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Chinesische Exportzahlen sorgen für Rückenwind

10.06.2010  |  Eugen Weinberg
Energie

Der WTI-Ölpreis kann seit gestern um mehr als 3% auf knapp 75 USD je Barrel steigen. Ein etwas schwächerer US-Dollar und überwiegend freundliche Aktienmärkte sorgen für Unterstützung. Die gestrigen Fundamentaldaten rechtfertigen den Preisanstieg hingegen nur bedingt. Die US-Rohöllagerbestände sind in der vergangenen Woche um 1,8 Mio. Barrel zurückgegangen und damit deutlich stärker als erwartet.

Grund hierfür war eine stark gestiegene Raffinerieauslastung. Das ist zu dieser Jahreszeit nicht ungewöhnlich, da die Raffinerien in der Erwartung einer in den Sommermonaten anziehenden Benzinnachfrage ihre Produktion hochfahren. In der Folge kam es bei den Benzinvorräten nicht zum erwarteten Rückgang und bei den Mitteldestillaten zu einem kräftigen Lageraufbau. Der Markt bleibt unter dem Strich somit reichlich versorgt. Dies bestätigen auch die gestrigen Schätzungen der OPEC, wonach in diesem Jahr ein Angebotsüberschuss von 460 Tsd. Barrel pro Tag besteht. Das sind 60 Tsd. Barrel pro Tag mehr als bislang geschätzt.

Nach dem US-Energieministerium hat auch die OPEC ihre Prognose für die weltweite Ölnachfrage leicht nach unten revidiert und erwartet nun für 2010 nur noch einen Anstieg um 940 Tsd. Barrel pro Tag. Die Internationale Energieagentur hat ihre Prognose für die weltweite Ölnachfrage in diesem Jahr um 65 Tsd. Barrel pro Tag nach oben revidiert und bleibt mit einem erwarteten Nachfrageanstieg um 1,7 Mio. Barrel pro Tag am optimistischsten. China bleibt tragende Säule der weltweiten Ölnachfrage. Das Land hat im Mai laut Zollangaben 17,84 Mio. Tonnen (4,2 Mio. Barrel pro Tag) Rohöl importiert. Das sind 18,4% weniger als der Rekordwert im April. In den ersten fünf Monaten summieren sich die Öleinfuhren auf knapp 96 Mio. Tonnen (4,64 Mio. Barrel pro Tag), was einem Anstieg um 29,3% gegenüber dem Vorjahr entspricht.

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Edelmetalle

Der Gold gibt heute auf 1.229 USD bzw. 1.019 EUR je Feinunze nach. Berichteten wir gestern noch von einer Zunahme der Risikoaversion, so scheint heute der Risikoappetit wieder zugenommen zu haben. Die höhere Risikofreudigkeit ist duch positive Konjunkturdaten aus Asien bedingt. So haben sich chinesische Exporte im Vergleich zum Vorjahr um 48,5% erhöht.

Diese Meldung hat die Aktienmärkte gestützt und zu einer niedrigeren Nachfrage nach Gold geführt. Dazu passen die gestern unveränderten Goldbestände des weltgrößten Gold ETF, SPDR Gold Trust, überein. Zudem kann der leichte Preisrückgang auf Gewinnmitnahmen spekulativer Finanzanleger zurückgeführt werden. Die Preisentwicklung bei Gold wird somit von der launischen Stimmung spekulativer Finanzmarktanleger bestimmt. Sollte der Euro heute im Zuge der EZB-Sitzung erneut unter Druck geraten, dürfte der Goldpreis wieder zulegen.

Der Silberpreis bleibt bei 18,14 USD je Feinunze nahezu unverändert. Platin und Palladium, welche vorrangig für Katalysatoren in der Automobilindustrie verwendet werden, können am Morgen auf 1.534 USD bzw. 452 USD je Feinunze leicht zulegen. Die positiven Konjunkturdaten aus China haben Sorgen vor einem Einbruch der industriellen Nachfrage gelindert und den Preis für Platin und Palladium gestützt.


