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Was Sie schon immer über Gold wissen wollten ...

21.06.2010  |  Prof. Antal E. Fekete
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Frage: Bis zu welchem Grad müsste Geld durch Gold "gedeckt" sein?

Antwort: Die Real Bills Doctrine ist hier der Schlüssel zur Frage. In einem Quartal gibt es im Durchschnitt 75 Geschäftstage. Deswegen wird an einem Geschäftstag im Durchschnitt ein Fünfundsiebzigstel, sprich 1 1/3 Prozent , der ausstehenden real bills in Gold fällig. Jederzeit muss also ausreichend Gold zur Verfügung stehen, um die Wechsel bei Fälligkeit zu begleichen; mehr, wenn der Diskontsatz steigt, weniger, wenn er sinkt. In normalen Zeiten müsste den Handelsbanken bei gewöhnlichem Geschäftsverlauf genug Gold zufließen, mit dem sie die fällig werdenden Wechsel bezahlen können. In unnormalen Zeiten gehen die Banken an den Wechselmarkt und verkaufen mit Abschlag eine ausreichende Menge Wechsel aus ihren Portfolios, um Gold aufzubringen.

Das dürfte kein Problem sein: Eine fällig werdende real bill ist die ertragreichste Anlage, die eine Handel- und Geschäftsbank besitzen kann. Irgendwo auf der Welt wird es immer Handelsbanken geben, die mehr als genug Gold haben. Die werden alles versuchen, um an ertragbringende Anlagen zu gelangen. Bis zur Fälligkeit steigt der Wert der real bills mit jedem Tag. Sie verkörpern den "sich selbst-liquidierenden Kredit". Der Verkauf der entsprechenden Handelsware an den Endverbraucher sorgt für die erforderlichen Geldmittel, um die Wechsel zu liquidieren.


Frage: Was passiert, wenn ein Land kein Gold in den Tresoren hat?

Antwort: In einem solchen Land wird nun der Diskontsatz steigen. Zeigt sich eine positive Differenz zwischen den geltenden Diskontsätzen zweier Länder, so verbessern sich die Handelbedingungen zugunsten des Landes mit dem höheren Satz. Es hat niedrigere Barpreise für seine Exporte zu bieten, während es niedrigere Preise (insgesamt 91 Tage) für seine Importe zu zahlen muss. Das bedeutet, dass dieses Land das Gold für seine Exporte 91 Tage vor dem Zeitpunkt bekommt, an dem die in Gold zu begleichenden Wechsel für die Importe des Landes fällig werden. Zusätzlich wird der höhere Diskontsatz für einen Zufluss kurzfristigen Kapitals sorgen, mit dem sich Exporte und Importe besser finanzieren lassen. Wir dürfen dabei nicht vergessen, dass Importe nicht durch Exporte, nicht durch Gold finanziert werden. Gold ist dazu da, das Land durch vorübergehende Ungleichgewichte zu bringen.

Sollte diese Hilfe nicht ausreichen, um mit der Goldknappheit zurechtzukommen, so müssen die Verbraucher - um essen, sich kleiden und im Winter wärmen zu können - in ihre Taschen greifen und die Goldmünzen herausholen, damit die Wechsel für ihre Importe bei Fälligkeit beglichen werden können.

Wichtig ist also Folgendes: Ein Goldknappheit muss nicht zu Mangel und Not führen - dank des Diskontsatz-Mechanismus herrscht ein sich selbst-korrigierender Zustand.


Frage: Für August haben Sie die Eröffnung einer Schule in Budapest angekündigt, die Sie die New Austrian School of Economics nennen. Warum neu? Warum österreichisch? Warum in Ungarn?

