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Was Sie schon immer über Gold wissen wollten ...

21.06.2010  |  Prof. Antal E. Fekete
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Frage: Aus geschichtlicher Sicht, so meinen Kritiker, dümpelte die Weltwirtschaft unter dem Goldstandard nur so dahin, der Handel lief schleppend, technologische und therapeutische Innovationen gab es nicht, kurzum: Der Goldstandard hat noch nie gut funktioniert. Was sagen Sie dazu?

Antwort: Diese Behauptung ist einfach nur das Gegenteil von Wahrheit. Die große Zeit des Goldstandards waren die 100 Jahre zwischen 1815 (dem Ende der napoleonischen Kriege) und 1914 (dem Ausbruch des 1. Weltkrieges). Das war das Zeitalter der transkontinentalen Eisenbahnstrecken, des interkontinentalen Frachtverkehrs; es war die Zeit, als alle wichtigen Erfindungen gemacht wurden, die das Zeitalter der Elektrizität, des Verbrennungsmotors, der Luftfahrt, der drahtlosen Kommunikation, der Röntgenstrahlen etc. in Gang brachten. Die Finanzierung dieser Endeckungen als auch deren Anwendung in Transport, Telekommunikation und Therapeutik wären ohne den Goldstandard und die unterstützende Wirkung auf die Kapitalakkumulation nicht möglich gewesen.


Frage: Die Einführung eines Goldstandards scheint heute kaum möglich zu sein, schaut man auf die gigantischen Mengen Neugeld, die in die Weltwirtschaft fließen. Wie könnte der Goldstandard mit so etwas fertig werden?

Antwort: Das würde er nicht. Der neue Goldstandard würde zuschauen, wie sich das System der nichteinlösbaren Währung selbst zugrunde richtet und in den eigenen Säften aus überschüssigem Fiat-Geld kocht. Wenn dieses System nicht mehr dafür sorgen kann, dass den Menschen Nahrung und andere notwendige Dinge geliefert werden, wenn es der Mehrheit der Bevölkerung keine Arbeitsplätze mehr verschaffen kann - dann wird der Goldstandard plötzlich und spontan wieder in Leben zurückspringen. Menschen müssen essen und sie haben andere Bedürfnisse. Sie müssen arbeiten, um zu verdienen und leben zu können. Der Welt wird einleuchten (meist völlig unerwartet), dass Gold seinen Platz an der Sonne hat. Gold ist der feste Kapitalkern, der weder durch Inflation noch durch Deflation zerstört werden kann, der alle Bilanzkonsolidierungen überleben wird. Gold steht im Zentrum des Heilungsprozesses der Weltwirtschaft, der Überleben ermöglicht.


Frage: Ist der Goldstandard die ultima ratio zur Heilung menschlicher Schwächen - z.B. des Glaubens, man könne Vermögen vervielfachen, indem man unbegrenzt Geld druckt? Denken Sie nicht auch, dass es niemals eine Zentralbank geben wird, die den Gutmensch-Politikern die Stirn bietet?

Antwort: Friedrich Hayek, der mit dem Nobelpreis ausgezeichnete Ökonom der Österreichischen Schule, dachte so. Er sagte, man bräuchte den Goldstandard nur, weil die Regierungen dazu neigen, Ausgaben zu machen, die sie sich nicht leisten können.

Das glaube ich nicht. Ich sehe Gold überall, unabhängig von der staatlichen Ausgabefreudigkeit. Selbst ohne einen Goldstandard spielt Gold eine Rolle bei der Bildung von Preisen, Löhnen, Mieten, des Zinses. Gold hilft, die Balance zwischen kurzfristiger und langfristiger Zufriedenstellung zu halten; es determiniert die Grenzproduktivität von Kapital und Arbeit. Es ist wie Luft - man sieht sie nicht und trotzdem ist sie da - ohne sie gibt es kein Leben.

Man braucht einen Maßstab, um Wert messen zu können. Gold ist der Grundstoff, aus dem dieser Maßstab gemacht ist.


Frage: Auch in der Vergangenheit sind Staaten Bankrott gegangen - einige sogar wiederholt wie zum Beispiel im alten Athen und Rom oder im Frankreich des 17. und 18. Jahrhunderts. Daran sieht man erstens, dass so etwas auch unter einem Goldstandard passieren kann. Man sieht zweitens, dass die herrschenden Mächte immer auch Beschränkungen im Bereich Münzprägung oder Banking umgehen können, wenn sie glauben, es herrsche Goldmangel. Was lässt Sie daran glauben, dass ein zukünftiger Goldstandard hier erfolgreicher sein kann und über einen längeren Zeitraum hinweg bestehen wird?

Antwort: Es gibt keine allgemeingültige Regel, die genau besagt, in welchem Umfang sich selbst-liquidierendem Kredit aufgebaut werden darf, so dass er durch eine bestimmte Gewichtseinheit in Gold immer noch sicher gedeckt ist. Verbesserungen bei den Clearing-Techniken, wie schon jene in der Telekommunikation, im Frachtverkehr und im Bereich Lagerwesen, werden die ausstehende Kreditmenge vergrößern, wobei es aber keinen entsprechenden Anstieg der Goldmenge gibt, die diese Kredite trägt. Und eben diese Eigenschaft macht Gold auch zum ultimativen Schuldenlöscher. Es ist einfach nicht wahr, dass der Goldstandard die Wirtschaft "kontraktionistisch" einschränkt und dass die herrschenden Mächte deshalb berechtigt wären, diese Fessel zu sprengen.

Es gibt keinen Goldmangel: Mit Blick auf das Stock-Flow-Verhältnis ist Gold die allerreichlichste Substanz auf dieser Welt. Aber damit der Goldstandard Bestand haben kann, müssen die Menschen dem staatlichen Versprechen, wirklich Gold auszuzahlen, vertrauen können. Wird dieses Vertrauen gestört, versucht Gold tendenziell unterzutauchen und dann könnte das System zusammenbrechen. Um dieses Problem zu lösen, muss der Staat das Vertrauen zu seinen Untergebenen unbedingt aufrechterhalten.




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