Kaffeepreis steigt auf 27-Monatshoch
16.06.2010 | Eugen Weinberg
Energie
Im Zuge festerer Aktienmärkte und eines schwächeren US-Dollar konnte der WTI-Ölpreis gestern um 2,5% zulegen und auf dem höchsten Stand seit fünf Wochen schließen. Heute Morgen handelt der Preis wenig verändert bei 77 USD je Barrel. Die aktuelle Preisentwicklung zeigt, dass die Vorgaben an den Aktien- und Devisenmärkten derzeit offensichtlich wichtiger sind als die Fundamentaldaten des Ölmarktes.
Entgegen den Erwartungen und weitgehend vom Markt unbeachtet zeigten die gestern nach Handelsschluss veröffentlichten API-Lagerdaten für die vergangene Woche sowohl einen Anstieg der Rohöl- als auch der Produktvorräte. Dies geschah trotz rückläufiger Importe und einer deutlich niedrigeren Auslastung der Raffinerien. Letztere hatten die Kapazitäten in den Wochen zuvor in Erwartung einer anziehenden Benzinnachfrage deutlich erhöht. Deren Entwicklung enttäuschte aber bislang.
Laut Mastercard lag die US-Benzinnachfrage in der vergangenen Woche sogar 2,2% niedriger als im Vorjahr. Heute Nachmittag veröffentlicht das US-Energieministerium die offiziellen Lagerdaten. Der staatliche saudi-arabische Ölkonzern Aramco gab gestern bekannt, dass im letzten Jahr die Produktionskapazitäten um mehr als 2 Mio. auf rund 12,5 Mio. Barrel pro Tag ausgeweitet wurden. Einhergehend mit höheren Freikapazitäten sind somit in den nächsten Jahren keine Engpässe beim globalen Ölangebot zu befürchten. Aramco konzentriert sich nun auf die Erschließung von Gasvorkommen, um die schnell wachsende lokale Nachfrage befriedigen zu können.
Edelmetalle
Gold steigt am Morgen dank eines schwächeren US-Dollar auf 1.235 USD je Feinunze. In Euro ausgedrückt notiert der Goldpreis wenig verändert bei 1.000 EUR je Feinunze. Somit ist der negative Zusammenhang zwischen Euro und Gold zum ersten Mal seit Wochen nicht mehr gegeben. Gestern trafen die Anleiheemissionen Spaniens und Irlands auf eine rege Nachfrage, was den Risikoappetit und den Euro unterstützte. Dieser Optmismus scheint übertrieben zu sein, denn die fundamentale Situation hat sich in den letzten Wochen nicht wesentlich verändert. Die Eurostaaten Griechenland, Portugal, Spanien und Irland müssen weiterhin bedeutende Haushaltsdefizite ausgleichen.
Die Goldbestände von SPDR Gold Trust blieben den vierten Tag in Folge unverändert. Mittel- bis langfristig kann mit einem wiederholten Anstieg der Investmentnachfrage gerechnet werden, welche zuletzt der wichtigste Treiber des Goldpreises war. Platin und Palladium, welche vorrangig für die Herstellung von Katalysatoren in der Automobolindustrie verwendet werden, wurden gestern vom zurückkehrenden Risikoappetit und steigenden Industriemetallpreisen mit nach oben gezogen und notieren aktuell bei 1.580 USD bzw. 475 USD je Feinunze. Zur Vorsicht mahnt, dass die Investmentnachfrage zuletzt abgeflaut ist. Der europäische Palladium-ETF von ETF Securities verzeichnete gestern kräftige Abflüsse, welche im Gegensatz zur jüngeren Vergangenheit nicht durch entsprechende Zuflüsse in den US-ETF ausgeglichen worden sind.
Industriemetalle
Getrieben von weltweit festeren Aktienmärkten und einem schwächeren US-Dollar legten die Metallpreise gestern in der Breite zu und setzen heute Morgen ihren Aufwärtstrend fort. Unterstützt werden die Preise durch einen gestiegenen Risikoappetit der Marktteilnehmer. Sollte dieser weiter zunehmen, dürften die Rohstoffpreise im Allgemeinen und die Metallpreise im Speziellen weiter steigen.
Nach dem starken Preisverfall bei Nickel von über 27.000 USD je Tonne Ende April auf 18.000 USD je Tonne Anfang Juni haben in China viele Nickel pig iron Produzenten ihre Produktion deutlich zurückgefahren. Die Produktion von Nickel pig iron (Nickel aus Erzen mit niedrigem Metallgehalt) lohnt sich nur bei relativ hohen Nickelpreisen. Höhere Energiekosten gepaart mit staatlichen Auflagen bei der Schadstoffemission haben zu gestiegenen Produktionskosten geführt.