Antwort: Die Austrian School of Economics begann mit Carl Menger (1840-1921), der aus Österreich-Ungarn stammte und der, wie Isaac Newton, die Grabinschrift humanis generis decus (Stolz des Menschengeschlechts) verdient. Die ersten Mitglieder der Schule (z.B. Menger persönlich) waren allesamt große Geldwissenschaftler, denen die Vorstellung einer nichteinlösbaren Währung verhasst war. Keynes prägte die Idee, der Goldstandard sei ein "barbarisches Relikt" und müsste abgeschafft werden. Durch Bestechung und Erpressung wurden die Hochschulen dazu gebracht, die neue Doktrin hochzuhalten, während die Österreichische Nationalökonomie verkümmerte.

Als der intellektuelle Bankrott des Keynesianismus offensichtlich wurde (er stellte alles auf den Kopf, indem er die Tugend der Sparsamkeit und Wirtschaftlichkeit geißelte und die Sünde der Verschwendung in den Himmel hob) kam es gerade in den Vereinigten Staaten zu einer Renaissance der Österreichischen Schule, die sich für Vernunft und die Rückkehr zum Goldstandard ausspricht. Die "amerikanischen Österreicher" wehren sich jedoch vehement gegen die Real Bills Doctrine von Adam Smith - aus doktrinären Gründen, da sie dem Heiligsten des Heiligen - der Geldmengentheorie - widerspricht. Sie verstehen nicht, dass der Umlauf der goldgedeckten Wechsel spontan verläuft und dass seine Unterdrückung nichts anderes als der unberechtigte Eingriff in das Funktionieren des freien Marktes ist. Sie erkennen den Unterschied zwischen Diskontsatz (Erträge aus Goldwechseln, real bills) und dem Zinssatz (Erträge aus Goldanleihen) nicht.

Das war auch der Grund, warum ich meine Schule gründete - in Ungarn, wo ich lebe. Es wäre ein Desaster, würden die amerikanischen Österreicher ihren “100%-Goldstandard“ wirklich umsetzen können. Er würde das erste Weihnachtsgeschäft nicht überleben. Die Märkte würden sich festfressen und der Goldstandard würde zum zweiten Mal in einen schlechten Ruf geraten.

Zu Zeiten Mengers waren Österreich und Ungarn eine Doppelmonarchie, man teilte sich nicht nur einen Monarchen, man teilte auch ein wissenschaftliches und kulturelles Erbe.


Frage: Warum ein Goldstandard? Warum nimmt man nicht einen Korb aus Edelmetallen oder anderen handelsfähigen Rohstoffen, der dann als standardisierte Werteinheit funktioniert?

Antwort: Amerikanische "Gelddoktoren" haben die Angewohnheit, Gold lächerlich zu machen, indem sie es mit gefrorenen Schweinebäuchen vergleichen. Furchtbar aber wahr: Seitdem Gold aus dem monetären Paradies verstoßen wurde, werden gefrorene Schweinebäuche und Gold am selben Ort gehandelt. Hier zeigt sich eine Mentalität, die Gold (bestenfalls) als nur einen unter vielen verschiedenen, handelsfähigen Rohstoffen betrachtet und die in einem Korb mit einer breiteren Auswahl auch die bessere monetäre Reserve sieht.

Diese Position ist falsch und Wunschdenken der amerikanischen "Gelddoktoren" - Gold ist nicht gleich gefrorene Schweinebäuche. Aus folgendem Grund: Der Grenznutzen, des Ersteren sinkt langsamer als der der Letzteren. Tatsächlich sinkt der Grenznutzen von Gold langsamer als der irgendeines sonstigen Rohstoffes (oder Rohstoffkorbes). Und das macht Gold auch zu dem, was es ist: Das monetäre Metall par excellence. Deswegen ist Gold auch die einzige monetäre Anlage, die nicht in den Bilanzen anderer als Verpflichtung auftaucht.

Übrigens gibt es zwei Geldmetalle: Gold und Silber. Andere Edelmetalle wie Platin und Palladium sind keine Geldmetalle. Was die Edelmetalle trennt, ist deren Stock-Flow-Verhältnis. Bei den Geldmetallen ist es hoch, bei den anderen Edelmetallen nur ein Bruchteil.




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