Goldpreis fällt auf 12-Wochentief
28.07.2010 | Eugen Weinberg
Energie
Der WTI-Ölpreis ist zunächst daran gescheitert, die Marke von 80 USD je Barrel zu erreichen. Ein schwächer als erwartet ausgefallenes US-Verbrauchervertrauen und ein überraschender Lageraufbau bei Rohöl führten zu einem Rückgang des WTI-Preises um 2% auf 77 USD. Wie das American Petroleum Institute gestern nach Handelsschluss berichtete, stiegen die US-Rohöllagerbestände in der vergangenen Woche um 3,1 Mio. Barrel. Maßgeblich hierfür war ein massiver Anstieg der Rohölimporte um 1,7 Mio. Barrel pro Tag und eine um 1,3 Prozentpunkte gesunkene Raffinerieauslastung. Der Tropensturm Bonnie hatte somit noch keine sichtbaren Auswirkungen auf die Lagerbestände. Ohne die sturmbedingten Produktionsausfälle im Golf von Mexiko wäre der Lageraufbau möglicherweise sogar noch deutlich höher ausgefallen.
Es ist anzunehmen, dass es in dieser Woche zu einem kräftigen Lagerabbau kommen wird. Zum einen dürfte es wie vor zwei Monaten zu einer Gegenbewegung bei den Importen kommen (Grafik des Tages). Zum anderen erfolgte der Großteil der Produktionsschließungen im Golf von Mexiko erst nach dem Stichtag der Umfrage am vergangenen Freitag. Laut US-Behörden waren gestern noch immer mehr als 15% der US-Ölförderung im Golf von Mexiko geschlossen. Dies entspricht einem Produktionsausfall von gut 240 Tsd. Barrel pro Tag. Seit dem Wochenende sind somit ca. 2 Mio. Barrel Rohöl weniger gefördert worden. Heute Nachmittag veröffentlicht das US-Energieministerium die offiziellen Lagerdaten für die vergangene Woche. Angesichts der gestrigen API-Zahlen bestehen für die Prognose eines Lagerabbaus um 1,7 Mio. Barrel Aufwärtsrisiken. Entsprechend könnte der Ölpreis nochmals unter Druck geraten.
Edelmetalle
Der Goldpreis hat gestern weitere 2% auf 1.158 USD je Feinunze verloren und ist damit auf den tiefsten Stand seit Anfang Mai gefallen. Vom Allzeithoch im Juni hat Gold somit 8,5% bzw. über 100 USD abgegeben. In Euro ausgedrückt rutschte der Preis erstmals seit Anfang Mai unter die psychologisch wichtige Marke von 900 EUR je Feinunze. Mit 892 EUR wurde das niedrigste Niveau seit mehr als 12 Wochen erreicht. Hauptverantwortlich für den Preisrückgang seit Monatsbeginn dürfte der deutlich gestiegene Risikoappetit unter den Marktteilnehmern sein, der sich zuletzt auch in sehr festen Aktienmärkten niederschlug.
Investoren schichten derzeit Kapital in riskantere Anlageklassen um. So hat der weltweit größte Gold-ETF, SPDR Gold Trust, gestern erneut Abflüsse von knapp 1 Tonne gemeldet. Angesichts des deutlichen Preisrückgangs halten sich die Abflüsse mit knapp 20 Tonnen seit Anfang des Monats allerdings in Grenzen. Der Großteil des Preisrückgangs dürfte daher auf spekulative Finanzanleger zurückzuführen sein. Aufschluss hierüber können die CFTC-Daten zur Marktpositionierung am Freitag liefern. Gold dürfte zumindest kurzfristig weiter unter Druck bleiben, zumal sich auch das technische Bild merklich verschlechtert hat. Mittel- bis langfristig sollte jedoch das physische Kaufinteresse auf dem aktuell niedrigeren Preisniveau anziehen und so ein deutliches Abrutschen des Goldpreises verhindern.
Industriemetalle
Nachdem die Metallpreise gestern teilweise deutlich unter Druck standen, können sie sich heute Morgen im Zuge sehr fester asiatischer Aktienmärkte wieder erholen. Dabei profitieren sie auch vom zuletzt deutlich gestiegenen Risikoappetit unter den Marktteilnehmern. Kupfer handelt mit knapp 7.200 USD je Tonne auf dem höchsten Stand seit fast 12 Wochen. Aluminium und Nickel erreichen mit 2.080 USD bzw. annähernd 21.000 USD je Tonne die höchsten Niveaus seit Ende Mai. Allerdings haben die Metalle damit innerhalb kürzester Zeit bereits wieder Preise erreicht, die fundamental nur schwer zu rechtfertigen sind. Zwar gibt es Anzeichen einer Nachfragebelebung an den Metallmärkten, allerdings bleiben die dunklen Wolken am Horizont bestehen.
