Gold & Co. werden im zweiten Halbjahr wieder glänzen
14.06.2012 | Eugen Weinberg
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Auf der Nachfrageseite waren im letzten Jahr höchst unterschiedliche Tendenzen zu beobachten. So ist die Brutto-Nachfrage für Autokatalysatoren im Jahresvergleich um 8% auf ein neues Rekordhoch von 6,03 Mio. Unzen gestiegen. Bis auf Japan trugen alle wichtigen Autoabsatzmärkte zum Wachstum bei. Außerhalb der Automobilindustrie lag die industrielle Nachfrage mit 2,48 Mio. Unzen fast exakt auf dem Niveau des Vorjahres. Lässt man die Investmentnachfrage unbeachtet, so hatte die Nachfrage aus der Automobilindustrie und der anderen industriellen Anwendungen mit 94% den höchsten Anteil an der Gesamtnachfrage seit dem Jahr 2003 (Grafik 11). Dagegen brach die Investmentnachfrage im vergangenen Jahr förmlich ein. Nachdem 2010 von dieser Seite her noch eine Nachfrage von mehr als 1 Mio. Unzen generiert wurde, kam es im letzten Jahr unter dem Strich zu Verkäufen in Höhe von 565 Tsd. Unzen, wodurch de facto das Angebot ausgeweitet wurde. Dies war zum überwiegenden Teil umfangreichen Liquidationen der ETF-Anleger im vierten Quartal geschuldet, die entweder Gewinne mitnahmen oder anderweitige Verluste ausgeglichen haben. Die Schmucknachfrage zeigte sich mit 505 Tsd. Unzen erneut rückläufig und ist im Falle von Palladium eher von untergeordneter Bedeutung. Vor allem aufgrund der stark rückläufigen Investmentnachfrage ging die Gesamtnachfrage nach Palladium auf Brutto-Basis 2011 im Vergleich zum Vorjahr um 13% auf 8,45 Mio. Unzen zurück.
Daher drehte der globale Palladiummarkt laut Johnson Matthey im letzten Jahr wieder in einen Angebotsüberschuss von 1,26 Mio. Unzen. Ohne die russischen Reserveverkäufe und ohne das zusätzliche Angebot seitens der Finanzinvestoren wäre der Markt ausgeglichen gewesen.
Für dieses Jahr erwartet Johnson Matthey wieder ein Angebotsdefizit am globalen Palladiummarkt. Die Gründe hierfür liegen sowohl auf der Angebots- als auch auf der Nachfrageseite. So schätzt Johnson Matthey, dass die russischen Staatsreserven weitgehend erschöpft sind und der größte Palladiumproduzent der Welt in diesem Jahr "nur noch" Reserven in Höhe von 250 Tsd. Unzen veräußern wird. Daneben soll die Palladiumnachfrage wieder anziehen. Besonders die Nachfrage für Autokatalysatoren dürfte zulegen, sowohl für Benzin-Motoren selbst als auch durch Substitutionseffekte in Diesel-Motoren. Nachdem im letzten Jahr große Mengen Palladium von Finanzinvestoren verkauft wurden, sieht Johnson Matthey hier in diesem Jahr wieder einen Stimmungsumschwung. Bereits in den ersten drei Monaten des Jahres seien netto rund 250 Tsd. Unzen in Palladium-ETFs geflossen.
Das erwartete Angebotsdefizit am globalen Palladiummarkt sollte den Palladiumpreis unterstützen. Wir gehen deshalb in der zweiten Jahreshälfte von einer Erholung des Preises aus, haben allerdings wie bei Platin aufgrund der aktuellen Marktentwicklung unsere Prognosen angepasst. Ende des Jahres dürfte Palladium nun bei 750 USD je Feinunze notieren. Darüber hinaus deutet der Bericht von Johnson Matthey auf eine Outperformance von Palladium gegenüber Platin hin. Ähnlich wie bei Platin könnten auch bei Palladium die spekulativen Finanzinvestoren zum erwarteten Preisanstieg beitragen, nachdem diese ihre Netto-Long-Positionen per Ende Mai auf nur noch 2,2 Tsd. Kontrakte und damit ebenfalls den niedrigsten Stand seit Beginn der Datenreihe im Dezember 2009 abgebaut haben.
Auf einen Blick