Industriemetalle

In China ist aufgrund deutlich gestiegener Exporte im Mai der Handelsbilanzüberschuss auf knapp 20 Mrd. USD in die Höhe geschossen. Die Industriemetalle reagierten bereits gestern im Vorfeld der Veröffentlichung mit hohen Preiszuwächsen, nachdem die Zahlen vorab durchgesickert waren. Die Preisentwicklung heute Morgen zeigt sich daher relativ verhalten. Im Mai wurden in China gemäß Angaben der chinesischen Zollbehörde knapp 397 Tsd. Tonnen Kupfer und Kupferprodukte importiert. Dies entspricht einem Rückgang von 9,1% im Vergleich zum Vormonat und von 6,1% gegenüber Vorjahr.

Auch die Einfuhren von Kupferschrott gingen deutlich zurück. Der Rückgang der Importe fiel höher als erwartet aus, absolut betrachtet bleiben diese allerdings noch auf hohem Niveau. Das Nachlassen der Importdynamik ist in erster Linie auf das sehr hohe verfügbare lokale Angebot und eine schwächere saisonale Nachfrage zurückzuführen. Mit rund 153 Tsd. Tonnen befinden sich die Kupfervorräte in den Lagerhäusern der Börse Shanghai nach wie vor auf einem relativ hohen Niveau. Auch außerhalb der börsenregistrierten Lagerhäuser liegen hohe Mengen Kupfer. Die Importdynamik dürfte daher in den kommenden Monaten weiter zurückgehen. Die Einfuhren von Aluminium lagen mit 94,5 Tsd. Tonnen weitgehend auf dem Niveau des Vormonats, betrugen allerdings nur noch gut ein Viertel des Vorjahres.


Agrarrohstoffe

Das US-Landwirtschaftsministerium gibt heute seine aktuellen Angebotsschätzungen bekannt. Angesichts nahezu perfekter Witterungsbedingungen dürften die hohen Ernteprognosen bei Mais und Sojabohnen bestätigt werden. Bislang geht das USDA bei Mais von einer Rekordernte von 13,37 Mrd. Scheffel aus, bei Sojabohnen dürfte mit 3,31 Mrd. Scheffel das Rekordniveau des Vorjahres nahezu erreicht werden.

Bei Weizen könnte die Ernteprognose von 2,04 Mrd. Scheffel dagegen reduziert werden, da die Winterweizenernte hinter den Erwartungen zurückbleiben dürfte. Bei den zum Ende des Erntejahres 2009/10 erwarteten Lagerbeständen werden jeweils leichte Abwärtsrevisionen erwartet. Angesichts der zuletzt schwächeren US-Exportzahlen steht dahinter allerdings ein kleines Fragezeichen.

Nach Angaben der chinesischen Zollbehörde hat China im Mai 4,37 Mio. Tonnen Sojabohnen importiert und damit 4,3% mehr als im April. Für Juni erwartet das Nationale Getreide- und Ölinformationszentrum (CNGOIC) ein Rekordimportvolumen von 6,2-6,3 Mio. Tonnen und im Juli mit 5 bis 5,2 Mio. Tonnen nochmals robuste Einfuhren. Diese Schätzungen könnten sich als zu hoch erweisen. Wie das CNGOIC berichtet, wurden aufgrund niedriger Verarbeitungsmargen 5-8 Ladungen (a 50-55 Tsd. Tonnen) an südamerikanischen Sojabohnen storniert, welche im Juni und Juli hätten verschifft werden sollen. Die Beladung von 5-7 weiteren für August vorgesehenen Lieferungen wurden verschoben.


DOE Daten: US-Lagerbestände Rohöl, Ölprodukte und Erdgas

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Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank, Corporates Markets






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