So erwarten beispielsweise sowohl der weltweit größte Stahlproduzent, ArcelorMittal, als auch der größte japanische Stahlhersteller, Nippon Steel, ein schwieriges zweites Halbjahr. Neben saisonalen Faktoren, die das laufende Quartal belasten, wird vor allem eine schwächere Nachfrage aus China gesehen. Laut Einschätzung von ArcelorMittal soll der globale Stahlmarkt in diesem Jahr dennoch um 10% wachsen. Allerdings wird damit der hohe Angebotsüberschuss nicht wesentlich abgebaut. Ein Nachlassen der Nachfragedynamik dürfte auch Auswirkungen auf die Rohmaterialpreise wie z.B. von Eisenerz, aber auch auf Zink haben. Die jüngste Preiserholung könnte daher kurzfristiger Natur sein.
Agrarrohstoffe
Die Prognosen für die Getreideernte in Russland befinden sich weiter im Rückwärtsgang. Gestern revidierte die russische Regierung ihre Ernteschätzung auf weniger als 80 Mio. Tonnen nach unten. Bislang ging man von 80-85 Mio. Tonnen aus. Damit ist die Regierung allerdings noch immer deutlich optimistischer als das auf landwirtschaftliche Produktion und Agrarhandel spezialisierte Researchunternehmen SovEcon, welches einen Rückgang der diesjährigen Getreideernte in Russland auf nur noch 70-75 Mio. Tonnen erwartet, wobei man auch einen Wert unter 70 Mio. Tonnen nicht ausschließt.
Erst vor knapp zwei Wochen hatte SovEcon seine Prognose von 77-81 auf 75 Mio. Tonnen gesenkt und damit die Richtung für die folgenden Prognoseanpassungen vorgegeben. Es wird somit zunehmend unwahrscheinlich, dass Russland sein Exportvolumen aus den Vorjahren wird beibehalten können. Bislang geht das US-Landwirtschaftsministerium von einem Rückgang der russischen Weizenexporte um 2,5 Mio. auf 15 Mio. Tonnen aus. Solange die Abwärtsrevisionen der Ernteprognosen anhalten, dürfte der Weizenpreis unterstützt bleiben. Spätestens Ende August, wenn die Weizenernte weitgehend eingefahren ist und über das Ausmaß der Ernteeinbußen Klarheit besteht, sollte der Preis wieder nachgeben. Denn das weltweite Angebot ist trotz der erwarteten Ernteausfälle in Russland und anderen Teilen Europas weiterhin ausreichend.
Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat
© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst
Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets
Diese Ausarbeitung dient ausschließlich Informationszwecken und stellt weder eine individuelle Anlageempfehlung noch ein Angebot zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren oder sonstigen Finanzinstrumenten dar. Sie soll lediglich eine selbständige Anlageentscheidung des Kunden erleichtern und ersetzt nicht eine anleger- und anlagegerechte Beratung. Die in der Ausarbeitung enthaltenen Informationen wurden sorgfältig zusammengestellt. Eine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit kann jedoch nicht übernommen werden. Einschätzungen und Bewertungen reflektieren die Meinung des Verfassers im Zeitpunkt der Erstellung der Ausarbeitung und können sich ohne vorherige Ankündigung ändern.
Der WTI-Ölpreis ist zunächst daran gescheitert, die Marke von 80 USD je Barrel zu erreichen. Ein schwächer als erwartet ausgefallenes US-Verbrauchervertrauen und ein überraschender Lageraufbau bei Rohöl führten zu einem Rückgang des WTI-Preises um 2% auf 77 USD. Wie das American Petroleum Institute gestern nach Handelsschluss berichtete, stiegen die US-Rohöllagerbestände in der vergangenen Woche um 3,1 Mio. Barrel. Maßgeblich hierfür war ein massiver Anstieg der Rohölimporte um 1,7 Mio. Barrel pro Tag und eine um 1,3 Prozentpunkte gesunkene Raffinerieauslastung. Der Tropensturm Bonnie hatte somit noch keine sichtbaren Auswirkungen auf die Lagerbestände. Ohne die sturmbedingten Produktionsausfälle im Golf von Mexiko wäre der Lageraufbau möglicherweise sogar noch deutlich höher ausgefallen.
Es ist anzunehmen, dass es in dieser Woche zu einem kräftigen Lagerabbau kommen wird. Zum einen dürfte es wie vor zwei Monaten zu einer Gegenbewegung bei den Importen kommen (Grafik des Tages). Zum anderen erfolgte der Großteil der Produktionsschließungen im Golf von Mexiko erst nach dem Stichtag der Umfrage am vergangenen Freitag. Laut US-Behörden waren gestern noch immer mehr als 15% der US-Ölförderung im Golf von Mexiko geschlossen. Dies entspricht einem Produktionsausfall von gut 240 Tsd. Barrel pro Tag. Seit dem Wochenende sind somit ca. 2 Mio. Barrel Rohöl weniger gefördert worden. Heute Nachmittag veröffentlicht das US-Energieministerium die offiziellen Lagerdaten für die vergangene Woche. Angesichts der gestrigen API-Zahlen bestehen für die Prognose eines Lagerabbaus um 1,7 Mio. Barrel Aufwärtsrisiken. Entsprechend könnte der Ölpreis nochmals unter Druck geraten.
