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Shorteindeckungen beflügeln Erdgaspreis

14.06.2010  |  Eugen Weinberg
Energie

Der WTI-Ölpreis handelt am Morgen bei 74,5 USD je Barrel, nachdem am Freitag nach der Veröffentlichung enttäuschender US-Einzelhandelsumsätze noch Tiefstkurse bei 73 USD verzeichnet wurden. Freundliche asiatische Aktienmärkte und ein schwächerer US-Dollar sorgten schließlich dafür, dass die negativen Auswirkungen dieser Daten begrenzt blieben. Dies spricht kurzfristig für einen weiteren Preisanstieg, auch wenn wir den derzeitigen Marktoptimismus für übertrieben halten und die Luft für weitere Preisgewinne somit allmählich dünn werden sollte. Die spekulativen Finanzanleger haben in der Woche zum 8. Juni ihre Netto-Long-Positionen bei WTI erstmals seit fünf Wochen wieder geringfügig auf 67.643 Kontrakte ausgebaut, nachdem sie in den vier Wochen zuvor um knapp 60% reduziert worden waren.

Dies kann zumindest erklären, warum der Preis zuletzt nicht mehr weiter gefallen ist. Einen deutlichen Rückgang der spekulativen Netto-Short-Positionen gab es dagegen bei Erdgas. Diese fielen in derselben Berichtswoche um 47,5 Tsd. auf 95.265 Kontrakte, den niedrigsten Stand seit sechs Monaten. Der Rückgang ging je zur Hälfte auf den Aufbau von Long-Positionen und den Abbau von Short-Positionen zurück. Dabei dürfte vor allem die bevorstehende Hurrikansaison eine Rolle gespielt haben. Aber auch die Preisentwicklung der vergangenen Wochen - innerhalb eines Monats ist der Erdgaspreis um 13% gestiegen - dürfte die Leerverkäufer zu Shorteindeckungen gezwungen haben. Mit knapp 200 Tsd. Kontrakten liegen die spekulativen Short-Positionen weiterhin auf einem hohen Niveau, so dass mit weiteren Shorteindeckungen zu rechnen ist, welche den Preis nach oben treiben könnten.


Edelmetalle

Der Goldpreis notiert am Morgen bei 1.230 USD je Feinunze leicht im Plus. Auch in Euro ausgedrückt konnte sich der Goldpreis leicht auf 1.011 EUR erholen. Dieser Preisanstieg könnte damit zusammenhängen, dass Investoren Preisrückgänge wie Ende letzter Woche als Kaufgelegenheit betrachten, als der Goldpreis im Zuge besser als erwartet ausgefallener chinesischer Konjunkturdaten unter Druck geriet. So stiegen die Goldbestände von ETF Securities am Freitag auf einen neuen Rekord von 8,8 Mio. Unzen (282 Tonnen).

Auch die Goldbestände von SPDR Gold Trust liegen weiterhin auf einem Rekordniveau von gut 1.300 Tonnen. Die Netto-Long-Positionen der spekulativen Finanzanleger stiegen in der Woche zum 8. Juni um 4 Tsd. auf 210 Tsd. Kontrakte, dürften in den Tagen danach aber etwas zurückgekommen sein. Weiteres Anstiegspotenzial bieten Medienberichte, wonach Spanien bereits diese Woche Mittel aus dem 750 Mrd. Euro schweren Rettungspaket beanspruchen könnte. Angesichts der Tatsache, dass Spanien 12% zum europäischen BIP beiträgt, würde dies zu einem erheblichen Anstieg der Risikoaversion und zu einer höheren Nachfrage nach Gold führen.

Wie GFMS berichtet, übertraf die weltweite Goldminenproduktion im ersten Quartal erstmals seit 2003 die Marke von 600 Tonnen. Silber, Platin und Palladium verzeichnen am Morgen allesamt kräftige Gewinne von über 1%. Silber, welches für gewöhnlich die Entwicklung von Gold überproportional nachvollzieht, profitiert von seinem industriellen Charakter. Gleiches gilt für Platin und Palladium.


