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Das zweischneidige Schwert der Finanzangst

07.07.2010  |  Clif Droke
Die vermeintliche Zerbrechlichkeit der wirtschaftlichen Erholung verfolgt die Investoren nach wie vor auf Schritt und Tritt und dominiert die Schlagzeilen. Die jüngsten Schlagzeilen legen nah, dass die Erwartung einer Double-Dip-Rezession im weiteren Jahresverlauf weitverbreitet ist. Die letzte Sorgenwelle bezog sich vor allem auf potentielle Schuldenprobleme in Europa, schwache Arbeitslosenzahlen und die jüngsten Daten zum Zustand der US-Wirtschaft, die für Investoren enttäuschend ausfielen.

Nur um einen Eindruck von der Stimmung am Markt letzte Woche zu vermitteln: Allein letzte Woche dominierte das Wort "Angst" mindestens zweimal die Titelseiten des Wall Street Journals. Im Umfeld der europäischen Staatschuldenkrise (sowie anderer Probleme) traf es die Preise für Vermögensanlagen auf breiter Front.

Während der ruhigen Sommerferienzeit arbeitet nun auch die saisonal bedingte Volumenschwäche (aufgrund mangelnder Teilnahme) gegen den Markt. Die positive Tendenz der Märkte seit Beginn der Erholung im letzten Jahr wird zudem noch durch einen anderen Faktor gebremst: Wir stecken im "Abwärtsjahr" des alternierenden Zyklus (oder 2-Jahre-Zyklus). Und wie könnten wir vergessen, dass wir uns zudem in den finalen Jahren des 40-Jahre-Zyklus als auch des 60-Jahre-Zyklus befinden. Da diese Zyklen ihren jeweiligen "Hard-Down-Phasen" entgegenstreben, geht von ihnen in der Tendenz auch eine Bremswirkung auf den Aktienmarkt aus - sollte keine starke Gegenkraft zur Wirkung kommen, eine Kraft also, die an den Aktienmärkten und in gewissem Maße auch an den Rohstoffmärkten für das notwendige Momentum sorgt, um gegen die zyklischen Gegenwinde anzukämpfen.

2009 gab es eine starke Gegenkraft - in Verbindung mit zyklischen und monetären Kräften, die gleichzeitig ihre Wirkung entfalteten. Dafür mitverantwortlich war der Umstand, dass der 6-Jahre-Kress-Zyklus Ende 2008 seine Talsohle erreichte und der 10-Jahre-Zyklus anschließend im Jahr 2009 seinen Höhepunkt. Darüber hinaus verstärkten Interventionen der Zentralbank und Bundesregierung dieses Vorwärtsmomentum zusätzlich und ließen die Preise für Aktien und Rohstoffe im Vergleich zu den Kreditkrisentiefs in schwindelnde Höhen steigen. Das Zusammenkommen dieser Kräfte löste die zweitbeeindruckendste Erholung seit ungefähr 30 Jahren aus - der S&P 500 Index stieg von März 2009 bis Mai 2010 um über 60%.

Das Momentum, extern wie auch intern, nimmt seit diesem Frühling definitiv ab und die saisonale Tendenz niedriger Volumina im Sommer arbeitet seit einigen Wochen gegen die Finanzmärkte. Der damit einhergehend Mangel an Kaufdruck in Verbindung mit einem negativen internen Momentum reichte aus, um die Märkte nach unten zu schicken. Sollte sich das interne Abwärtsmomentum (siehe NYSE-Indikatorreihen für internes Momentum im Chart unten) dauerhaft ausbauen und in den kommenden Wochen nicht umgekehrt werden, so könnte es für eine Situation sorgen, wie sie in ähnlicher Form im Sommer 2007 vorherrschte. Diese intern negative Abweichung bereitete den letzten Bärenmarkt vor. Während der nächsten Markterholung werden wir also bei den wichtigen langfristigen und zwischenzeitlichen Indikatoren nach Anzeichen für eine Umkehr suchen müssen.

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Ned Davis analysiert in seiner Studie den zehnjährigen Zyklus und den Präsidentschaftszyklus in Bezug auf die saisonalen Tendenzen am Aktienmarkt. Das entstandene Muster beschreibt die bisherigen Entwicklungen des Jahres 2010 nahezu perfekt. Auf Grundlage des zehnjährigen Musters ergab sich ein Jahrestief für Ende Juni/ Anfang Juli und bisher haben die Marktentwicklungen auch genau der Vorlage entsprochen. Interessant hierbei: Wir stehen im zweiten Jahr des Präsidenschaftszyklus - d.h. dem zweiten Jahr der Amtszeit des neuen Präsidenten. Im ersten Jahr nach Amtsantritt eines neuen Präsidenten kommt es in der Tendenz zu einer Erholung am Aktienmarkt, im zweiten Jahr steht tendenziell der "Kater" an, der sich häufig in einer breiten Handelsspanne äußert, die von extremer Volatilität geprägt ist. Laut Ned Davis Research zeigt der Markt mit Beginn der zweiten Hälfte des zweiten Amtsjahres Stärke, nachdem ein großes Tief erreicht wurde.





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