Deflation: Lassen Sie sich keine grauen Haare wachsen
31.07.2010 | Michael Pento
Amerikanische Investoren werden wohlmöglich zur Prozac-Flasche greifen, nachdem sie die düsteren Deflationswarnungen vernommen haben, die zu einem Standardthema der meisten Ökonomen geworden sind. Ich glaube, diese Ängste sind fehl am Platz. Leider verstehen die modernen Ökonomen nicht, was Deflation ist oder warum wir in Wirklichkeit viel eher Inflation fürchten müssen.
Moderate Deflation ist eigentlich der natürliche Trend in einer produktiven Wirtschaft. Wenn ein Produzent seinen Output pro Input-Einheit steigern kann, so kann er es sich leisten, seinen Marktanteil durch Preissenkungen auszuweiten, während seine Gewinne weiter wachsen. Somit ermöglicht die Deflation dem Verbraucher, Dinge zu kaufen, die sie er sich möglicherweise zuvor nicht hat leisten können. Zudem befördert sie die Bildung von Ersparnissen, die essentiell für Investitionen und Kapitalbildung sind.
(Eine einfache Beschreibung dieses Prozesses finden Sie im Kapitel 5 des neuen Buchs von Peter Schiffs "How an Economy Grows and Why it Crashes")
Deflation ist aber auch die normale Konsequenz einer schrumpfenden Wirtschaft. In einer Rezession kommt es zum Rückgang der Güter- und Dienstleistungsmengen, die zum Ver- und Gebrauch verfügbar sind. Um zu verhindern, dass die Preise(aufgrund des schrumpfenden Angebots) steigen sollte die Zentralbank zulassen, dass das Geldangebot zusammen mit der Angebotsverknappung sinkt. In Zeiten schrumpfender Wirtschaftsleistung drücken die Verbraucher zudem die Preise, in dem sie verantwortungsbewusst Vermögensanlagen verkaufen, um ihre Schulden zurückzuzahlen.
Viele Ökonomen behaupten fälschlicherweise, die Ursache der Großen Depression der 1930er wäre das 30%ige Schrumpfen des Geldangebots gewesen. In Wirklichkeit werden alle Depressionen durch die Umkehr einer massiven Kreditausweitung verursacht. Die Verringerung des Geldangebots ist Teil des Heilungsprozesses, der die allgemeinen Preisstände wieder auf ein nachhaltiges Niveau zurückführt.
Das heißt mit Blick auf die heutige Situation Folgendes: Nur weil die Verbraucher- und Erzeugerpreisindizes seit einigen Monaten in Folge fallen, heißt das noch lange nicht, dass Deflation zum langfristigen Trend geworden ist. Im Jahresvergleich betrug das M2-Geldmengenwachstum 2%, die Geldmenge wächst also immer noch weiter - wir haben es also mit Inflation und nicht mit Deflation zu tun.
In Anbetracht der zahlreichen Inflationsindikatoren ist der Federal Reserve ein großer Trick gelungen: Sie konnte die Amerikaner überzeugen, dass jetzt eine deflationäre Periode zu "durchleiden" ist. Warum lassen wir uns so einfach ins Bockshorn jagen? In den vergangenen 10 Jahren stieg die monetäre Basis von 600 Milliarden $ auf 2 Billionen $. Diese Ausweitung war begleitet von einem steigenden Goldpreis, der von 300 $/ oz zu Beginn des Jahrzehnts auf ca. 1.200 $/ oz heute kletterte. Der Goldpreis ist der beste Schiedsrichter, wenn es um die Kaufkraft von Währungen geht. Und Gold sagt uns immer noch, dass Inflation den Wert unseres Dollars aushöhlt.
Andere Rohstoffe wie zum Beispiel Rohöl zeugen genauso davon. Vor zehn Jahren wurde ein Barrel Öl mit 25 $ gehandelt. Heute sind es 78 $.
Seit 2001 hat der US-Dollar mehr als 30% seines Wertes gegenüber unseren größten Handelspartnern verloren - allein seit Juni hat er 7% seines Wertes verloren. Das sind also die Fakten, die bewirken, dass sich die Mainstream-Ökonomen händeringend wegen einer Deflation sorgen?
