Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Interview: Jim Rogers über Währungen und Inflation

09.06.2010  |  Ron Hera
Hera Research Newsletter: Es freut mich sehr, heute mit Ihnen sprechen zu können.

Anfangen möchte ich mit der Weltreservewährung. Meinen Sie, dass Sonderziehungsrechte (SZR) des Internationalen Währungsfonds (IWF) den US-Dollar als Weltreservewährung ablösen werden?


Jim Rogers: Tausende Jahre lang hat es auf der Erde keinen IWF gegeben. Der IWF wurde nach dem 2. Weltkrieg gegründet, um sich um alle möglichen kurzfristigen Währungsnotlagen von Ländern zu kümmern. Dann stellte sich schnell heraus, dass es gar nicht so viele davon gab, denn die Welt erholte sich gerade von 2. Weltkrieg, also fand der IWF andere Dinge, um die er sich kümmern konnte. Heute hat er mehrere Tausend Angestellte - er hat sich selbst die Posten erschaffen. Schaut man zurück auf die letzten 60 Jahre, so war er nicht sonderlich erfolgreich. Fast alles, was sie machten, war falsch. Warum sollten wir den IWF brauchen? Heute ist nicht mehr 1945.


Hera Research Newsletter: Und was, wenn man anstatt der einen Landeswährung eine Weltzentralbank hätte?

Jim Rogers: Also der IWF ist schon von sich aus keine solche - aber selbst wenn er so etwas wäre, so bräuchten wir trotzdem keine Zentralbank für die gesamte Welt. Tausende von Jahren hatten wir keine gehabt. Die Welt kam tausende Jahre lange ganz gut zurecht damit, dass es keine Bürokraten gab, die ihr das Geld wegnahmen. Ich habe nie wirklich zusammengezählt, wie viel der IWF in den letzten 60 Jahren ausgegeben hat, aber es muss eine atemberaubende Summe gewesen sein - und für was? Also, zumindest hatten wir nichts davon. Für das Geld, das er ausgegeben hat, haben wir nicht einmal annähernd so viel bekommen.


Hera Research Newsletter: Sie würden also die SZR des IWF nicht als Weltreservewährung einsetzen wollen?

Jim Rogers: Sicherlich muss die Welt den US-Dollar ersetzen. Das ist jetzt kein Geheimnis. Der US-Dollar ist eine schrecklich, schrecklich mangelhafte Währung. Die USA sind die größte Schuldnernation, die es jemals gegeben hat. Irgendetwas muss getan werden. Mit einer Währung, die so schwerwiegende Mängel hat, kann es nicht weitergehen und irgendetwas wird geändert werden müssen. Sonderziehungsrechte - ich weiß nicht. Es könnte funktionieren. Ich weiß nicht genau, was funktionieren kann. Aber die meisten Menschen wollen doch etwas in den Händen halten, von dem sie denken, dass man damit bezahlen kann. Ein Sonderziehungsrecht ist ziemlich amorph; vielleicht verstehen einige Professoren und Banker die SZR, ich gehe aber eher davon aus, dass die meisten Menschen auf der Welt nicht verstehen werden, was Sonderziehungsrechte sind. Und würden sie kommen, würden die Menschen nicht sonderlich enthusiastisch darauf reagieren. Ich nehme einmal an, sie würden nicht lange halten. Wissen Sie, ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass ein Sonderziehungsrecht, das nicht real existiert, eine oder zwei Krisen überdauern kann. Der Mensch tickt einfach nicht so, fürchte ich.


Hera Research Newsletter: Wofür würden Sie sich aussprechen, eher für eine durch Rohstoffe gedeckte Reservewährung?

Jim Rogers: Eine Reservewährung kann alles Mögliche sein. Das Problem mit Papierwährungen ist nur, dass sie so einfach zu entwerten und missbrauchen sind. Wie gesagt, die USA sind die größte Schuldnernation, die es bisher jemals gegeben hat. Und sie drucken das Zeug weiter. Es war einmal vor langer, langer Zeit, da hatte Großbritannien die Weltreservewährung. Und die wurde mächtig missbraucht. Am Ende sagte die Welt ganz einfach "Stopp, wir werden das Pfund Sterling einfach nicht mehr akzeptieren." - und das völlig zu Recht. Also hier liegt meiner Ansicht nach das Problem mit der Papierwährung. Ok, aber auch Gold hat seine ganz eigenen Probleme. Als Weltreservewährung hat auch Gold nicht sehr lange überleben können, denn immer wieder änderten die Politiker die Spielregeln. Leider wissen Politiker nur zu genau, wie sie missbrauchen und zerstören können. Man kann sich die verschiedensten Lösungsansätze vorstellen. Mein Problem dabei ist nur Folgendes: Ganz gleich, was sich die Menschheit bisher auch ausgedacht hat, die Politiker haben immer wieder einen Weg gefunden, diese Sache zu missbrauchen und abzuwerten.


Hera Research Newsletter: Denken Sie, eine Rückkehr zum Goldstandard würde den Missbrauch durch Politiker einschränken?

Jim Rogers: Na ja, eben das ist ja auch in der Vergangen nie passiert. Die Römer hatten Edelmetalle als Währung - und kennen Sie die Bedeutung des Wortes "debase" (engl. für entwerten, mindern)? Römische Politiker hatten die brillante Idee, dass man einer Münze aus 100% Edelmetall einfach ein bisschen Basismetall zumischen konnte. Und nach ein paar hundert Jahren waren da nicht mehr 100% sondern eben rund 60% Edelmetall. Da stammt das Wort "debase" her. Man hat es also schon versucht.




Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"