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Interview: Jim Rogers über Währungen und Inflation

09.06.2010  |  Ron Hera
- Seite 3 -
Hera Research Newsletter: Ich habe gelesen, China erlebe gerade starke Inflation.

Jim Rogers: In China gibt es Inflation. Auf vielen Gebieten ist offiziell Inflation zu verzeichnen. Mich verblüfft, dass es in vielen Staaten Inflation gibt und in den USA keine. Das liegt daran, dass einige Regierungen lügen und andere nicht.


Hera Research Newsletter: Es wurde wiederholt berichtet, dass sich der chinesische Immobiliensektor in einer Bubble befindet. Denken Sie, das stimmt?

Jim Rogers: In städtischen Gebieten und an den Küsten hat es mit Sicherheit eine Bubble gegeben. Doch China ist größer. Haben Sie sich China einmal auf der Landkarte angesehen? Glauben Sie, dass der Immobiliensektor der Städte und Küstengebiete gleich chinesische Wirtschaft ist? Wo ist die Bubble? In den anderen Immobilienbereichen Chinas hat sich bisher kaum etwas bewegt.


Hera Research Newsletter: Denken Sie, dass Chinas Wirtschaft tragfähig ist?

Jim Rogers: Sie ist tragfähig, ja. Natürlich nicht in jedem Quartal und Jahr. Schauen Sie, in den Vereinigten Staaten gab es während des 19 Jh. 15 Depressionen, einen schrecklichen Bürgerkrieg, keine Menschenrechte, Massaker in den Straßen und sehr wenig Rechtsgrundsätze - in Anbetracht dessen hatten wir aber ein sehr erfolgreiches 20. Jahrhundert. Mit zunehmender Größe wird China viele, viele Probleme bekommen. Ich weiß nicht welche und auch nicht wann, aber ich weiß, dass China sie bekommen wird. Aber langfristig betrachtet, sehe gerade noch kein anderes Land, dass eine tragfähige, gute Zukunft im 21. Jahrhundert haben wird.


Hera Research Newsletter: Sie sprachen über Inflation, Sie haben die Probleme des US-Dollars und des Euros benannt und Sie haben den Aufstieg Chinas beschrieben. Aber wie können die Bürger der westlichen Welt ihr Vermögen schützen?

Jim Rogers: Geschichtlich betrachtet, am besten durch Rohstoffeigentum. Schon immer hat man sich mit realen Gütern vor Währungen abgesichert, die entwertet wurden. Ob das nun Silber, Baumwolle, Erdgas oder sonst was ist, man besitzt irgendetwas Reales. Wenn der Wert des Geldes vermindert wird, werden andere Dinge ihren Wert behalten und einige sogar aufwerten.


Hera Research Newsletter: Zum Vermögensschutz scheinen Investoren immer mehr auf Gold zu setzen.

Jim Rogers: Historisch betrachtet, ist Gold ein guter Vermögensschutz gewesen, aber genauso auch andere Dinge. Ich habe Gold. Gold erreicht Allzeithochs. Die letzten 10 Jahre über ist es mit Sicherheit eine Art des Vermögensschutzes gewesen. Die Frage ist, ob es im kommenden Jahrzehnt vielleicht auch bessere Dinge gibt oder nicht - und ich gehe davon aus, dass es bessere Dinge geben wird als Gold.


Hera Research Newsletter: Sie hatten schon gesagt, auch Silber sei eine Möglichkeit des Vermögensschutzes, aber Gold scheint insgesamt im Vordergrund zu stehen.

Jim Rogers: Ich will es mal so ausdrücken: Silber liegt ca. 70% unter seinem Allzeithoch. Gold erreicht Allzeithochs. Oft ist man als Investor besser bedient, wenn man in eine Sache investiert, die 70% darunter liegt als in eine Sache, die Allzeithochs macht.


Hera Research Newsletter: Danke, dass Sie sich so viel Zeit für dieses Interview genommen haben.

Jim Rogers: Vielen Dank. Fragen Sie mich jeder Zeit wieder.


Jim Rogers nimmt kein Blatt vor den Mund. Wenn ein bemerkenswert erfolgreicher, erfahrener und gemachter Mann wie Jim Rogers meint, die offiziellen Statistiken der staatlichen Ökonomen und die Haltung der Mainstream-Finanznachrichtenverteiler seien inkorrekt oder unaufrichtig, dann muss man einfach innehalten.

Jim Rogers zufolge ist der US-Dollar eine mit schweren Mängeln behaftete Währung, denn die USA sind die größte Schuldnernation der Geschichte; und obgleich eine Alternative so dringend gebraucht wird, wird der Euro auf lange Sicht nicht überleben, da er sich zu einer politischen Währung entwickelt hat; auch die SZR des IWF werden in Zeiten einschneidender globaler Wirtschaftskrisen möglicherweise nicht als dauerhafte Reservewährung funktionieren können. Langfristige Trends verweisen auf Inflation und auf die Tragfähigkeit des chinesischen Wirtschaftswachstums sowie Chinas Aufstieg zur Weltmacht. Da die Preise am Ende aufgrund von Inflation zwangsläufig steigen werden, stechen physische Anlagen als bewährter Vermögensschutz und Profitmöglichkeit während wechselhafter Zeiten hervor. Kurz: Währungen kann man drucken, reale Dinge nicht.


Ron Hera ist Gründer von Hera Research, LLC, www.heraresearch.com. Hera Research analysiert die Beziehungen zwischen Makroökonomie, Staat, Banken und Finanzmärkten. Aktuell sind sie auf den Bergbausektor und Metalle wie auch auf Öl, Energie, alternative Energien, Agrarrohstoffe und andere Rohstoffe spezialisiert. Hera Research gibt einen monatlichen Newsletter heraus.


© Ron Hera

Dieser Artikel wurde am 03.06.2010 auf www.kitco.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten.de veröffentlicht.



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