Gemäß Angaben des staatlichen Research-Instituts Antaike wurde die Nickel pig iron Produktion bereits im April vom vorangegangenen Rekordhoch auf gut 14 Tsd. Tonnen deutlich reduziert. Aufgrund einer schwächeren Nachfrage aus der Edelstahlindustrie werden für Mai und Juni weitere Rückgänge erwartet. Die Edelstahlhersteller werden aktuell neben den Maßnahmen der chinesischen Regierung zur Abkühlung der lokalen Wirtschaft auch mit einer schwächeren Nachfrage konfrontiert. Einige Endabnehmer halten derzeit Aufträge zurück und bauen ihre Lagerbestände ab.
Agrarrohstoffe
Der Preis für Arabica-Kaffee ist auch gestern wieder kräftig gestiegen: Nach den deutlichen Gewinnen der Vortage legte er nochmals um 5,6% zu und notiert mittlerweile nur noch knapp unter der Marke von 160 US-Cents je Pfund, dem höchsten Stand seit März 2008. In den letzten fünf Tagen ist der Preis damit um knapp 20% gestiegen. Begründet wird die Preisexplosion mit Sorgen, das Angebot könne mit der Nachfrage nicht Schritt halten. Das positive Finanzmarktumfeld – insbesondere der schwächere US-Dollar der letzten Tage – tat sein Übriges. Auch wenn wir aufgrund der angespannten Angebots-Nachfrage-Situation seit langem optimistisch für den Kaffeepreis waren, erachten wir den jüngsten Preisanstieg als überzogen.
Parallelen zur Situation Anfang 2008 drängen sich auf. Innerhalb eines Monats war der Preis damals von 131 US-Cents auf in der Spitze 165 US-Cents nach oben geschossen, dann allerdings ebenso schnell wieder auf das Ausgangsniveau zurückgefallen. Auch dieses Mal könnte sich der Blick schnell wieder auf die zu erwartende große Ernte, insbesondere im größten Produzentenland Brasilien, aber auch die deutliche Verbesserung in Kolumbien gegenüber den Vorjahren, richten und die Preise ähnlich stark zurückfallen lassen. Laut US-Landwirtschaftsministerium soll die Ernte in Brasilien in diesem Jahr um gut 20% auf ein Rekordniveau von 55,3 Mio. Sack steigen, in Kolumbien um 25% auf 11 Mio. Sack.
© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst
Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets
Diese Ausarbeitung dient ausschließlich Informationszwecken und stellt weder eine individuelle Anlageempfehlung noch ein Angebot zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren oder sonstigen Finanzinstrumenten dar. Sie soll lediglich eine selbständige Anlageentscheidung des Kunden erleichtern und ersetzt nicht eine anleger- und anlagegerechte Beratung. Die in der Ausarbeitung enthaltenen Informationen wurden sorgfältig zusammengestellt. Eine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit kann jedoch nicht übernommen werden. Einschätzungen und Bewertungen reflektieren die Meinung des Verfassers im Zeitpunkt der Erstellung der Ausarbeitung und können sich ohne vorherige Ankündigung ändern.
Im Zuge festerer Aktienmärkte und eines schwächeren US-Dollar konnte der WTI-Ölpreis gestern um 2,5% zulegen und auf dem höchsten Stand seit fünf Wochen schließen. Heute Morgen handelt der Preis wenig verändert bei 77 USD je Barrel. Die aktuelle Preisentwicklung zeigt, dass die Vorgaben an den Aktien- und Devisenmärkten derzeit offensichtlich wichtiger sind als die Fundamentaldaten des Ölmarktes.
Entgegen den Erwartungen und weitgehend vom Markt unbeachtet zeigten die gestern nach Handelsschluss veröffentlichten API-Lagerdaten für die vergangene Woche sowohl einen Anstieg der Rohöl- als auch der Produktvorräte. Dies geschah trotz rückläufiger Importe und einer deutlich niedrigeren Auslastung der Raffinerien. Letztere hatten die Kapazitäten in den Wochen zuvor in Erwartung einer anziehenden Benzinnachfrage deutlich erhöht. Deren Entwicklung enttäuschte aber bislang.
Laut Mastercard lag die US-Benzinnachfrage in der vergangenen Woche sogar 2,2% niedriger als im Vorjahr. Heute Nachmittag veröffentlicht das US-Energieministerium die offiziellen Lagerdaten. Der staatliche saudi-arabische Ölkonzern Aramco gab gestern bekannt, dass im letzten Jahr die Produktionskapazitäten um mehr als 2 Mio. auf rund 12,5 Mio. Barrel pro Tag ausgeweitet wurden. Einhergehend mit höheren Freikapazitäten sind somit in den nächsten Jahren keine Engpässe beim globalen Ölangebot zu befürchten. Aramco konzentriert sich nun auf die Erschließung von Gasvorkommen, um die schnell wachsende lokale Nachfrage befriedigen zu können.
