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John Hathaway: Die Goldindustrie ist kein Wachstumssektor

16.05.2012  |  The Gold Report
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The Gold Report: Bekommen Unternehmen, die Dividenden ausschütten, einen großen Pluspunkt auf ihrer Bewertungsliste für Aktien?

John Hathaway: Auf jeden Fall.


The Gold Report: Was denken Sie: Werden sich immer mehr Unternehmen an diesem Modell orientieren?

John Hathaway: Ja. Die Unternehmen sollten mehr und mehr Dividenden ausschütten. Beim aktuellen Goldpreis beträgt die Ausschüttungsquote unter den großen Produzenten weniger als 20%. Das ist viel zu niedrig. Und sie sind unter anderem deshalb so niedrig, weil die Bergbauunternehmen denken, sie müssten unbedingt all diese neuen Projekte aufziehen. Aber das müssen sie gar nicht. Ihre Aktienkurse lägen möglicherweise beim Doppelten, würden sie ganz einfach nur sagen: "Wir werden einfach nur eine kontinuierliche, stabile Produktion aufrechterhalten; hiermit legen wir eine Dividende von so und so viel fest."

Aber so denken diese Leute nicht, weil sie große Minen aufbauen wollen mit tollen neuen Trucks und sie wollen ihre Leute vom Exploration-Team in alle Ecken der Welt schicken. Das ist deren Modus Operandi. Es wird also noch dauern, bis sich im Sektor etwas verändert. Ein vernünftigeres Management wird hingegen mehr und mehr auf die Begrenzung des Investitionsaufwands achten.

Dieser Sektor ist eben kein Wachstumssektor. Es ist ein kapitalintensives Geschäft, das voller Risiken steckt. Warum also nicht eine Auszeit nehmen, für die nächsten fünf Jahre Geld machen und in Ruhe Ausschau halten? Die Unternehmen müssen schon neue Minen bauen, um das Vorhandene zu ersetzen, aber doch nicht gleich so viele neue Minen. Wenn man sich die 11 größten Goldaktien - Goldproduzenten - anschaut, die zusammen ca. 40% der Weltproduktion auf sich vereinen, dann sieht man von 2008 an überhaupt kein Produktionswachstum. Sie produzieren dieselben Unzenmengen, die sie damals schon produzierten. Diese Leute müssen doch verrückt sein, wenn sie glauben, sie könnten wachsen. Denken Sie nur einmal an das Ausmaß dieser großen Minen und dann an die Risiken, die Bergbauunternehmen haben wie z.B. staatliche Interventionen in den Ländern, wo sich die Minen befinden, Übergewinnsteuern und all das - da gibt es Hindernisse in den unterschiedlichsten Formen und Ausprägungen. Hier ist auf jeden Fall mit starkem Gegenwind zu rechnen.


The Gold Report: In diesem Fall würden sich also Übernahmen besser eignen als Exploration?

John Hathaway: Ja. Übernahmen hat es jedes Jahr gegeben. Die Unternehmen haben diese Möglichkeit. Sie können aber auch nicht zu viel bezahlen. Übernahmen sind also nicht schlecht, aber die Unternehmen müssen noch mehr daraus machen.


The Gold Report: In manchen Ländern haben Unternehmen mehr Schwierigkeiten als in anderen. Wie sehen sie das Risiko-Chance-Verhältnis, und welche Länder würden Sie bevorzugen oder aber meiden?

John Hathaway: Wir investieren nicht in China oder Russland. Wir schauen zuerst, ob im Land allgemeingültige Rechtsprinzipien garantiert sind. Aber in jedem Land gibt es dahingehend auch Probleme, selbst in den USA. Dieses Geschäft ist sehr von lokalen Bedingungen abhängig. In Argentinien ist es zum Beispiel wichtig zu fragen, in welchen Bundesstaat genau die Mine liegt. Oder: In welchem Teil von Mexiko ist das Bergbauunternehmen unterwegs? Man muss bei der Länderwahl verallgemeinern, das machen wir auch, aber anschließend muss man sich auf die genaue Lage und die lokalen Bedingungen der Projekte konzentrieren.

Meine Faustregel lautet aber, dass die jeweiligen staatlichen Strukturen versuchen werden, die Unternehmen zu schröpfen, weil sie einen Goldpreis von 1.600 $ pro Unze sehen. Die Bergbauunternehmen haben ein Fadenkreuz auf den Rücken. Das ist reine Erpressung. “Ressourcen-Nationalismus” lautet die freundliche Umschreibung dafür. So funktioniert es aber, das ist auch nichts Neues. Die Frage ist also dann, wie die unterschiedlichen Unternehmen damit umgehen. Natürlich hat das Auswirkungen auf die Gewinnspannen und die Wirtschaftlichkeit der Unternehmen.

Ein Einstieg kann sich aber lohnen, wenn das Unternehmen ein gutes Projekt hat - falls der Goldpreis das macht, was wir von ihm erwarten in einer Welt der monetären Entwertung und falls das Land gute geologische Strukturen, eine Bergbaukultur und eine gewisse Infrastruktur aufweisen kann. Für mich zumindest bleiben zwei Länder außen vor - Russland und China. Vielleicht auch Bolivien, Venezuela und Pakistan.

Wir schauen aber auch nach Ländern, die vorübergehend einen schlechten Ruft haben, wie Indonesien gerade. In Indonesien wurde gerade ein Gesetz verabschiedet, demzufolge ein Teil der Unternehmensanteile nach 10 Jahren abgegeben werden muss. Aber wenn die Aktie all dies diskontiert hat und das Unternehmen zu einer guten Einschätzung der ersichtlichen Probleme gelangt und immer noch eine gutes Projekt sowie ein fähiges Team hat, dann werden wir uns eine solche Aktien auch näher anschauen.




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