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Was Sie schon immer über Gold wissen wollten ...

21.06.2010  |  Prof. Antal E. Fekete
- Seite 4 -
Frage: Was denken Sie von der Art und Weise, wie Regierungen in Hinblick auf die Große Finanzkrise, die Griechenland-Krise, die Euro-Krise sowie andere, gerade entstehende Krisen vorgehen? Wie lange können die Regierungen die "Schuldenfeuerstürme" noch eindämmen? Können sie mit einem Neuschuldenschauer gelöscht werden?

Antwort: Die Regierungen der industrialisierten Länder tragen die volle Verantwortung dafür, dass die Welt an diesem Krisenabgrund gebracht wurde - der größten Finanz- und Wirtschaftkrise, die es jemals gegeben hat. Eigentlich hätten sie in Anerkennung ihrer Schuld ihre Ämter niederlegen müssen. Und neue Regierungen, ausgerüstet mit besseren ökonomischen Theorien, müssten das Steuer übernehmen und Lösungen finden. Stattdessen halten sie verbissen an der Macht fest. Ihre Ursachenanalyse der Erkrankung ist fehler- und schadhaft; als Heilungsansätze empfehlen sie nur die alten Patentlösungen - unglaublich unpassend, nein, kontraproduktiv.

Nehmen wir das Beispiel des extrem schnell wachsenden Schuldenturms: Die große Finanzkrise, die Griechenland-Krise und all die Währungskrisen, die sich immer noch im Entstehungsprozess befinden, sind Teil ein und desselben Problems - nämlich des Schuldenproblems. Und das geht zurück auf das Jahr 1971. Am 15. August dieses schicksalhaften Jahres scheiterten die internationalen Goldverpflichtungen der USA. Und jetzt droht der Schuldenturm zusammenzubrechen und die Weltwirtschaft unter den Trümmern zu begraben.

Der Grund für das exponentiale Schuldenwachstum auf der Welt ist das Fehlen eines ultimativen Schuldenlöschers seit 1971. Die Gesamtverschuldung der Welt kann nur wachsen, nie schrumpfen. Wir sollten uns besser daran erinnern, dass Gold seit undenklichen Zeiten erfolgreich als ultimativer Schuldenlöscher funktionierte - bis es dann 1971 aus dem Geldsystem verbannt wurde. Schuldenrückzahlung in Gold löschte diese Schulden - Punkt. Seit 1971 gaben die Regierungen immer wieder vor, Schuldbegleichung in US$ würde diese Schulden ebenfalls löschen. Doch dem war in Wirklichkeit nicht so. Schulden wurden nur vom Schuldner zur US-Regierung transferiert und stetig akkumuliert. Schuldentransfer ist nicht dasselbe wie Schuldenlöschung. Die Akkumulierung von Schulden besitzt ein natürliches Limit. Dieses Limit wurde jetzt erreicht.

Ihre Beschreibung des Schuldenturms als Feuersturm trifft es. Die Regierungen der führenden Industrieländer werden nicht in der Lage sein, den von ihnen ausgelösten Feuersturm einzudämmen. Sie kippen nur weiter Öl in Feuer.


Frage: Wie wird sich die aktuelle Situation weiterentwickeln? Denken Sie, die Lösung wird in Form einer Hyperinflation oder -deflation anstehen?

Antwort: Man muss mit diesen Begriffen vorsichtig sein. Inflation wie auch Deflation bedeuten Vermögenszerstörung aufgrund der Zerstörung von Verpflichtungen - im ersten Fall durch Abwertung, im zweiten durch Ausfall. Aber auch das gleichzeitige Auftreten beider Formen ist möglich.

