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China überholt USA als weltgrößter Energieverbraucher

20.07.2010  |  Eugen Weinberg
Energie

Der WTI-Ölpreis konnte gestern leichte Gewinne verzeichnen und handelt am Morgen wenig verändert knapp unterhalb der Marke von 77 USD je Barrel. Der Ölpreis kann somit dem nachlassenden Konjunkturoptimismus und den schwächeren Aktienmärkten der vergangenen Tage weitgehend trotzen. Neben dem schwächeren US-Dollar dürfte auch ein Medienbericht unterstützt haben, wonach laut IEA China die USA schon im vergangenen Jahr als weltgrößter Energieverbraucher abgelöst haben soll. Mit zunehmender Bedeutung Chinas sinkt auch die Abhängigkeit der Energiepreise von der Konjunkturentwicklung in den USA, ähnlich wie dies schon bei den Metallen der Fall ist.

Die IEA macht für diese Entwicklung teilweise die in den USA ergriffenen Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz verantwortlich. Eine wichtige Rolle dürfte aber auch spielen, dass China einen dreimal höheren Kohleverbrauch aufweist als die USA. An Rohöl verbrauchen die USA dagegen doppelt so viel wie China. Die Nachfrage- und Lagerentwicklung in den USA bleibt somit auch weiterhin ein wichtiger Einflussfaktor für die Ölpreisentwicklung. Das American Petroleum Institute veröffentlicht die Lagerdaten für die vergangene Woche heute nach Handelsschluss. Erwartet wird ein Rückgang der Rohölvorräte um 1 Mio. Barrel. Dies wäre der vierte Lagerabbau in Folge. Allerdings sollen dafür die Benzinvorräte die vierte Woche in Folge steigen. Von daher kann aus dem Lagerabbau bei Rohöl nicht auf eine Markteinengung geschlossen werden. Wir sehen beim Ölpreis Abwärtspotenzial.


Edelmetalle

Der Goldpreis ist gestern zwischenzeitlich auf ein 2-Monatstief von 1.177 USD je Feinunze gefallen. In Euro ausgedrückt nähert sich der Preis der Marke von 900 EUR je Feinunze. Dieser wird hauptsächlich vom starken Euro belastet. Aber auch von der Investmentnachfrage, die bis vor kurzem ein wichtiger Treiber des Goldpreises war, kommen derzeit keine Impulse mehr. Allerdings sollte die Schmucknachfrage, die ca. 50% der Gesamtnachfrage ausmacht, angesichts des gefallenen Preisniveaus wieder anziehen und einem deutlichen Preisrückgang bei Gold entgegenstehen.

Der Platinpreis könnte von neuen Problemen auf der Angebotsseite Unterstützung erhalten. So hat die südafrikanische Regierung für die Minen im Nordwesten des Landes neue Richtlinien zur Verbesserung der Sicherheitsstandards erlassen, nachdem es in der letzten Zeit zu überdurchschnittlich vielen Todesfällen gekommen war. Gemäß der neuen Direktive müssen unter anderem breitere Wände in den Stollen zur Deckenabsicherung stehen bleiben. Dadurch kann nicht mehr die gleiche Menge Erz gefördert werden wie bisher. In der betroffenen Region befindet sich der Großteil der Platinminen des Landes. Südafrika hat im letzten Jahr 4,7 Mio. Unzen Platin produziert und stand damit für 79% der weltweiten Produktion. Das globale Angebot könnte sich daher einengen und den Platinpreisen Auftrieb verleihen.


Industriemetalle

Unterstützt durch einen schwächeren US-Dollar und festen Aktienmärkten im asiatischen Raum legen die Metallpreise zu Handelsbeginn zu. Kupfer kostet mehr als 6.500 USD je Tonne, Aluminium notiert knapp unter 2.000 USD je Tonne und Nickel handelt um die Marke von 19.000 USD je Tonne. Der Zinnpreis handelt bei 18.000 USD je Tonne und festigt damit seine Stellung als bestes Industriemetall mit einem Plus von 6% seit Jahresbeginn.

Die indonesischen Zinnexporte sind im Juni laut Angaben des Handelsministeriums im Vergleich zum Vorjahr um 7,3% auf 8.030 Tonnen gefallen. In der ersten Jahreshälfte wurde gegenüber dem Vorjahr ein Rückgang um 14,5% auf 43,3 Tsd. Tonnen verzeichnet.

Der weltweit zweitgrößte Zinnproduzent und größte Exporteur sieht sich bereits seit einiger Zeit deutlich fallenden und nicht mehr einfach auszubeutenden Ressourcen gegenüber. Hinzu kommt, dass Produktion und Transport in Indonesien durch eine verlängerte Monsunsaison beeinträchtigt waren. Darüber hinaus ist die indonesische Regierung zu Jahresbeginn erfolgreich gegen den illegalen Minenabbau im Land vorgegangen und hat so das Angebot weiter eingeschränkt. Zwar könnten die Exporte in der zweiten Jahreshälfte während der Trockenzeit wieder etwas anziehen, sie dürften aber dennoch unter dem Vorjahresniveau bleiben. Der globale Zinnmarkt, der 2009 zum ersten Mal seit vier Jahren einen Angebotsüberschuss aufwies, könnte sich daher wieder einengen. Dies sollte den Zinnpreis unterstützen.

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Agrarrohstoffe

Nach dem jüngsten massiven Anstieg der LIFFE-Kakaopreise sind die Preise gestern an der LIFFE um 4% und an der NYBOT sogar um knapp 6% gefallen. Am Markt kursieren die Gerüchte, dass der Hedge-Fonds Armajaro 240 Tsd. Tonnen Kakao über die Juli-Futures physisch eingekauft hat. Damit hätte der Fonds die LIFFE-Lagerbestände fast komplett übernommen. Dies würde normalerweise einen Preisanstieg bewirken, weil die Verfügbarkeit von Kakao bis zur Haupternte im Oktober massiv eingeschränkt würde. Allerdings geht man davon aus, dass 100 Tsd. Tonnen bereits an einen der weltgrößten Schokoladeproduzenten, Barry Callebaut aus der Schweiz, gegangen sind.

Das würde heißen, dass in den kommenden Monaten dementsprechend weniger nachgefragt wird. Auch geht man davon aus, dass wegen der günstigen Wetterbedingungen in Westafrika die Kakaofrüchte früher reifen und die Haupternte insgesamt besser ausfallen wird. Wir erwarten, dass die Preisdifferenz von 20% zwischen den NYBOT und LIFFE-Notierungen in den nächsten Monaten zusammenläuft. Außerdem rechnen wir damit, dass die Kakaopreise in 4. Quartal bereits auf umgerechnet 2.900 USD je Tonne und im nächsten Jahr auf durchschnittlich 2.650 USD je Tonne fallen werden.

Ähnlich wie bei Kakao befindet sich die Terminkurve bei Rohzucker in Backwardation, wobei der Okotber 2011-Future ca. 6% unter dem Oktober 2010-Future liegt. Dies erklärt sich durch eine besser erwartete Zuckerernte im nächsten Jahr.


Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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