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John Hathaway: Die Goldindustrie ist kein Wachstumssektor

16.05.2012  |  The Gold Report
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The Gold Report: China war ein heißes Thema: Ob die Wirtschaft nun wächst, oder schrumpft, oder einfach nicht mehr so schnell wächst. Welchen Einfluss haben China, Indien, Russland und Europa auf den Goldpreis?

John Hathaway: Finanzrepressionen sind auf jeden Fall nicht eine ausschließlich amerikanische Angelegenheit. Bei den Indern kommen sie. Die Chinesen haben sie. Aber gut - beim Gold bekommen die USA auf jeden Fall keinen Pluspunkt. Es geht auch nicht darum, was an der Comex passiert. Es geht insgesamt darum, dass liquides Kapital keine vernünftigen Renditen erzielen kann.

Lägen die Zinssätze bei 5%, was im Umfeld von 3% Inflation immerhin eine anständige Rendite ergäbe, dann würde das US-Haushaltsdefizit um weitere 800 Milliarden $ anwachsen. Egal wie viel haushaltspolitische Strenge man auch an den Tag legen würde, sie wäre angesichts weiterer 800 Milliarden $ nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Damit würde unser jährliches Defizit weit über 2 Billionen $ steigen. Das kann man sich kaum vorstellen. Ich habe auch keine Antworten; ich weiß nur, dass rein rechnerisch da nichts mehr rausführt - nichts außer Gelddrucken in irgendeiner Form.


The Gold Report: Genaue zeitliche Vorhersagen lassen sich nur schwer machen. Aber der 31. Dezember wäre doch so ein entscheidendes Datum, denn dann laufen die Steuersenkungen aus und auch im Pentagon wird es Einschnitte geben, und schließlich stehen auch noch die Probleme rund um die Verschuldungsobergrenze an. Sehen Sie bis zum 31. Dezember wieder Zeiten der großen Spannungen kommen, wie schon im letzten Sommer?

John Hathaway: Wer immer auch im November gewählt wird, er sitzt auf dem heißen Stuhl. Die kalte Progression wird massenhaft um sich greifen, wenn die Steuersenkungen auslaufen.


The Gold Report: Wir sprachen gerade darüber, inwieweit Unternehmen bei einem Goldpreis von 1.600 $ pro Unze wirtschaftlich arbeiten. Die steigenden Energiepreise haben ihre Spuren in der Aktienperformance der Bergbauunternehmen hinterlassen. Wie viele Unternehmen arbeiten zu den aktuellen Preisen gewinnbringend?

John Hathaway: Bei einem Preis von 1.600 $ arbeiten die meisten Produzenten sehr profitabel. Jedes Unternehmen, das über Minenproduktion verfügt und nicht mehr in der Startup-Phase steckt, in der das ganze Geld abfließt, hat bei einem Goldpreis von 1.600 $ pro Unze reichlich Cashflow.

Bei den neuen Minen, die diese Unternehmen gerade aufbauen, muss man sicherlich von Fall zu Fall entscheiden. Allerdings gibt es schon neue Minen auf dem Reißbrett, die einen Goldpreis von 1.600 $ oder mehr benötigen, um rentabel zu sein. Die Kapitalrendite wird wahrscheinlich jenseits von Gut und Böse liegen. Der Markt erkennt das, und das ist auch der Grund, warum die Goldaktien abgestraft wurden. Denn wenn ein solches Unternehmen die bestehenden Ressourcen durch neue ersetzen will, wird sein Geschäft in der Zukunft nicht mehr so rentabel sein wie aktuell noch.


The Gold Report: Die zögerliche Aktienpreisentwicklung wäre also darauf zurückzuführen, dass die Unternehmen in die Zukunft denken?

John Hathaway: Das ist eine Möglichkeit. Wenn es bei Newmont Mining heißt, man werde die laufende Produktionsbasis um 40% ausweiten, dann weiß man, dass hoher Investitionsaufwand ansteht. Ich hatte auch mit AngloGold Ashanti Ltd. gesprochen. Letztes Jahr hatten sie einen Cashflow von 800 Millionen $, was ziemlich gut ist. Die Marktkapitalisierung liegt glaube ich bei ca. 13 Milliarden $. Dieses Jahr gibt das Unternehmen 2,2 Milliarden $ aus und es wird nach den jetzigen Angaben auch noch etwas liquides Kapital auftreiben. Das ist immer noch ziemlich gut. Hier haben wir eine Marktkapitalisierung von 13 Milliarden $ und umgerechnet ca. 20% davon sind der Cashflow. Wie hoch wird dann wohl der Gewinn liegen? Ich weiß, welche Projekte AngloGold hat. Sie werden im Großen und Ganzen gute Projekte sein.

Aber vor diesem Problem steht eben die Bergbauindustrie steht, hier geht es um die mögliche Explosion der Investitionskosten - und das ist vielleicht auch ein Grund für die ganze Ängstlichkeit. Man muss also eine Fall-zu-Fall-Betrachtung vornehmen und darauf achten, welche Unternehmen Projekte haben, bei denen die meisten Kosten schon untergebracht wurden. Andere Unternehmen sind da vielleicht nicht so fortgeschritten - in Bezug auf Anträge, Genehmigungen und langfristige, zeitraubende Dinge, wie Straßen zementieren und dergleichen - auf solchen Projekten wird es vielleicht auch in den nächsten fünf, sechs oder sieben Jahren keine Produktion geben. Da hat man ein Problem.

Den meisten dieser Unternehmen habe ich eines gesagt: Sie müssen nicht unbedingt wachsen. Sie brauchen einfach nur aufrechterhalten, was sie jetzt schon haben. Den Markt wird es nicht stören, solange sie das in Form von Dividenden weitergeben.




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