurden sorgfältig zusammengestellt. Eine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit kann jedoch nicht übernommen werden. Einschätzungen und Bewertungen reflektieren die Meinung des Verfassers im Zeitpunkt der Erstellung der Ausarbeitung und können sich ohne vorherige Ankündigung ändern.
Der WTI-Ölpreis handelt am Morgen leicht erholt bei 72 USD je Barrel. Fed-Chairman Bernanke äußerte sich vorsichtig optimistisch zu den Konjunkturaussichten und beruhigte damit die Märkte nach den zuletzt enttäuschenden US-Arbeitsmarktdaten etwas. Heute veröffentlicht die Energy Information Administration (EIA) der US-Regierung als erste der drei großen Agenturen die Juni-Prognosen für den globalen Ölmarkt. Bislang geht die EIA von einem Anstieg der weltweiten Ölnachfrage um 1,6 Mio. Barrel in diesem Jahr aus. Aufgrund der eingeleiteten Konsolidierungsmaßnahmen in der Eurozone und der zuletzt etwas schwächeren Konjunkturzahlen aus China könnte es zu einer Abwärtsrevision der Nachfrageprognose kommen. Dies könnte den Ölpreis belasten. Der staatliche saudi-arabische Ölkonzern Aramco besitzt nach eigenen Angaben Ölvorkommen in Höhe von 260 Mrd. Barrel.
Weltweit soll es sogar Reserven in Höhe von 4,7 Bio. Barrel geben. Das entspräche beim derzeitigen Ölverbrauch einer Reichweite von 150 Jahren. Allerdings dürfte nur ein Teil dieser Reserven mit der derzeitigen Technologie förderbar sein. So schätzt BP die weltweit nachgewiesenen Reserven "nur" auf 1,4 Bio. Barrel (41 Jahre). Eine wichtige Rolle bei der Erschließung dieser Vorkommen spielt auch das Preisniveau. Erst bei höheren Preisen dürften kostenintensivere Fördertechniken rentabel sein, um schwerer zugängliche Ölfelder zu erschließen und umweltverträglich auszubeuten. Ein Preisniveau von 70-80 USD je Barrel, welches derzeit von der OPEC zur Gewährleistung der Versorgungssicherheit als notwendig erachtet wird, dürfte dabei langfristig eher die Untergrenze darstellen.
Edelmetalle
Der Goldpreis kann stark zulegen und notiert mit 1.246 USD je Feinunze nur drei US-Dollar unterhalb des Mitte Mai verzeichneten Allzeithochs. Auf Schlusskursbasis markierte der Goldpreis gestern bereits ein Rekordniveau. In Euro ausgedrückt erreichte der Goldpreis mit 1.043 EUR je Feinunze erneut ein Rekordhoch. Bemerkenswert war dabei, dass der Goldpreisanstieg gestern synchron erfolgte und nicht wie zuletzt auf den Euro beschränkt blieb. Offensichtlich wächst angesichts der unabgestimmten Maßnahmen gegen die Schuldenkrise das Misstrauen der Anleger in beide Währungen. So setzen die USA kurzfristig auf eine weitere Verschuldung, in der Hoffnung, dass ein höheres Wachstum die Verschuldung mittelfristig reduziert.
In Europa hingegen werden länderübergreifend Sparpogramme aufgelegt, was die Wirtschaftsdynamik schwächen und den Schuldenabbau erschweren könnte. All dies verstärkt die Sorgen bezüglich eines erneuten Abrutschens in eine Rezession, wodurch die Nachfrage nach Gold als Absicherungsinstrument gestiegen ist. Der Silberpreis konnte zwischenzeitlich auf 18,15 USD je Feinunze steigen, was den größten Tagesgewinn seit rund einem Monat darstellt. Auch Silber, welches teilweise auch als eine Art Versicherung betrachtet wird, konnte von dem Sicherheitsbedürfniss der Anleger profitieren. Der Gold-Silber-Koeffizient fällt auf 68, liegt damit aber 20% über dem langjährigen Durchschnitt. Silber ist damit im Vergleich zu Gold weiterhin preiswert.
Industriemetalle
Gemäß Angaben des größten chinesischen Aluminiumproduzenten, Aluminum Corp of China (Chinalco), sind die Aluminiumpreise mittlerweile deutlich unter die Produktionskosten gesunken, so dass die Herstellung des Leichtmetalls teilweise unrentabel geworden ist. Laut Einschätzung des Research-Anbieters CRU liegen die durchschnittlichen Produktionskosten für Aluminium in China bei 15.300 Yuan je Tonne (entspricht gut 2.200 USD je Tonne). Aufgrund dessen dürften einige Schmelzereien ihre Produktion reduzieren und so über ein niedrigeres Angebot im Endeffekt die Preise stabilisieren. Die Produktionskosten in China hatten sich kürzlich durch die Erhöhung der Strompreise von bis zu 100% für einige Aluminiumhersteller nochmals deutlich erhöht. Energie steht für ungefähr die Hälfte der gesamten Produktionskosten. Am globalen Aluminiummarkt bestehen nach wie vor hohe Überkapazitäten und hohe Lagerbestände.
Gemäß Einschätzung des größten börsennotierten Kupferproduzenten, Freeport McMoRan, dürfte der globale Markt für Kupferkonzentrat dieses Jahr ein Defizit von 0,5 bis 1 Mio. Tonnen aufweisen und auch die nächsten zwei Jahre im Angebotsdefizit verharren. Hauptverantwortlich dafür sei die Verschiebung bzw. Aufgabe mittel- bis langfristig geplanter Projekte nach dem starken Preisrückgang 2008. Dies dürfte dazu beitragen, den Kupferpreis zu stabilisieren.
Agrarrohstoffe
Wie erwartet gab der gestern veröffentlichte Erntefortschrittsbericht des USDA keinen Anlass zur Sorge und war daher nicht geeignet, die Preise für Getreide und Sojabohnen zu stützen. Der Wachstumsfortschritt bei Mais liegt im langjährigen Mittel, ebenso bei Sojabohnen. Bei Winterweizen hat die Ernte in den südlichen Anbaugebieten inzwischen begonnen. Der Bericht unterstreicht zudem den guten Zustand der Pflanzen. Dies gilt sowohl für Mais, als auch für Sojabohnen und Winterweizen.
Der Preis für Magerschwein hat inzwischen nach seinem fulminanten Anstieg zwischen August und Anfang Mai kräftig abgeben müssen: Von seinem Hoch von knapp 90 US-Cents je Pfund ausgehend gab er um über 13% auf nun etwa 77,5 US-Cents je Pfund nach. Normalerweise liegt das saisonale Hoch der Preise im Mai bis Juli, wenn die Grillsaison vorbereitet und begonnen wird und Unsicherheit über die Ernte und damit Verfügbarkeit der Futtermittel die Preise stützt. Derzeit aber drücken Wirtschaftsdaten wie der jüngste Arbeitsmarktbericht die Erwartung bezüglich der Nachfrage, zumal das Preisniveau hoch ist: So liegen die Großhandelspreise für Schweinefleisch noch immer um 49% über dem Vorjahr. Auch der starke Dollar wird als Risiko für den großen Schweinefleischexporteur USA gesehen. Die nicht-kommerziellen Marktteilnehmer haben seit dem Preishoch Anfang Mai ihre zuvor massiv ausgebauten Netto-Long-Positionen bereits wieder um knapp 40% reduziert.
Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat
© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst
Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets
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