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Bonnie is over the ocean

23.07.2010  |  Eugen Weinberg
Energie

Der WTI-Ölpreis konnte gestern das Juni-Hoch überwinden und am Morgen ein neues 11-Wochen-Hoch bei 79,6 USD je Barrel markieren. Dies gepaart mit einem starken positiven Preismomentum und der Nähe zur psychologisch wichtigen Marke von 80 USD dürfte weiterhin spekulatives Kapital anlocken und Short-Eindeckungen bewirken. Auch die freundlichen Aktienmärkte unterstützen. Allerdings befindet sich der Ölpreis gegenwärtig bereits am oberen Ende der seit Oktober 2009 gültigen Handelsspanne zwischen 70 USD und 80 USD je Barrel (Grafik des Tages). Für einen Anstieg über 80 USD fehlt gegenwärtig ein entscheidender Impuls. Dieser könnte sowohl von der Wechselkurs-Front kommen. EUR/USD präsentierte sich zuletzt stark und bekommt heute weiteren Antrieb von unerwartet starken IFO-Daten zum Geschäftsklima in Deutschland.

Ein weiteres Risiko nach oben birgt die Entwicklung an der Wetterfront, wobei aktuell mit Bonnie der zweite benannte tropische Sturm Kurs auf den Golf von Mexiko nimmt. Viele Energiekonzerne haben im Vorfeld des Sturms ihre Besatzung von den Öl- und Gasplattformen teilweise abgezogen. Darüber hinaus dürfte der Sturm die endgültige Versiegelung der Macondo-Ölquelle von BP um etwa zwei Wochen verzögern. Auch dürfte der Sturm die Gaspreisentwicklung beeinträchtigen, weil sich ca. 13% der US-Gasproduktion im Golf von Mexiko befindet. Unterstützt wird der US-Gaspreis zudem durch die Lagerbestandsentwicklung, weil die Lagerzuflüsse zuletzt deutlich unter dem Vorjahresniveau lagen. Dadurch wird der im Vergleich zu den letzten Jahren hohe Überschuss abgebaut. Vor allem die zuletzt angesprungene Industrienachfrage nach Strom und Gas und die hohen Temperaturen in den USA tragen zur Einengung am US-Gasmarkt bei.

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Edelmetalle

Der Goldpreis unternahm gestern den Versuch, die psychologisch wichtige Marke von 1.200 USD je Feinunze zurückzuerobern, scheiterte jedoch zunächst daran. Von der Investmentnachfrage kommen derzeit negative Impulse. Festere Aktienmärkte und ein steigender Risikoappetit lassen die Anleger derzeit von Gold in Aktien umschichten. So meldete der SPDR Gold Trust gestern erneute Abflüsse von 6 Tonnen. Allein in dieser Woche summieren sich die Abflüsse damit auf mehr als 12 Tonnen. Die Goldbestände des SPDR Gold Trust befinden sich mit 1.302 Tonnen nun auf einem 7-Wochentief. Heute Abend werden die lange erwarteten Ergebnisse des europaweiten Bankenstresstests veröffentlicht. Sollten diese schlechter als erwartet ausfallen, könnte dies dem Goldpreis neuen Auftrieb verleihen.

Silber konnte gestern im Vergleich zu Gold überproportional um 2,5% auf 18,10 USD je Feinunze zulegen und setzt heute Morgen diesen Aufwärtstrend fort. Im Gegensatz zu Gold vermeldet der weltgrößte Silber ETF, iShares Silver Trust, keine Abflüsse. Der Gold-Silber-Koeffizient fiel auf knapp unter 66. Dieser Wert liegt weiter über dem 5-Jahresdurchschnitt von 59. Somit bleibt Silber eine preiswerte Alternative zu Gold.


Industriemetalle

Die Metallpreise konnten gestern im Zuge freundlicher globaler Aktienmärkte, eines schwächeren US-Dollar und besser als erwartet ausgefallener US-Konjunkturdaten teilweise deutlich zulegen. Daneben trägt der Baltic Dry Index zur Aufhellung der Stimmung unter den Marktteilnehmern bei. Dieser hat sich von seinem 15-Monatstief letzte Woche um 6% erholt. Kupfer und Nickel überwanden die psychologisch wichtigen Marken von 7.000 USD je Tonne bzw. 20.000 USD je Tonne und halten sich auch zum Handelsstart heute Morgen noch über diesen Niveaus. Neben Kupfer und Aluminium stiegen beispielsweise auch Zink und Blei, welche die höchsten Preisniveaus seit mehr als zwei Monaten erreichten.

Die Dynamik des jüngsten Preisanstiegs bei den Metallen könnte allerdings bald deutlich nachlassen. So erwartet der finnische Edelstahlproduzent Outokumpu im laufenden Quartal eine deutlich schwächere Nachfrage nach seinen Produkten. Aufgrund saisonaler Faktoren sowie des volatilen Nickelpreises halten Kunden derzeit Aufträge zurück. Die Situation soll sich Unternehmensangaben zufolge erst in den letzten drei Monaten des Jahres wieder verbessern. Dies dürfte sich kurzfristig negativ auf die Nickelnachfrage und damit den Nickelpreis auswirken. Zudem wird bis Ende des Jahres das globale Nickelangebot ausgeweitet. Wir gehen im laufenden Quartal von einem Preisrückgang bei Nickel auf durchschnittlich 18.700 USD je Tonne aus.


Agrarrohstoffe

Die Weizenpreise setzten ihren Aufwärtstrend gestern fort. Der an der CBOT gehandelte Weizenkontrakt stieg erstmals seit 13 Monaten über die Marke von 6 USD je Scheffel. Europäischer Weizen, welcher an der LIFFE gehandelt wird, erreichte mit 184 EUR je Tonne den höchsten Stand seit knapp zwei Jahren. Der Deutsche Bauernverband befürchtet einen Rückgang der durchschnittlichen Weizenerträge pro Hektar um 10-20 Prozent. Die bisherige Prognose eines Rückgangs der deutschen Weizenernte um 5,5% könnte sich daher als zu optimistisch erweisen. In der Ukraine wurden bis Mitte Juli 3 Mio. Tonnen weniger Getreide geerntet als im Vorjahr.

Dem ukrainischen Agrarforschungsunternehmen ProAgro zufolge dürften in der Ukraine in diesem Jahr nicht mehr als 40 Mio. Tonnen Getreide geerntet werden, nach 46 Mio. Tonnen im Vorjahr. Aufgrund der Ernteausfälle könnten die ukrainischen Getreideexporte in diesem Jahr 5,5 Mio. Tonnen niedriger ausfallen. Kurzfristig dürften die Angebotsrisiken somit bestimmend bleiben. Bei all dem gerät aber weitgehend außer Acht, dass das hohe Preisniveau sichtbare Bremsspuren bei der Nachfrage hinterlässt. In der vergangenen Woche wurden von der EU Exportlizenzen für 153 Tsd. Tonnen Weizen erteilt. Dies entspricht einem Rückgang um 33% gegenüber dem Durchschnitt der vergangenen vier Wochen. Wir rechnen mit einem deutlichen Preisrückgang, sobald sich die Ernteprognosen stabilisieren.


Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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