Erst kürzlich stiegen die Verbraucher-, Erzeuger- und Importpreise im Jahresvergleich um 1,1%, 2,7% beziehungsweise 4,5%. Obgleich diese Zuwächse im Jahresvergleich nicht von einer galoppierenden Inflation zeugen, so können sie dennoch nicht zur Deflation umgemünzt werden.
Den Verbrauchern sollten die Vorteile sinkender Preise nicht vorenthalten werden. Die Gesamtarbeitsstundenanzahl ging um 8% zurück, nachdem sie im März 2008 ihren Höhepunkt erreicht hatte. Da nun das Geldangebot zusammen mit der sinkenden Anzahl erwerbstätiger Menschen schrumpfen sollte, so müssten die Preisniveaus ebenfalls sinken. Aber genau das passiert heutzutage nicht.
Sollte die monetäre Basis weiterhin stagnieren und die Banken der Regierung keine Kredite mehr in Form von Staatsanleihen vergeben, dann könnten sich irgendwann in Zukunft deflationäre Bedingungen einstellen. Aber angesichts der politischen Verschiebungen scheint dieses Szenario unwahrscheinlich.
Und selbst wenn eine Deflation Einzug hielte, so wäre das nichts, wovor man sich fürchten müsste. Niedrigere Preise kommen jenen zugute, die entlassen wurden, und fallende Preise ermöglichen es, dass der Wert von Vermögensanlagen ein Niveau erreicht, das vom freien Markt getragen werden kann. Fakt ist, dass die Preise jetzt fallen müssten, um die Ungleichgewichte auszugleichen, die durch jahrzehntelange verschwenderische Ausgaben und Kreditaufnahmen hervorgebracht wurden. Ich meine: Deflation… Nur her damit!
Aber genau dazu kommt es aktuell nicht. Wegen der erdrückenden Menge staatlicher US-Schulden, bleibt als aktuelle Gefahr nur die Inflation.
Die staatlichen Schulden liegen jetzt bei 13,24 Billionen $ - das sind fast 92% des diesjährigen Güter- und Dienstleistungsoutputs der USA. Das staatliche Office of Management and Budget (OMB) korrigierte in seinem Halbjahresreport die vorläufigen Berechungen zum diesjährigen Haushaltsdefizit des Bundes leicht nach unten - von 1,47 Billionen $ auf 1,42 Billionen Dollar. In Anbetracht dieser renitenten und unhaltbaren Mengen an Verpflichtungen kann es sich die Fed und die Regierung vor allem nicht leisten, die Schuldenlasten durch die Senkung des Geldangebots noch stärker anwachsen zu lassen.
Ein sinkendes Geldangebot (Deflation) wurde die Fremdkapitalkosten steigen lassen. Ein Ansteigen der Kaufkraft des Geldes bedeutet nämlich auch, dass es schwieriger wird, das neue Geld aufzubringen, das zur Reduzierung der Schuldstände benötigt wird. Umgekehrt senkt die Erhöhung der Geldmenge (Inflation) die Fremdkapitalkosten. Da man sich fest auf diese Anreize versteift hat, werden sich die Amerikaner als allerletztes um Deflation "sorgen" müssen.
Angesichts der eindeutigen Zahlen braucht es keinen zu wundern, warum sich die Renditen für US-Staatsanleihen auf einem historischen Tief befinden. Die Bond-Vigilantes sind tatsächlich im Koma. Und obgleich ihr Schlummer für haltlose Selbstgefälligkeit sorgt, kann dieses goldene Zeitalter der einfachen Finanzierung nicht ewig andauern.
© Michael Pento
Chefökonom und Vizepräsident im Bereich "Verwaltete Produkte" bei Euro Pacific Capital
Für eine tiefgreifende Analyse dieser und anderer Investmentthemen schreiben Sie sich beim Global Investor, Peter Schiffs kostenlosen Newsletter, ein. Mehr Informationen dazu finden Sie hier. Neuer Spezialreport verfügbar: Peter Schiffs fünf Favoriten unter den Gold- und Silberbergbauaktien: Zum Download hier klicken. Hier finden Sie eine Beschreibung von Peter Schiffs gerade erschienenen Bestseller "How an Economy Grows and Why It Crashes".