Edelmetalle
Gold steigt am Morgen dank eines schwächeren US-Dollar auf 1.235 USD je Feinunze. In Euro ausgedrückt notiert der Goldpreis wenig verändert bei 1.000 EUR je Feinunze. Somit ist der negative Zusammenhang zwischen Euro und Gold zum ersten Mal seit Wochen nicht mehr gegeben. Gestern trafen die Anleiheemissionen Spaniens und Irlands auf eine rege Nachfrage, was den Risikoappetit und den Euro unterstützte. Dieser Optmismus scheint übertrieben zu sein, denn die fundamentale Situation hat sich in den letzten Wochen nicht wesentlich verändert. Die Eurostaaten Griechenland, Portugal, Spanien und Irland müssen weiterhin bedeutende Haushaltsdefizite ausgleichen.
Die Goldbestände von SPDR Gold Trust blieben den vierten Tag in Folge unverändert. Mittel- bis langfristig kann mit einem wiederholten Anstieg der Investmentnachfrage gerechnet werden, welche zuletzt der wichtigste Treiber des Goldpreises war. Platin und Palladium, welche vorrangig für die Herstellung von Katalysatoren in der Automobolindustrie verwendet werden, wurden gestern vom zurückkehrenden Risikoappetit und steigenden Industriemetallpreisen mit nach oben gezogen und notieren aktuell bei 1.580 USD bzw. 475 USD je Feinunze. Zur Vorsicht mahnt, dass die Investmentnachfrage zuletzt abgeflaut ist. Der europäische Palladium-ETF von ETF Securities verzeichnete gestern kräftige Abflüsse, welche im Gegensatz zur jüngeren Vergangenheit nicht durch entsprechende Zuflüsse in den US-ETF ausgeglichen worden sind.
Industriemetalle
Getrieben von weltweit festeren Aktienmärkten und einem schwächeren US-Dollar legten die Metallpreise gestern in der Breite zu und setzen heute Morgen ihren Aufwärtstrend fort. Unterstützt werden die Preise durch einen gestiegenen Risikoappetit der Marktteilnehmer. Sollte dieser weiter zunehmen, dürften die Rohstoffpreise im Allgemeinen und die Metallpreise im Speziellen weiter steigen.
Nach dem starken Preisverfall bei Nickel von über 27.000 USD je Tonne Ende April auf 18.000 USD je Tonne Anfang Juni haben in China viele Nickel pig iron Produzenten ihre Produktion deutlich zurückgefahren. Die Produktion von Nickel pig iron (Nickel aus Erzen mit niedrigem Metallgehalt) lohnt sich nur bei relativ hohen Nickelpreisen. Höhere Energiekosten gepaart mit staatlichen Auflagen bei der Schadstoffemission haben zu gestiegenen Produktionskosten geführt.
Gemäß Angaben des staatlichen Research-Instituts Antaike wurde die Nickel pig iron Produktion bereits im April vom vorangegangenen Rekordhoch auf gut 14 Tsd. Tonnen deutlich reduziert. Aufgrund einer schwächeren Nachfrage aus der Edelstahlindustrie werden für Mai und Juni weitere Rückgänge erwartet. Die Edelstahlhersteller werden aktuell neben den Maßnahmen der chinesischen Regierung zur Abkühlung der lokalen Wirtschaft auch mit einer schwächeren Nachfrage konfrontiert. Einige Endabnehmer halten derzeit Aufträge zurück und bauen ihre Lagerbestände ab.
Agrarrohstoffe
Der Preis für Arabica-Kaffee ist auch gestern wieder kräftig gestiegen: Nach den deutlichen Gewinnen der Vortage legte er nochmals um 5,6% zu und notiert mittlerweile nur noch knapp unter der Marke von 160 US-Cents je Pfund, dem höchsten Stand seit März 2008. In den letzten fünf Tagen ist der Preis damit um knapp 20% gestiegen. Begründet wird die Preisexplosion mit Sorgen, das Angebot könne mit der Nachfrage nicht Schritt halten. Das positive Finanzmarktumfeld – insbesondere der schwächere US-Dollar der letzten Tage – tat sein Übriges. Auch wenn wir aufgrund der angespannten Angebots-Nachfrage-Situation seit langem optimistisch für den Kaffeepreis waren, erachten wir den jüngsten Preisanstieg als überzogen.
Parallelen zur Situation Anfang 2008 drängen sich auf. Innerhalb eines Monats war der Preis damals von 131 US-Cents auf in der Spitze 165 US-Cents nach oben geschossen, dann allerdings ebenso schnell wieder auf das Ausgangsniveau zurückgefallen. Auch dieses Mal könnte sich der Blick schnell wieder auf die zu erwartende große Ernte, insbesondere im größten Produzentenland Brasilien, aber auch die deutliche Verbesserung in Kolumbien gegenüber den Vorjahren, richten und die Preise ähnlich stark zurückfallen lassen. Laut US-Landwirtschaftsministerium soll die Ernte in Brasilien in diesem Jahr um gut 20% auf ein Rekordniveau von 55,3 Mio. Sack steigen, in Kolumbien um 25% auf 11 Mio. Sack.
© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst
Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets
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