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Gold & Co. werden im zweiten Halbjahr wieder glänzen

14.06.2012  |  Eugen Weinberg
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Diese Schwäche wird allerdings durch China kompensiert, welches Indien als weltgrößtes Goldverbrauchsland in diesem Jahr ablösen dürfte. Im April hat China mehr als 100 Tonnen Gold aus Hongkong importiert (Grafik 3). Seit Jahresbeginn belaufen sich die chinesischen Goldeinfuhren aus der ehemaligen britischen Kronkolonie auf 239 Tonnen. Das ist neunmal soviel wie im entsprechenden Vorjahreszeitraum und mehr als die Hälfte der gesamten letztjährigen Importmenge. Selbst die im selben Zeitraum um 6% auf knapp 110 Tonnen gestiegene inländische Produktion reichte bei weitem nicht aus, um den rasant steigenden Bedarf zu befriedigen. Ein Großteil der Goldimporte aus Hongkong dürfte von der chinesischen Zentralbank gekauft worden sein, welche selbst keine regelmäßigen Daten veröffentlicht.

Die Zentralbanken stellen weiterhin einen preisunterstützenden Faktor dar. Im vergangenen Jahr beliefen sich die Netto-Käufe des offiziellen Sektors auf insgesamt 440 Tonnen, was dem höchsten Wert seit 47 Jahren entsprach. In den ersten vier Monaten des laufenden Jahres kauften Zentralbanken laut IWF per Saldo 130 Tonnen Gold. Das ist zwar etwas weniger als die 152 Tonnen im entsprechenden Vorjahreszeitraum. Allerdings hat die Kaufaktivität im April spürbar angezogen. Die größten Käufer in diesem Jahr sind die Türkei (44 Tonnen), Philippinen (35 Tonnen), Mexiko (19,5 Tonnen), Kasachstan (16 Tonnen) und Russland (13 Tonnen).

Wie sind die Aussichten für die weitere Preisentwicklung? Wir sind weiter davon überzeugt, dass der Goldpreis im zweiten Halbjahr seinen im Frühjahr unterbrochenen Aufwärtstrend wieder aufnehmen wird. Die Bereinigung bei den spekulativen Finanzanlegern dürfte mittlerweile weitgehend abgeschlossen sein, so dass der Verkaufsdruck von dieser Seite nachlassen sollte. Dazu passt auch, dass der Betreiber der COMEX, die CME Group, Ende Mai die Sicherheitsanforderungen für Gold-Futures um 10% gesenkt hat. Dadurch verringern sich die Kosten für den Erwerb und das Halten eines Gold-Futures, was sich positiv auf das Anlegerinteresse am Futures-Markt niederschlagen sollte.

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Die Nachfrage nach Goldmünzen und -barren sowie Gold-ETFs dürfte im Verlaufe des Jahres ebenfalls wieder anziehen. Dafür sprechen die niedrigen und vielfach sogar negativen Realzinsen, welche die Opportunitätskosten für Goldinvestments darstellen (Grafik 4). Angesichts der rekordniedrigen Renditen für 10-jährige US-Staatsanleihen und deutsche Bundesanleihen von deutlich weniger als 2% hat sich dieses Argument sogar noch verstärkt. Dies gilt auch vor dem Hintergrund einer weiteren Lockerung der Geldpolitik. Die Zentralbanken in China, Indien, Brasilien und Australien haben bereits die Zinsen gesenkt. Die EZB dürfte demnächst folgen. Zudem ist eine nochmalige quantitative Lockerung durch die Fed nicht auszuschließen. In Anbetracht der derzeitigen Bewertung von Staatsanleihen dürfte Gold als sicherer Hafen an Attraktivität gewonnen haben. In China dürfte die private Goldnachfrage aufgrund der stetig wachsenden Mittelschicht der Bevölkerung weiter steigen, was sich in einer höheren Nachfrage nach Münzen und Barren widerspiegeln dürfte.

Die Schmucknachfrage in Indien sollte sich von der derzeitigen Schwäche erholen, sobald sich die Verbraucher in Indien an das höhere lokale Preisniveau gewöhnt haben. Im September beginnt zudem die Hochzeitssaison, welche mit einer höheren Goldnachfrage einhergeht. Es folgen im November die bedeutenden hinduistischen Feiertage Dhanteras und Diwali, an denen traditionell viel Gold verschenkt wird. In Indien dient Goldschmuck nicht nur als Zierde, sondern als Mitgift und Werterhalt. Derzeit wird die Goldnachfrage in Indien zudem durch die Monsunzeit gebremst, weil die Bauern zunächst die Auswirkung auf die Ernteerträge abwarten. Eine gute Monsunsaison hat positive Auswirkungen auf die Einkommensentwicklung der Landbevölkerung, welche ca. 70% der Goldnachfrage in Indien stellt. Die Monsunsaison, welche noch bis September dauert, soll in diesem Jahr normal ausfallen. In diesem Fall rechnet die Bombay Bullion Association damit, dass die indischen Goldimporte in diesem Jahr 750-800 Tonnen betragen, verglichen mit 967 Tonnen im vergangenen Jahr. Der Rückgang erklärt sich vor allem mit der Schwäche in den ersten Monaten des laufenden Jahres.

Auf der Angebotsseite dürfte die Ausweitung kaum stärker ausfallen als in den letzten Jahren. Im Gegenteil, die Zentralbanken dürften weiterhin per Saldo Angebot entziehen. Wir gehen davon aus, dass die Netto-Käufe der Zentralbanken in diesem Jahr mindestens so hoch ausfallen werden wie im letzten Jahr (Grafik 5). Ein Großteil der Goldproduktion in China und Russland dürfte durch die dortigen Zentralbanken absorbiert werden, so dass kaum Angebot aus diesen Ländern auf den Markt gelangen wird. Nennenswerte Steigerungen der Minenproduktion gab es 2011 ansonsten nur noch in Mexiko, Kanada und Burkina Faso. Die Goldproduktion im ehemals weltgrößten Produzentenland Südafrika ist dagegen weiter rückläufig. Positive Impulse auf das Angebot könnten bestenfalls vom Altgold kommen.




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