Der Artikel wurde am 29.07.10 auf http://news.goldseek.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.
Moderate Deflation ist eigentlich der natürliche Trend in einer produktiven Wirtschaft. Wenn ein Produzent seinen Output pro Input-Einheit steigern kann, so kann er es sich leisten, seinen Marktanteil durch Preissenkungen auszuweiten, während seine Gewinne weiter wachsen. Somit ermöglicht die Deflation dem Verbraucher, Dinge zu kaufen, die sie er sich möglicherweise zuvor nicht hat leisten können. Zudem befördert sie die Bildung von Ersparnissen, die essentiell für Investitionen und Kapitalbildung sind.
(Eine einfache Beschreibung dieses Prozesses finden Sie im Kapitel 5 des neuen Buchs von Peter Schiffs "How an Economy Grows and Why it Crashes")
Deflation ist aber auch die normale Konsequenz einer schrumpfenden Wirtschaft. In einer Rezession kommt es zum Rückgang der Güter- und Dienstleistungsmengen, die zum Ver- und Gebrauch verfügbar sind. Um zu verhindern, dass die Preise(aufgrund des schrumpfenden Angebots) steigen sollte die Zentralbank zulassen, dass das Geldangebot zusammen mit der Angebotsverknappung sinkt. In Zeiten schrumpfender Wirtschaftsleistung drücken die Verbraucher zudem die Preise, in dem sie verantwortungsbewusst Vermögensanlagen verkaufen, um ihre Schulden zurückzuzahlen.
Viele Ökonomen behaupten fälschlicherweise, die Ursache der Großen Depression der 1930er wäre das 30%ige Schrumpfen des Geldangebots gewesen. In Wirklichkeit werden alle Depressionen durch die Umkehr einer massiven Kreditausweitung verursacht. Die Verringerung des Geldangebots ist Teil des Heilungsprozesses, der die allgemeinen Preisstände wieder auf ein nachhaltiges Niveau zurückführt.
Das heißt mit Blick auf die heutige Situation Folgendes: Nur weil die Verbraucher- und Erzeugerpreisindizes seit einigen Monaten in Folge fallen, heißt das noch lange nicht, dass Deflation zum langfristigen Trend geworden ist. Im Jahresvergleich betrug das M2-Geldmengenwachstum 2%, die Geldmenge wächst also immer noch weiter - wir haben es also mit Inflation und nicht mit Deflation zu tun.
In Anbetracht der zahlreichen Inflationsindikatoren ist der Federal Reserve ein großer Trick gelungen: Sie konnte die Amerikaner überzeugen, dass jetzt eine deflationäre Periode zu "durchleiden" ist. Warum lassen wir uns so einfach ins Bockshorn jagen? In den vergangenen 10 Jahren stieg die monetäre Basis von 600 Milliarden $ auf 2 Billionen $. Diese Ausweitung war begleitet von einem steigenden Goldpreis, der von 300 $/ oz zu Beginn des Jahrzehnts auf ca. 1.200 $/ oz heute kletterte. Der Goldpreis ist der beste Schiedsrichter, wenn es um die Kaufkraft von Währungen geht. Und Gold sagt uns immer noch, dass Inflation den Wert unseres Dollars aushöhlt.
Andere Rohstoffe wie zum Beispiel Rohöl zeugen genauso davon. Vor zehn Jahren wurde ein Barrel Öl mit 25 $ gehandelt. Heute sind es 78 $.
Seit 2001 hat der US-Dollar mehr als 30% seines Wertes gegenüber unseren größten Handelspartnern verloren - allein seit Juni hat er 7% seines Wertes verloren. Das sind also die Fakten, die bewirken, dass sich die Mainstream-Ökonomen händeringend wegen einer Deflation sorgen?
Erst kürzlich stiegen die Verbraucher-, Erzeuger- und Importpreise im Jahresvergleich um 1,1%, 2,7% beziehungsweise 4,5%. Obgleich diese Zuwächse im Jahresvergleich nicht von einer galoppierenden Inflation zeugen, so können sie dennoch nicht zur Deflation umgemünzt werden.
