Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Interview: Jim Rogers über Währungen und Inflation

09.06.2010  |  Ron Hera
- Seite 2 -
Hera Research Newsletter: Sie erwähnten, die USA seien die größte Schuldnernation, die es jemals gab. Denken Sie, dass es in den USA folglich zu einer hohen Inflation oder Hyperinflation kommen wird?

Jim Rogers: Inflation wird es schon geben. Und zuerst muss es erst einmal Inflation geben, bevor es Hyperinflation geben kann. Schauen Sie, wir haben doch gerade Inflation. Lebensmittel, Bildung, Versicherung, Gesundheit - egal für was, die Preise steigen! In den USA wird dahingehend von staatlicher Seite gelogen. Einige Staaten lügen, andere nicht: Australien, China, Indien und Norwegen. Viele Länder lügen nicht und geben zu, dass Inflation herrscht. Andere lügen, Großbritannien und die USA. Aber wenn man dort einkaufen geht, weiß man, dass die Preise steigen.


Hera Research Newsletter: Sie sagen also, dass der amerikanische Verbraucherpreisindex (CPI), der vom staatlichen US Bureau of Labor Statistics erstellt wird, eine Lüge ist?

Jim Rogers: Im meinen Augen schon, natürlich ist er das. Haben Sie schon einmal reingeschaut? In den letzten Jahrzehnten haben sie ihre Berechnungsmethoden mehrmals geändert. Als der Bereich "Wohnen" 20% bis 25% des Verbraucherpreisindex ausmachte und die Preise für Immobilien stiegen, meinte man, die Mieten würden ja nicht steigen, und dann, als die Immobilienpreise wieder sanken, wurden sie mit eingerechnet. Das Gleiche passiert bei vielen anderen Dingen. Unglaublich, wie flexibel und wendig das BLS in den letzten 25 oder 30 Jahren gewesen ist. Wenn die Preise für Benzin steigen, heißt es, dass sie eigentlich gar nicht steigen, weil es sich hier um besseres Benzin, um bessere Qualität handelt und deswegen würde man auch mehr für sein Geld bekommen. Und so weiter und so fort, pausenlos wird einem so was erzählt und die Leute sitzen da und akzeptieren, was die Regierung sagt, obwohl immer mehr kapieren, was passiert. Wie gesagt, in anderen Ländern wird zugegeben, dass es Inflation gibt. Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass es in Australien Inflation gibt und in den USA nicht; wie kann es in Norwegen oder Indien Inflation geben und in den USA nicht - doch in den USA wird behauptet, es gäbe keine Inflation.


Hera Research Newsletter: Ambrose Evans-Pritchard berichtete diese Woche in einem Artikel, dass das geschätzte monetäre Aggregat M3 für die USA immer schneller sinkt, sprich Deflation.

Jim Rogers: Welche Preise sinken denn in der US-Wirtschaft? Ich würde gerne wissen, wo Sie einkaufen gehen. Wir alle wissen, dass die Immobilienpreise gesunken sind. Die Ölpreise sind auf 73 $ pro Barrel gesunken - auf den Monat, auf’s Quartal oder sogar auf’s Jahr betrachtet. Ich spreche hier aber vom Gesamtbild. Wo ist denn die Deflation in den USA?


Hera Research Newsletter: Manche gehen davon aus, ein fallendes M3 würde Deflation anzeigen.

Jim Rogers: Kann man M3 irgendwo im Geschäft kaufen? M3 kann zu Veränderungen der Preisstruktur führen, aber M3 ist nicht Preisinflation oder Preisdeflation.


Hera Research Newsletter: Das ist ein guter Punkt. Inflation ist ein Problem in Europa und der Euro scheint in ernsten Schwierigkeiten zu stecken. Kann der Euro überleben?

Jim Rogers: Ich gehe schon davon aus, dass der Euro noch im Jahr 2012 oder 2013 existieren wird, aber ob das noch im Jahr 2023 der Fall sein wird, weiß ich nicht. Er wird immer mehr zu einer politischen Währung. Das war nicht immer so. Am Anfang war er keine politische Währung. Der Euro war als superharte Währung ausgelegt, aber seitdem ist er zur politischen Währung geworden und die meisten politischen Vereinbarungen oder Institutionen überdauern nicht lange. Keine Währungsunion hat je überdauert. Es ist schon häufiger versucht wurden. Ich wünschte, der Euro würde überleben. Die Welt braucht etwas, das gegen den Dollar antreten kann. Der Euro ist, auf dem Papier, ernorm sinnvoll. Doch leider sind all die Leute, die diese Verträge damals 1992 ausarbeiteten, nicht mehr da und die Neuen wollen nur Wählerstimmen kaufen. Also: Ich hätte es gerne, dass der Euro überlebt, ich weiß aber in Wirklichkeit nicht wie.


Hera Research Newsletter: Sie gehen also von steigender Inflation in Europa aus?

Jim Rogers: Ja. Gelddrucken hat am Ende immer zu Inflation geführt. Wenn die Dinge aus dem Ruder laufen, haben die Regierungen immer Geld gedruckt - zumindest während der letzten Jahrzehnte. Sie können gar nichts anderes und sie werden es wieder tun. Klar gibt es Zeiten, in denen die Druckerpressen etwas oder ganz heruntergefahren werden, aber wenn schlechte Zeiten anstehen, dann fangen sie wieder von Neuem an - sie können nichts anderes.




Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"