Aber wenn ich Ihre Frage beantworten muss, dann stellen Sie mich in die Deflationsecke. Überall gibt es Anzeichen für Deflation. Ganze Flüsse aus Neugeld schaffen es nicht, die sinkenden Preise und Zinssätze umzudrehen. Das Vertrauen in Zahlungsversprechen löst sich in Luft auf. Die Banken vertrauen sich gegenseitig nicht beim Tagesgeld. Papiergold wird in die Kehlen derer gestopft, die eigentlich physisches Gold wollen. Schlimmer noch, das schwindende Vertrauen hat die Phase der Ansteckung erreicht. Papiervermögen löst sich vor unseren Augen auf. Der Dominoeffekt greift um sich: Der Zusammenbruch einer Firma bringt den einer anderen mit sich. Am erschreckendsten ist die sinkende Zahl der Arbeitsplätze. Das wird zu einem Zusammenbruch von Recht und Ordnung führen. Die Regierungen sind komplett unvorbereitet und denken, um weitere Schrumpfungen zu verhindern, wäre es allein mit Gelddrucken getan - wofür sie schließlich auch spitzenmäßig ausgestattet sind.


Frage: Die Antwort auf die nächste Frage wird unsere Leser sicher sehr interessieren. Sind Sie in Gold, Silber und anderen Edelmetallen investiert? Und würden Sie diese zu den jetzt schon recht hohen Preisen noch kaufen?

Antwort: Mich stört ein wenig, wie Sie das Wort "investieren" gebrauchen. Nach meiner Denkweise ist der Erwerb von Geldmetallen keine Investition, sondern eher so etwas, wie der Abschluss eine Versicherung. Ich denke nicht, dass andere Edelmetalle (oder eben Steine) eine gute Investition sind. Was die Geldmetalle, Gold und Silber, angeht, so wäre man gut beraten, jeden Monat routinemäßig hinzu zu kaufen, ungeachtet der Preise. Seine Edelmetallbestände sollte man wie eine Versicherungspolice gegen Feuer betrachten. Wenn Sie die nie in Anspruch nehmen müssen, umso besser.

Optimalerweise würde man sich bei der Bewertung seiner Anlagen nicht nach dem Dollarpreis richten sondern nach dem Goldäquivalent. Man würde also seine Bilanz (auf der Aktiv- wie auch Passivseite) nicht nach Dollar- oder Euroeinheiten führen, sondern nach Goldeinheiten (Unzen oder Gramm). Es erfordert Selbstdisziplin, aber es ist der einzige Weg, nicht immer wieder das eigene Gesicht tückischerweise in einem Zerrspiegel betrachten zu müssen. Die optische Verzerrung könnte leicht in geistige Verzerrung übergehen.


Frage: Ich würde gerne zur abschließenden Frage kommen. Wo denken Sie wird der Goldpreis in US-Dollar oder Euro innerhalb der nächsten 3 bis 5 Jahre liegen?

Antwort: Tut mir leid aber ich habe mich nicht der Hellseherei verschrieben. Ich denke, ich würde meinen Ruf als Wissenschaftler auf Spiel setzten, wenn ich es wage, diese Frage zu beantworten. Und übrigens denke ich nicht, dass mich das so sehr interessieren würde. Vermutungen hinsichtlich der zukünftigen Goldpreise gibt es wie Sand am Meer.

Die passendere - und interessantere Frage - wäre, ob es den Dollar und den Euro noch in 3 bis 5 Jahren geben wird. Beim Euro bin ich mir nicht so sicher, aber ich denke, den Dollar wird es in drei Jahren definitiv noch geben. 5 Jahre? Vielleicht nicht, es würde mich aber auch nicht wundern, wenn sich die Durchhaltekraft des Dollars auch noch über fünf Jahre hinaus erstrecken würde.

Es ist gefährlich, die Stärke des Giftes zu unterschätzen, mit dem man leben und arbeiten muss.


Interviewer: Vielen Dank für dieses Gespräch.

Professor Fekete: Vielen Dank, dass ich meine Ansichten zum Ausdruck bringen konnte.


© Antal E. Fekete
Professor of Money and Banking San Francisco School of Economics
aefekete@hotmail.com



Dieser Artikel wurde am auf www.gold-eagle.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.



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