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EIA senkt Prognose für US-Ölproduktion

09.06.2010  |  Eugen Weinberg
Energie

Der WTI-Ölpreis kann am Morgen bis auf 72,8 USD je Barrel steigen. Unterstützung gaben die Lagerdaten des API, welche für die vergangene Woche einen unerwartet kräftigen Rückgang der Rohöllagerbestände um 4,5 Mio. Barrel auswiesen. Allerdings deuten die im selben Umfang gestiegenen Vorräte an Benzin und Destillaten darauf hin, dass es lediglich zu Verschiebungen innerhalb der Lagerkomponenten gekommen ist. Zudem kam es zu einem deutlichen Anstieg der Rohölimporte, was auf ein weiterhin reichliches Angebot hindeutet.

Heute veröffentlicht das US-Energieministerium die offiziellen Lagerdaten. Erwartet wird ein Rückgang der Rohöllagerbestände um 900 Tsd. Barrel. Die Abwärtsrevision der EIA-Prognose für die weltweite Ölnachfrage im Jahr 2010 um 70 Tsd. Barrel pro Tag fiel nicht ins Gewicht, weil gleichzeitig auch das Ölangebot geringer ausfallen soll. Aufgrund des von der US-Regierung verfügten Stopps von Tiefseebohrungen dürfte die US-Ölproduktion der EIA zufolge im vierten Quartal um 26 Tsd. Barrel pro Tag und im nächsten Jahr um 70 Tsd. Barrel pro Tag niedriger ausfallen. Infolgedessen und eines geringeren Produktionswachstums in Brasilien und Zentralasien soll die Produktion in den Nicht-OPEC-Ländern 2010 um 160 Tsd. Barrel pro Tag geringer ausfallen.

Im kommenden Jahr erwartet die EIA einen Rückgang des Angebots außerhalb der OPEC um 190 Tsd. Barrel pro Tag. In der Folge nimmt die Abhängigkeit vom OPEC-Öl zu. Heute veröffentlicht die OPEC ihren Monatsbericht. Aufgrund der bisherigen eher konservativen Schätzung eines Wachstums der weltweiten Ölnachfrage von 950 Tsd. Barrel pro Tag ist die Notwendigkeit einer Abwärtsrevision geringer.

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Edelmetalle

Gold konnte gestern mit 1.252 USD bzw. 1.050 EUR je Feinunze neue Allzeithochs erreichen. Der synchrone Anstieg des Goldpreises deutet auf einen Vertrauensverlust in beide Währungen hin, was auch in der anhaltenden Aufwertung des Schweizer Franken zum Ausdruck kommt. Mehrere Faktoren haben zu einem erneuten Anstieg der Risikoaversion geführt. So sorgte die Aussage von EZB-Ratsmitglieds Noyer, die europäische Konjunkturerholung sei fragil, für Unruhe. Dazu vermeldete Fitch, dass Großbritannien weitere Sparmaßnahmen benötige, um sein aktuelles Rating zu behalten. Diese Meldungen erhöhen das Sicherheitsbedürfnis der Anleger, wodurch sich auch die Nachfrage nach Gold als "sicherer Hafen" erhöht hat.

Neben spekulativen Anlegern spielen auch mittel- bis langfristige Investoren weiterhin eine entscheidende Rolle. So vermeldete der weltgrößte Gold ETF, SPDR Gold Trust, gestern wieder Zuflüsse in Höhe von 12 Tonnen Gold, nachdem es zuvor leichte Abflüsse gegeben hatte. Auch die Bestände der Gold-ETFs von ETF Securities stiegen gestern auf neue Rekordniveaus. Palladium konnte in den letzten zwei Handelstagen mehr als 4% auf 444 USD je Feinunze zulegen. Dieser Preisanstieg erfolgte allerdings ohne Unterstützung der Finanzinvestoren. Der US-Palladium-ETF von ETF Securities verzeichnete seit Ende Mai keine Zuflüsse mehr. Insgesamt kam es in den vergangenen Tagen sogar zu leichten Abflüssen aus den Palladium-ETFs.


Industriemetalle

Nach den starken Preisverlusten der vergangenen Wochen haben die Industriemetalle gestern zu einer kurzfristigen Gegenbewegung angesetzt und deutliche Gewinne verzeichnet. Am ausgeprägtesten waren diese bei Zink und Blei mit 6,5% bzw. 3,3%, allerdings hatten diese beiden Metalle im Vorfeld auch am kräftigsten verloren. Unterstützung bekamen die Metallpreise von einem festeren chinesischen Aktienmarkt, der zwei Tage in Folge zulegen konnte, und einem etwas schwächeren US-Dollar. Heute Morgen setzt sich der Aufwärtstrend nach einem kurzen Rücksetzer weiter fort.

Unterdessen haben gemäß japanischen Zeitungsberichten die beiden Eisenerzproduzenten BHP Billiton und Rio Tinto angekündigt, im kommenden Quartal die Preise für Eisenerz nochmals anzuheben. Auf die japanischen Stahlhersteller kommen demnach Preiserhöhungen von 23% zu. Damit würde der ab Juli geltende Quartalspreis für Eisenerz weitgehend dem aktuellen Kassa-Preis von gut 145 USD je Tonne entsprechen. Dies könnte allerdings die vorläufig letzte Erhöhung der Eisenerzpreise sein, da z.B. chinesische Stahlhersteller aufgrund einer schwächeren Nachfrage ihre Preise senken werden und in den kommenden Monaten auch ihre Produktion zurückfahren dürften. Dies sollte sich in einer rückläufigen Nachfrage nach Eisenerz widerspiegeln.


Agrarrohstoffe

Der Preis für Sojabohnen liegt nach den Rückgängen der letzten Tage mit 9,28 USD je Scheffel so niedrig wie zuletzt Mitte März. Nachdem aus dem größten Exportland USA bisher positive Nachrichten zum Wachstumsfortschritt kommen, drückt immer wieder auch das hohe Angebot aus Südamerika und insbesondere aus dem zweitgrößten Exportland Brasilien auf die Preise. Brasiliens staatliche Agentur Conab hat seine Angabe für die diesjährige Ernte gerade um 1 Mio. Tonnen auf 68,7 Mio. Tonnen heraufgesetzt. Morgen zeigt sich, ob auch das USDA in seinen monatlichen Angebots- und Nachfrageschätzungen die brasilianische Produktion ausgehend von 68 Mio. Tonnen nochmals anhebt.

Für China, das für über die Hälfte der weltweiten Importe steht, gab das staatliche Getreide- und Ölinformationszentrum jüngst eine Prognose der Sojabohnenproduktion von 14,5 Mio. Tonnen bekannt. Dies deckt sich mit der Einschätzung des USDA und wäre ein Rückgang gegenüber dem Vorjahr um 1 Mio. Tonne. Bereits kleinere Abweichungen nach unten könnten dazu führen, dass die Preise anziehen.

Der Preis für Rohzucker konnte gestern um 3,8% zulegen, blieb aber mit 14,88 US-Cents je Pfund unter der Marke von 15 US-Cents. Als Grund wird die Erwartung genannt, die brasilianische Ernte habe ihren Höhepunkt bereits überschritten. Das muss allerdings nicht so sein: Die hohen Verarbeitungszahlen der Industrievereinigung UNICA werden bisher nämlich nicht unerheblich dadurch geprägt, dass noch viel Zuckerrohr verarbeitet wurde, das im letzten Jahr witterungsbedingt auf den Feldern verblieben war.


Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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