Gold: Bullenmarkthöhepunkte
22.05.2012 | Adam Hamilton
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Wenn Gold-Baissiers versuchen, die These zu belegen, dass der säkulare Goldbullenmarkt seinen Höhepunkt im August des letzten Jahres erreicht hat, argumentieren sie mit einem Langzeit-Chart. Es handelt sich hierbei jedoch nicht um einen inflationsbereinigten Preis, sondern bloß um den nominalen Preis. Was die nominalen Preise angeht, stellt der aktuelle Goldbullenmarkt den Bullenmarkt der 1970er Jahre in den Schatten. Auch wenn dieser nominale Vergleich sinnlos ist, kann er auf manche sicherlich recht überzeugend wirken.Die inflationsbereinigten Werte zeigen jedoch ein völlig anderes Bild, auch wenn wir einen konservativen Index wie den Verbraucherpreisindex verwenden. Das Ausmaß des aktuellen Bullenmarktes ist wesentlich geringer als das Ausmaß des Bullenmarktes der 1970er Jahre und das reale August-Topping ist viel geringer als die Klimax seines Vorgängers. Am wichtigsten ist jedoch, dass es viel langsamer verlief. Wie der letzte Chart klar und deutlich zeigt, hat Gold im Sommer des vergangenen Jahres keinen parabolischen, vertikalen Anstieg erlebt.
Was das Ausmaß angeht, stellt der Bullenmarkt in den 1970er Jahres den aktuellen Bullenmarkt deutlich in den Schatten. Der reale Goldpreis stieg von Januar 1970 bis Januar 1980 um 1082 Prozent. Für die nominalen Preise lag der Zuwachs bei 2332 Prozent. Der Zuwachs unseres aktuellen Bullenmarktes ist nicht einmal halb so hoch. Der reale Preis stieg von April 2001 bis August 2011 lediglich um 478 Prozent, der nominale Preis um 640 Prozent.
Der Hauptgrund für das weitaus geringere Ausmaß des aktuellen Bullenmarktes besteht darin, dass es bisher zu keinem Spekulationswahn gekommen ist. Auch wenn die gigantischen Bullenmarktgewinne allmählich das Interesse der Investoren geweckt haben, mangelt es immer noch an Enthusiasmus seitens der Investoren und seitens der breiten Masse, die den parabolischen Anstieg des NASDAQ-Bullenmarktes Anfang 2000 beschleunigt hat. Gold muss erst noch an Beliebtheit gewinnen.
Die folgenden Charts zeigen den Preisverlauf in den fünf Jahren vor den Toppings im Januar 1980 und im August 2011. Durch diese langfristige Perspektive kommt die extreme Natur des parabolischen Blow-Offs deutlich zum Ausdruck. Im Jahre 1979 erlebte Gold einen parabolischen Anstieg und erreichte damals noch unvorstellbare Werte. Wie es immer nach einem parabolischen Höhepunkt der Fall ist, kollabierte der Goldpreis.
Der Goldpreis verlief im vergangenen Sommer weder parabolisch noch kollabierte er nach seiner August-Spitze. Das letzte Topping sieht nicht einmal annähernd wie der Bullenmarkthöhepunkt im Januar 1980 aus. Wenn ich also Baissiers vom Ende des Bullenmarktes sprechen höre, frage ich mich, ob sie sich jemals die Mühe gemacht haben, sich die realen Goldpreise anzusehen. Das August-Topping war nicht einmal annähernd ein säkularer Höhepunkt.
Die folgenden Charts liefern den Beweis. Um das August-Topping 2011 und den Januar-Höhepunkt 1980 am besten miteinander vergleichen zu können, habe ich die vertikale Achse gleich Null gesetzt. Der einzige Goldbullenmarkthöhepunkt in der Moderne fand im Januar 1980 statt.
Wie in jedem säkularen Bullenmarkt mittleren Alters stieg Gold Ende der 1970er Jahre größtenteils in einem normalen, allmählichen Aufwärtstrend. Es gab keine Euphorie, keine massive Gier, da die Investitionsnachfrage den Goldpreis allmählich nach oben trieb. Zu einem Spekulationswahn kam es erst im Sommer 1979, als Gold die dritte Phase seines säkularen Bullenmarktes erreichte.
Falls Sie sich an das Ende des Jahres 1979 erinnern können, möchten Sie diese Erinnerung wahrscheinlich verdrängen. Wir wurden von einem liberalen Präsidenten und Befürworter der „Großen Regierung“ geplagt, wodurch die US-amerikanische Wirtschaft nicht gerade Anlass zur Freude gab. Jimmy Carter war auf erneuerbare Energien fokussiert, somit hatte er die glorreiche Idee, eine Steuer auf Sondergewinne auf die Ölproduktion einzuführen, um den Ölpreis zu erhöhen. Dies führte zu einem Angebotsrückgang und einer weiteren Preiserhöhung. Ein Jahr später kam es zum Geiseldrama im Iran. In diesen dunklen Tagen konnte Gold jedoch weiterhin strahlen.