Industriemetalle

Beflügelt durch den Konjunkturoptimismus, einen schwächeren US-Dollar und die optimistischen Broker-Schätzungen zur künftigen Preisentwicklung können die Metalle heute in Breite zulegen. Unterstützt wird der Anstieg durch die anziehenden Aktienmärkte in Asien, wobei die chinesischen Märkte wegen des Drachenbootfests noch bis zum 16. Juni geschlossen bleiben. Auch sorgt die Lagerstatistik für Auftrieb. Die Kupferlagerbestände an der Börse in Shanghai sind in der Vorwoche um 13,4 Tsd. Tonnen bzw. 8,8% gefallen. Insgesamt fielen die Lagerbestände seit Anfang Mai bereits um 23%. Die im LME-System erfassten Lagerbestände gingen zuletzt auch kontinuierlich zurück und sind von der Spitze im Februar sogar um 26% gefallen.

Aus unserer Sicht dürfte der Kupferpreis trotz der Risiken für die Nachfrage wegen der vorgezogenen Importe im Vorjahr und des baldigen Endes der Konjunkturprogramme in China bei Preisen zwischen 6.000 und 6.500 USD pro Tonne einen mittelfristigen Boden bilden.

Auch das Abwärtspotenzial bei Aluminium dürfte aktuell begrenzt sein. CBI berichtet, dass wegen hoher Kosten die Aluminiumproduzenten in China derzeit durchschnittlich 2.000 RMB bzw. rund 300 USD Verlust je Tonne Aluminium einfahren. Wir erwarten dadurch Unterstützung für die Preise, weil die Aluminiumschmelzen in China, dem größten Aluminiumpoduzenten der Welt, ihre Produktion zurückfahren werden. Die Lagerbestände in Shanghai dürften mit knapp 500 Tsd. Tonnen ihr vorläufiges Hoch erreicht haben. Aufgrund der Shanghai Expo ist der Transport nach Shanghai und Wuxi zwischen Mai und Oktober beeinträchtigt.


Agrarrohstoffe

Die Kaffeepreise sind in den letzten Tagen kräftig gestiegen. Arabica-Kaffee notiert nach einem Anstieg um 8,4% in den letzten fünf Tagen bei 145 US-Cents je Pfund auf einem 6-Monatshoch. Robusta-Kaffee stieg im selben Zeitraum sogar um 16,8% auf 1.560 USD je Tonne. Ähnlich hohe Preise wurden zuletzt vor einem Jahr gesehen. Der Preisanstieg findet vor dem Hintergrund fallender Lagerbestände statt. Die Europäische Kaffeevereinigung meldete jüngst für Ende April einen Rückgang der Lagerbestände um 4,7% gegenüber dem Vormonat. Hinzu kommen Bedenken, dass die hohe Feuchtigkeit in Mittelamerika zu einer Ausbreitung von Pflanzenkrankheiten beitragen und die dortige Arabica-Produktion treffen könnte.

Bei Robusta-Kaffee ließen vor allem die rückläufigen Exporte des größten Anbieters Vietnam aufhorchen, die von Oktober bis April 20% unter dem Wert der Vorjahresperiode lagen. Die Internationale Kaffeeorganisation hat ihre Schätzung für den Rückgang der weltweiten Kaffeeproduktion zuletzt auf 6% in 2009/10 nach oben revidiert. Nach drei Defizitjahren in Folge sollen erst 2010/11 Angebot und Nachfrage in etwa ausgeglichen sein. Gegenüber der Situation vor wenigen Tagen hat sich die Lage allerdings nicht grundlegend geändert, so dass die jüngsten Preisbewegungen übertrieben sind und daher teilweise wieder korrigiert werden dürften.

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CFTC Daten: Netto-Long Positionen spekulativer Finanzanleger vs. Preis

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Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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