Edelmetalle
Der Goldpreis hat gestern weitere 2% auf 1.158 USD je Feinunze verloren und ist damit auf den tiefsten Stand seit Anfang Mai gefallen. Vom Allzeithoch im Juni hat Gold somit 8,5% bzw. über 100 USD abgegeben. In Euro ausgedrückt rutschte der Preis erstmals seit Anfang Mai unter die psychologisch wichtige Marke von 900 EUR je Feinunze. Mit 892 EUR wurde das niedrigste Niveau seit mehr als 12 Wochen erreicht. Hauptverantwortlich für den Preisrückgang seit Monatsbeginn dürfte der deutlich gestiegene Risikoappetit unter den Marktteilnehmern sein, der sich zuletzt auch in sehr festen Aktienmärkten niederschlug.
Investoren schichten derzeit Kapital in riskantere Anlageklassen um. So hat der weltweit größte Gold-ETF, SPDR Gold Trust, gestern erneut Abflüsse von knapp 1 Tonne gemeldet. Angesichts des deutlichen Preisrückgangs halten sich die Abflüsse mit knapp 20 Tonnen seit Anfang des Monats allerdings in Grenzen. Der Großteil des Preisrückgangs dürfte daher auf spekulative Finanzanleger zurückzuführen sein. Aufschluss hierüber können die CFTC-Daten zur Marktpositionierung am Freitag liefern. Gold dürfte zumindest kurzfristig weiter unter Druck bleiben, zumal sich auch das technische Bild merklich verschlechtert hat. Mittel- bis langfristig sollte jedoch das physische Kaufinteresse auf dem aktuell niedrigeren Preisniveau anziehen und so ein deutliches Abrutschen des Goldpreises verhindern.
Industriemetalle
Nachdem die Metallpreise gestern teilweise deutlich unter Druck standen, können sie sich heute Morgen im Zuge sehr fester asiatischer Aktienmärkte wieder erholen. Dabei profitieren sie auch vom zuletzt deutlich gestiegenen Risikoappetit unter den Marktteilnehmern. Kupfer handelt mit knapp 7.200 USD je Tonne auf dem höchsten Stand seit fast 12 Wochen. Aluminium und Nickel erreichen mit 2.080 USD bzw. annähernd 21.000 USD je Tonne die höchsten Niveaus seit Ende Mai. Allerdings haben die Metalle damit innerhalb kürzester Zeit bereits wieder Preise erreicht, die fundamental nur schwer zu rechtfertigen sind. Zwar gibt es Anzeichen einer Nachfragebelebung an den Metallmärkten, allerdings bleiben die dunklen Wolken am Horizont bestehen.
So erwarten beispielsweise sowohl der weltweit größte Stahlproduzent, ArcelorMittal, als auch der größte japanische Stahlhersteller, Nippon Steel, ein schwieriges zweites Halbjahr. Neben saisonalen Faktoren, die das laufende Quartal belasten, wird vor allem eine schwächere Nachfrage aus China gesehen. Laut Einschätzung von ArcelorMittal soll der globale Stahlmarkt in diesem Jahr dennoch um 10% wachsen. Allerdings wird damit der hohe Angebotsüberschuss nicht wesentlich abgebaut. Ein Nachlassen der Nachfragedynamik dürfte auch Auswirkungen auf die Rohmaterialpreise wie z.B. von Eisenerz, aber auch auf Zink haben. Die jüngste Preiserholung könnte daher kurzfristiger Natur sein.
Agrarrohstoffe
Die Prognosen für die Getreideernte in Russland befinden sich weiter im Rückwärtsgang. Gestern revidierte die russische Regierung ihre Ernteschätzung auf weniger als 80 Mio. Tonnen nach unten. Bislang ging man von 80-85 Mio. Tonnen aus. Damit ist die Regierung allerdings noch immer deutlich optimistischer als das auf landwirtschaftliche Produktion und Agrarhandel spezialisierte Researchunternehmen SovEcon, welches einen Rückgang der diesjährigen Getreideernte in Russland auf nur noch 70-75 Mio. Tonnen erwartet, wobei man auch einen Wert unter 70 Mio. Tonnen nicht ausschließt.
Erst vor knapp zwei Wochen hatte SovEcon seine Prognose von 77-81 auf 75 Mio. Tonnen gesenkt und damit die Richtung für die folgenden Prognoseanpassungen vorgegeben. Es wird somit zunehmend unwahrscheinlich, dass Russland sein Exportvolumen aus den Vorjahren wird beibehalten können. Bislang geht das US-Landwirtschaftsministerium von einem Rückgang der russischen Weizenexporte um 2,5 Mio. auf 15 Mio. Tonnen aus. Solange die Abwärtsrevisionen der Ernteprognosen anhalten, dürfte der Weizenpreis unterstützt bleiben. Spätestens Ende August, wenn die Weizenernte weitgehend eingefahren ist und über das Ausmaß der Ernteeinbußen Klarheit besteht, sollte der Preis wieder nachgeben. Denn das weltweite Angebot ist trotz der erwarteten Ernteausfälle in Russland und anderen Teilen Europas weiterhin ausreichend.
Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat
© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst
Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets
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