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Spekulationen um Yuan-Aufwertung sorgen für Auftrieb

21.06.2010  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Spekulation um die mögliche baldige Aufwertung des chinesischen Yuan lässt den Brentölpreis heute erstmals auf fast 80 USD je Barrel steigen. Auch wenn die chinesische Zentralbank PBoC am Sonntag die Äußerungen vom Vortag wieder relativierte und klarstellte, dass man die Währung auf einem stabilen Niveau halten will, spekuliert der Rohstoffmarkt offensichtlich auf eine mögliche Aufwertung und deren positiven Effekt auf die chinesischen Rohstoffimporte.

Bereits vor der Ankündigung sind die Netto-Long-Positionen von Spekulanten an der NYMEX in der Woche zum 15. Juni um 23,6 Tsd. Kontakte gestiegen, wobei dies fast ausschließlich auf die Schließung von Leerverkäufen zurückzuführen war. Die Nähe zur psychologisch wichtigen Marke von 80 USD je Barrel dürfte die Spekulation weiter anheizen, zumal auch von den zuletzt starken Aktienmärkten positive Impulse ausgehen.

Auch von weiteren Seiten bekommt der Ölmarkt zuletzt psychologisch Unterstützung. Zum einen äußerte sich am Freitag der Chef der Internationalen Energieagentur IEA, Nobuo Tanaka, dass die Weltölproduktion bis zum Jahr 2015 um bis zu 900 Tsd. Barrel täglich fallen könnte, falls sich wegen der Ölpest im Golf von Mexiko die Tiefseeprojekte um ein bis zwei Jahre verzögern würden. Zum anderen sorgt der mögliche Stopp der russischen Öl- und Gasimporte durch Weißrussland für Unsicherheit am Markt, nachdem der russische Präsident Medwedew gedroht hat, die Gaslieferungen an das Nachbarland um bis zu 85% zu kürzen, sollte Weißrussland die ausstehenden Energierechnungen von knapp 200 Mio. USD bis heute Morgen nicht bezahlen.


Edelmetalle

Gold markiert heute Morgen bei über 1.265 USD je Feinunze ein neues Allzeithoch. Das Edelmetall profitiert von seinem Status als „sicherer Hafen“ und dürfte stark nachgefragt bleiben, solange die Erfolgsaussichten bzgl. einer Lösung der Schuldenkrise in Europa angezweifelt werden. Investoren sind daher weiter bestrebt, ihre Anlagen mit Gold abzusichern. Neben den hohen Zuflüssen bzw. Beständen der Gold-ETFs spiegelt sich dies auch in der Marktpositionierung der spekulativen Finanzanleger wider. Diese haben in der Woche zum 15. Juni ihre Netto-Long-Positionen die dritte Woche in Folge auf 211,5 Tsd. Kontrakte und damit auf ein 4-Wochenhoch ausgebaut.

Gemäß Angaben des World Gold Council hat die russische Zentralbank im ersten Quartal 26,6 Tonnen Gold gekauft und damit ihre Goldbestände auf knapp 670 Tonnen erhöht. Dies zeigt, dass selbst bei den aktuell hohen Preisen das Interesse an Gold stark bleibt. Auch China hatte jüngst angekündigt, seine Währungsreserven u.a. mit Gold und weiteren Edelmetallen diversifizieren zu wollen.

Platin und Palladium konnten in den letzten Tagen ebenfalls wieder deutlich zulegen. Platin durchbrach dabei die psychologisch wichtige Marke von 1.600 USD je Feinunze, Palladium nähert sich mit großen Schritten der Marke von 500 USD je Feinunze an. Ein nachhaltiges Überschreiten dieser Niveaus könnte weitere Käufer anlocken.


Industriemetalle

Bestimmendes Thema an den Metallmärkten sind heute die möglichen Reformen des Wechselkursregimes in China. Entsprechende Ankündigungen der Peoples Bank of China (PBoC) wurden von Marktteilnehmern als Aufwertung der chinesischen Währung gegenüber dem US-Dollar interpretiert. Unserer Meinung nach handelt es sich hierbei jedoch eher um eine Umorientierung des Yuan, und zwar weg von der exklusiven Bindung an den US-Dollar hin zu einem internationalen Währungskorb. Im Zuge sehr fester asiatischer Aktienmärkte und eines schwächeren US-Dollars können die Metallpreise in der Breite stark zulegen und notieren an der Metallbörse LME in London bis zu 5% höher.

In Shanghai wurde bei Kupfer und Zink das maximal mögliche Tageslimit von 5% erreicht (limit up). Eine Aufwertung des Yuan könnte zu einem Anstieg der Nachfrage führen, da Rohstoffpreise in anderen Währungen für chinesische Konsumenten günstiger würden. Im Gegensatz zur spekulativen Nachfrage dürfte dies die reale Nachfrage jedoch nur geringfügig beeinflussen. Wir halten daher die Reaktion der Metallpreise für übertrieben und gehen von einer Beruhigung der Situation aus. Wie die am Freitagabend von der CFTC veröffentlichten Daten zur Marktpositionierung zeigen, sind die spekulativen Finanzanleger am Kupfermarkt weiter zurückhaltend. Die Netto-Long-Positionen blieben in der Woche zum 15. Juni mit 2.763 Kontrakten nahezu unverändert.


Agrarrohstoffe

Nachdem der Preis für Arabica-Kaffee in den Vortagen leicht rückläufig war, konnte er am Freitag wieder um 2,5% zulegen und knapp über der Marke von 160 US-Cents je Pfund schließen. Damit ist der Preis in den letzten beiden Wochen um insgesamt 20% gestiegen. Wir bleiben bei unserer Ansicht, dass diese rapide Bewegung trotz der aktuellen Knappheit an hochwertigen Arabica-Bohnen übertrieben ist. Nicht zuletzt sehen wir uns in dieser Einschätzung durch den Ende letzter Woche erschienenen Kaffeemarkt-Bericht des US-Landwirtschaftsministeriums bestätigt. Denn eine Auffüllung der gesunkenen Lager wird bald möglich sein: Nicht nur für den weltgrößten Produzenten Brasilien, sondern auch für die Welt insgesamt soll es in 2010/11 zu einer Rekordproduktion an Kaffee kommen. Diese soll gegenüber dem Vorjahr um 11% auf 139,7 Mio. Sack à 60 kg steigen, wobei der Anstieg der Arabica-Produktion in Brasilien um 27% stark durchschlägt.

Allerdings dürfte in Kolumbien die Produktion mit 9 Mio. Sack noch immer unter dem 5-Jahres-Durchschnitt von 11,8 Mio. Sack bleiben. Der Arabica-Preis sollte daher gut unterstützt bleiben, selbst wenn der gegenwärtige steile Anstieg übertrieben ist. Ihren Anteil am Preisanstieg haben auch die spekulativen Finanzanleger: Bereits in der Woche zum 15. Juni haben sie ihre Netto-Long-Positionen mehr als verdreifacht. Dies dürfte sich seither fortgesetzt und die nach oben gerichtete Preisentwicklung unterstützt haben.

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CFTC Daten: Netto-Long Positionen spekulativer Finanzanleger vs. Preis

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Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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