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Uneinheitliche Preisentwicklung bei Rohöl

18.06.2010  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Ölmarkt hat sich gestern uneinheitlich entwickelt. Während der nächstfällige WTI-Terminkontrakt auf 77 USD je Barrel zurückfiel und heute Morgen weiter unter Druck steht, konnte der Brent-Kontrakt auf 79 USD je Barrel steigen. Hinter dieser divergierenden Preisentwicklung stehen vor allem zwei Gründe: Beide Kontrakte haben unterschiedliche Fälligkeiten. Bei WTI handelt es sich um den Juli-Kontrakt, bei Brent nach der Mitte der Woche erfolgten Kontraktumstellung dagegen bereits um den August-Kontrakt.

Vergleicht man die August-Kontrakte beider Ölsorten, ist der Preisunterschied weitaus geringer. Der Juli-Kontrakt wird zudem durch die hohen US-Lagerbestände in Cushing belastet. Diese waren in der vergangenen Woche nach Angaben des US-Energieministeriums um 200 Tsd. Barrel gestiegen und bewegen sich mit 37,6 Mio. Barrel nahe dem Mitte Mai verzeichneten Rekordhoch. Der Energiedatenanbieter Genscape berichtet in der Woche zum 15. Juni allerdings einen Rückgang um 700 Tsd. Barrel vom in der Vorwoche verzeichneten Rekordwert. Innerhalb der letzten drei Monate sind die Lagerbestände in Cushing um gut 30% gestiegen. Der nächstfällige WTI-Terminkontrakt dürfte bis zur Kontraktumstellung am 22. Juni nach unten verzerrt bleiben.

Der US-Erdgaspreis ist gestern um 3,6% auf 5,16 USD je mmBtu gestiegen. Der Anstieg der US-Erdgaslagerbestände um 87 Mrd. Kubikfuß blieb leicht hinter den Erwartungen zurück, was vermutlich zu einem weiteren Abbau der Netto-Short-Positionen führte und sich somit preisstützend auswirkte. Heute Abend nach Handelsschluss veröffentlicht die CFTC neue Daten zur Marktpositionierung.


Edelmetalle

Der Goldpreis konnte gestern deutlich zulegen und notierte zwischenzeitlich bei 1.251 USD je Feinunze nur einen Dollar unter dem vor zehn Tagen erreichten Allzeithoch. Auf Schlusskursbasis wurde mit 1.245 USD ein neues Rekordhoch markiert. In Euro ausgedrückt konnte sich der Goldpreis trotz des deutlichen festeren Euro über der psychologisch wichtigen Marke von 1.000 EUR halten. Die Einigung der EU-Staats- und Regierungschefs, die Ergebnisse der sogenannten Stress-Tests für Banken offenzulegen, hat für Unruhe unter den Marktteilnehmern gesorgt und letztlich somit zu diesem Preisanstieg beigetragen.

Die besser als erwartet ausgefallene Auktion spanischer Staatsanleihen konnte die Verunsicherung nicht lösen. Dies zeigt sich auch daran, dass der weltgrößte Gold ETF, SPDR Gold Trust, gestern Zuflüsse in Höhe von 2 Tonnen verzeichnete; die ersten Zuflüsse seit gut einer Woche. Zudem mehren sich Gerüchte über weitere Goldkäufe seitens der chinesischen Zentralbank. Die PBoC möchte ihre Währungsreserven, welche hauptsächlich aus US-Dollar bestehen, diversifizieren. In Relation zu den Devisenreserven liegen die Goldreserven weiterhin auf einem sehr niedrigen Niveau. Der Silberpreis ist gestern im Schlepptau von Gold auf 18,9 USD je Feinunze gestiegen, den höchsten Stand seit einem Monat. Der Gold-Silber-Koeffizient liegt mit 67 noch immer auf einem hohen Niveau. Wir sehen bei Silber weiterhin Aufwärtspotenzial.

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Industriemetalle

Im Zuge eher schwächerer US-Konjunkturdaten standen die Metallpreise gestern unter Druck und gaben in der Breite nach. Zink und Kupfer verzeichneten dabei mit 3,5% bzw. 3,1% die höchsten Verluste. Besonders die Arbeitslosenzahlen und der Philadelphia Fed-Index zur verarbeitenden Industrie belasteten die Stimmung. Nachdem zuletzt bereits für die Kupfer-, Zink- und Bleimärkte Überschüsse vermeldet wurden, gab auch die International Nickel Study Group (INSG) für den Nickelmarkt einen Überschuss bekannt. Demnach übertraf im April zum ersten Mal in diesem Jahr das Angebot die Nachfrage um 2.600 Tonnen. Mit dem rasanten Preissturz von Nickel seit Ende April wurden jedoch einige Kapazitäten reduziert, so dass für die kommenden Monate wieder Angebotsdefizite ausgewiesen werden könnten.

Baosteel, der zweitgrößte chinesische Stahlhersteller, hat für das dritte Quartal weitere Preiserhöhungen für Eisenerz von 23% von BHP Billiton und Rio Tinto akzeptiert. Baosteel zahlt damit in den kommenden drei Monaten rund 147 USD je Tonne Eisenerz. Bereits zuvor hatten sich BHP Billiton und Rio Tinto mit japanischen Stahlproduzenten auf eine Erhöhung der Preise in derselben Größenordnung geeinigt. Weitere Preiserhöhungen dürften nun allerdings schwer durchsetzbar sein, da der neue Kontraktpreis mittlerweile leicht über dem aktuellen Kassa-Preis liegt. Für das vierte Quartal könnte es daher bereits zu Preisrückgängen kommen.


Agrarrohstoffe

Der an der LIFFE in Paris gehandelte europäische Weizen konnte in den vergangenen Tagen um 2,4% auf 140 EUR je Tonne steigen. Unterstützend wirkt die steigende Exportnachfrage. Die EU hat in der vergangenen Woche Exportlizenzen für 628 Tsd. Tonnen Weizen erteilt. Das ist ein Anstieg um 60% gegenüber der Vorwoche und der zweithöchste Wert seit Beginn der europäischen Erntesaison im vergangenen Juli. Der schwächere Euro scheint sich somit positiv auf die Weizenexporte der EU auszuwirken. Die US-Weizenpreise konnten in der vergangenen Woche sogar um 5% auf 4,6 USD je Scheffel steigen.

Die zuletzt veröffentlichten USDA-Exportdaten deuten ebenfalls auf eine anziehende Nachfrage hin. Seit Anfang Juni wurden demnach von den USA 2,06 Mio. Tonnen Weizen exportiert. Dies hängt aber vor allem damit zusammen, dass in den USA bereits das Erntejahr 2010/11 begonnen hat. Häufig flauen die Exporte kurz vor Ende eines Erntejahres deutlich ab, um mit Beginn des neuen Erntejahres anzuziehen, vermutlich weil Exportaufträge von einem Erntejahr auf das nächste verschoben werden. Von daher dürfte der Anstieg der US-Weizenexporte in den vergangenen beiden Wochen etwas überzeichnet sein.

Die US-Maisexporte stiegen in der vergangenen Woche um 7% auf 1,09 Mio. Tonnen und lagen damit 21% über dem Durchschnitt der vergangenen vier Wochen. Aus China wurden dabei keine Käufe berichtet. Bei Sojabohnen kam es zu einem seltenen Negativsaldo von 136,3 Tsd. Tonnen, weil mehr Exportaufträge gekündigt als neue Aufträge erteilt worden sind.

Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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