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Ölpreis hält sich auf hohem Niveau

23.06.2010  |  Eugen Weinberg
Energie

Der WTI-Ölpreis kann sich bei rund 77 USD je Barrel etablieren. Dabei war die Nachrichtenlage eher negativ. Preisbelastend waren zum einen die gestern nach Handelsschluss veröffentlichten Lagerdaten des American Petroleum Institute (API). Diese waren in der Woche zum 18. Juni überraschend stark gestiegen: Die Rohöllager wurden aufgrund höherer Importe um 3,7 Mio. Barrel aufgebaut. Auch die ohnehin für diese jahrezeit gut gefüllten Benzinlager nahmen um 810 Tsd. Barrel zu.

Die von MasterCard veröffentlichten Zahlen zur Benzinnachfrage hatten dem wenig entgegenzusetzen: Demnach sind die Benzinkäufe zwar in der Woche zum 18. Juni auf 9,31 Mio. Barrel pro Tag gestiegen, das Plus von 0,4% im Vergleich zur Vorwoche war aber eher mager. Die API-Zahlen lassen für die heute Nachmittag vom US-Energieministerium veröffentlichten "offiziellen“ Lagerdaten eher eine negative Überraschung erwarten. Bislang rechnet der Markt mit einem Rückgang der Rohölvorräte um 800 Tsd. Barrel bzw. leicht fallenden Benzinvorräten.

Für niedrigere Preise spräche auf den ersten Blick auch der Stopp des halbjährigen Moratoriums von Tiefseebohrungen im Golf von Mexiko. Ein Bundesgericht hat das Verbot wegen unzureichender Begründung für nichtig erklärt. Es ist unseres Erachtens allerdings unwahrscheinlich, dass die Ölkonzerne die Tiefseebohrungen nun rasch wiederaufnehmen: Die Anlaufkosten sind hoch und die US-Regierung hat unmittelbar nach dem Urteil Berufung eingelegt.


Edelmetalle

Der Goldpreis handelt weiterhin um die Marke von 1.240 USD je Feinunze. In Euro ausgedrückt notiert der Preis nach wie vor über der psychologisch wichtigen Marke von 1.000 EUR je Feinunze. Der von seinem Allzeithoch etwas zurückgekommene Goldpreis lockt offensichtlich neue Investoren in den Goldmarkt an. So verzeichnete der größte börsennotierte Goldfonds, SPDR Gold Trust, gestern wieder Zuflüsse. Der Bestand stieg um 5,2 Tonnen auf einen neuen Rekordwert von über 1.313 Tonnen, nachdem in den letzten 12 Tagen kaum Veränderungen zu beobachten waren.

Dies zeigt, dass anscheinend schon geringe Preisrückgänge als Kaufgelegenheit erachtet werden. Gleichzeitig wird deutlich, dass das Sicherheitsbedürfnis der Anleger nach wie vor hoch ist und Gold als "sicherer Hafen“ weiterhin gefragt bleiben sollte. Heute Abend gibt die US-Notenbank Fed ihre Zinsentscheidung bekannt. Während diese selbst keine Überraschung darstellen dürfte, wird mit Spannung das begleitende Statement der Notenbank erwartet. Sollte in Aussicht gestellt werden, dass die Zinsen auf einem langfristig niedrigen Niveau beibehalten werden, könnte der US-Dollar unter Druck geraten und dadurch tendenziell den Goldpreis stützen.

Silber hat in den letzten Tagen die Preisentwicklung von Gold wieder leicht überproportional nachvollzogen. Mit einem Plus von knapp 12% seit Jahresbeginn bleibt Silber in diesem Jahr bislang allerdings noch hinter Gold zurück. Wir sehen bei Silber Aufholpotenzial.


Industriemetalle

Gemäß Angaben des International Aluminium Institute (IAI) ist die globale Aluminiumproduktion im Mai nochmals um gut 3% gegenüber Vormonat auf ein neues Rekordhoch von 3,48 Mio. Tonnen gestiegen. In den ersten fünf Monaten des laufenden Jahres wurden somit auf globaler Ebene insgesamt 16,75 Mio. Tonnen Aluminium hergestellt, gut 14% mehr als im Vorjahr. Maßgeblichen Anteil daran hatte abermals China, wo mit 1,42 Mio. Tonnen so viel Aluminium wie nie zuvor produziert wurde. Höhere Stromkosten im Reich der Mitte wurden zum Teil durch niedrigere Rohmaterialkosten wie z.B. für Tonerde aufgefangen.

China dürfte sich daher in den kommenden Monaten wieder zum Netto-Exporteur von Aluminium entwickeln und das Angebot auf dem ohnehin schon sehr gesättigten Weltmarkt zusätzlich erhöhen. Bereits im April hatte das Land zum ersten Mal seit Ende 2008 mehr Aluminium exportiert als importiert. Laut Einschätzung des japanischen Aluminiumverbands könnte bis Ende des nächsten Jahrzehnts am globalen Aluminiummarkt allerdings ein deutliches Angebotsdefizit entstehen. Es wird erwartet, dass sich die weltweite Nachfrage, getrieben durch China, bis 2020 auf 74 Mio. Tonnen nahezu verdoppelt. Aufgrund steigender Produktionskosten kann das Angebot dabei nicht mit der Nachfrage mithalten. Mittel- bis langfristig sollte dies den Aluminiumpreis unterstützen. Kurzfristig dürfte der Preis jedoch unter Druck bleiben.

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Agrarrohstoffe

Nach seinem Anstieg in der zweiten Maihälfte war der Preis für Kakao in New York im Juni zurückgefallen. Erst in den letzten Tagen konnte er wieder anziehen - gestern um 2,5% auf 3.032 USD je Tonne - und die Marke von 3.000 USD je Tonne überschreiten. Dazu trug der schwächere Dollar ebenso bei wie Sorgen um das Angebot in der Elfenbeinküste, nachdem feuchtes Wetter die Gefahr einer schnelleren Ausbreitung von Pflanzenkrankheiten birgt. Die nach oben gerichtete Bewegung wurde durch technische Faktoren verstärkt.

Nachdem der Preis für Weizen vor zwei Wochen auf ein Niveau noch knapp unter dem im letzten September gesunken war, konnte er seither um über 7% zulegen und die Marke von 4,60 USD je Scheffel überwinden. Hintergrund waren Befürchtungen, zu nasses Wetter im bedeutenden Exportland Kanada könnte sowohl den Umfang der Sommeraussaat reduzieren als auch die jungen Pflanzen in ihrer sonst für ihre exzellenten Backeigenschaften bekannten Qualität langfristig negativ beeinflussen. In der Vorwoche hatte das Kanadische Weizen-Board gemeldet, dass die Weizenfläche in diesem Jahr um 18% unter dem Vorjahr und auf dem niedrigsten Niveau seit 1971 liegen könnte. Zuletzt gab der Weizenpreis allerdings leicht nach, da sich der Blick wieder verstärkt auf die US-Ernte richtet. Diese kommt bei trockenerem Wetter inzwischen zügig voran. Knappheit ist am gut versorgten Weltweizenmarkt weiter kein Thema.


Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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