Den Verbrauchern sollten die Vorteile sinkender Preise nicht vorenthalten werden. Die Gesamtarbeitsstundenanzahl ging um 8% zurück, nachdem sie im März 2008 ihren Höhepunkt erreicht hatte. Da nun das Geldangebot zusammen mit der sinkenden Anzahl erwerbstätiger Menschen schrumpfen sollte, so müssten die Preisniveaus ebenfalls sinken. Aber genau das passiert heutzutage nicht.
Sollte die monetäre Basis weiterhin stagnieren und die Banken der Regierung keine Kredite mehr in Form von Staatsanleihen vergeben, dann könnten sich irgendwann in Zukunft deflationäre Bedingungen einstellen. Aber angesichts der politischen Verschiebungen scheint dieses Szenario unwahrscheinlich.
Und selbst wenn eine Deflation Einzug hielte, so wäre das nichts, wovor man sich fürchten müsste. Niedrigere Preise kommen jenen zugute, die entlassen wurden, und fallende Preise ermöglichen es, dass der Wert von Vermögensanlagen ein Niveau erreicht, das vom freien Markt getragen werden kann. Fakt ist, dass die Preise jetzt fallen müssten, um die Ungleichgewichte auszugleichen, die durch jahrzehntelange verschwenderische Ausgaben und Kreditaufnahmen hervorgebracht wurden. Ich meine: Deflation… Nur her damit!
Aber genau dazu kommt es aktuell nicht. Wegen der erdrückenden Menge staatlicher US-Schulden, bleibt als aktuelle Gefahr nur die Inflation.
Die staatlichen Schulden liegen jetzt bei 13,24 Billionen $ - das sind fast 92% des diesjährigen Güter- und Dienstleistungsoutputs der USA. Das staatliche Office of Management and Budget (OMB) korrigierte in seinem Halbjahresreport die vorläufigen Berechungen zum diesjährigen Haushaltsdefizit des Bundes leicht nach unten - von 1,47 Billionen $ auf 1,42 Billionen Dollar. In Anbetracht dieser renitenten und unhaltbaren Mengen an Verpflichtungen kann es sich die Fed und die Regierung vor allem nicht leisten, die Schuldenlasten durch die Senkung des Geldangebots noch stärker anwachsen zu lassen.
Ein sinkendes Geldangebot (Deflation) wurde die Fremdkapitalkosten steigen lassen. Ein Ansteigen der Kaufkraft des Geldes bedeutet nämlich auch, dass es schwieriger wird, das neue Geld aufzubringen, das zur Reduzierung der Schuldstände benötigt wird. Umgekehrt senkt die Erhöhung der Geldmenge (Inflation) die Fremdkapitalkosten. Da man sich fest auf diese Anreize versteift hat, werden sich die Amerikaner als allerletztes um Deflation "sorgen" müssen.
Angesichts der eindeutigen Zahlen braucht es keinen zu wundern, warum sich die Renditen für US-Staatsanleihen auf einem historischen Tief befinden. Die Bond-Vigilantes sind tatsächlich im Koma. Und obgleich ihr Schlummer für haltlose Selbstgefälligkeit sorgt, kann dieses goldene Zeitalter der einfachen Finanzierung nicht ewig andauern.
© Michael Pento
Chefökonom und Vizepräsident im Bereich "Verwaltete Produkte" bei Euro Pacific Capital
Für eine tiefgreifende Analyse dieser und anderer Investmentthemen schreiben Sie sich beim Global Investor, Peter Schiffs kostenlosen Newsletter, ein. Mehr Informationen dazu finden Sie hier. Neuer Spezialreport verfügbar: Peter Schiffs fünf Favoriten unter den Gold- und Silberbergbauaktien: Zum Download hier klicken. Hier finden Sie eine Beschreibung von Peter Schiffs gerade erschienenen Bestseller "How an Economy Grows and Why It Crashes".
Der Artikel wurde am 29.07.10 auf http://news.goldseek.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.