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Wie lässt sich die "volatile Volatilität" besiegen?

05.08.2010  |  Clif Droke
Seit dem "Mai-Blitz-Crash" und seit Anfang Juni ist der Aktienmarkt durch die Handelspanne geprägt, wobei sich hohe und tiefe Volatilitätsniveaus immer wieder abwechselten - was von den Experten dann auch als "volatile Volatilität" bezeichnet wurde. Steven Sears schrieb am 26.Juli in seiner Kolumne bei Barrons: "Die Vor-und-Zurückbewegungen errinnern uns nur erneut daran, dass die volatile Volatilität eine zentraler Faktor im Marktgeschehen des Jahres 2010 ist." Nachdem sich die Marktteilnehmer von der extrem niedrigen Volatilität des letzten Jahres hatten verwöhnen lassen, sind sie jetzt aufgrund der erhöhten Volatilitätsniveaus verstört.

Den zyklischen Kontext der diesjährigen Volatilität lässt sich in den Mustern der Kress-Zyklen finden, welche aktuell durch sich überlagernde Strömungen geprägt sind. Auf der einen Seite ist der 4-Jahre-Zyklus, der gegen Ende September seine Talsohle erreicht, ein Hindernis für einen schnell davonziehenden Markt wie wir ihn 2009 hatten, auf der anderen Seite befindet sich der 6-Jahre-Zyklus immer noch in seiner aufsteigenden Phase und funktioniert daher wie eine Unterstützung gegen die Wiederkehr eines Krisenmarktes, wie wir ihn im Jahr 2008 sahen.

Für den Volatilitätsfaktor kam zudem verstärkend Folgendes hinzu: Es kommt gerade zu Gegenbewegungen zwischen dem steigenden kurzfristigen Zyklus (der, der Anfang Juli seine Talsohle erreicht) und dem sinkenden kurzfristigen Zyklus, der gerade jetzt seine Talsohle erreicht. Sobald der letzte Zyklus seine Talsohle erreicht, dürfte es weniger Abwärtsdruck auf die Aktien geben - was gegen August der Fall sein sollte. Es muss jedoch noch ein weiterer Volatilitätsfaktor in die Betrachtung einbezogen werden, wenn es in Richtung September geht: die anstehende Talsohle des 4-Jahre-Zyklus. Unterm Strich lässt sich also sagen, dass wir noch nicht die letzte Aktion des Mr. Volatilität gesehen haben - zumindest nicht bis zum vierten Quartal.

Und so sieht der Volatility Index (VIX) seit Jahresbeginn aus. Wie man sehen kann, liegt der VIX recht weit über seinen Hochständen, die Anfang Frühling erreicht hatte, aber auch recht weit über seinen Tiefs, die zwischen Januar und April erreicht wurden. Der VIX befindet sich aktuell immer noch unter dem dominanten kurzfristigen 15-Tage-Durchschnitt, aber wir könnten noch einen kurzen Abstecher nach oben erleben, bevor der kurzfristige Zyklus in den nächsten Tagen seine Talsohle erreicht.

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Trotz der zwischenzeitlich zunehmenden "volatilen Volatilität", bleibt doch die Finanzerholung auf stabilen Grund und es ist unwahrscheinlich, dass wir in absehbarer Zeit wieder so etwas wie den Panik-Selloff von Mai erleben werden. Das im Hinterkopf möchte ich hervorheben, dass wir im Zyklus der Finanzerholung jetzt an einem Punkt angekommen sind, an dem wir zur Trendeinschätzung den 30/60/90-Tage-Durchschnitten und weniger dem 15-Tage-Durchschnitt größere Beachtung schenken sollten. Das bedeutet, dass wir bei allen aktuell und zukünftigen Trading-Positionen stärker die Volatilität einkalkulieren werden, indem wir den 30-Tage-, 90-Tage-, 60-Tage- oder in manchen Fällen auch den 90-Tage-Durchschnitt als unsere rollenden Stopp-Loss-Orientierungshilfe benutzen werden.

Jeder möchte wissen, was das nächste "große Ding" im Finanzmarkt sein wird. Während die einen emsig nach der nächsten potentiellen Bubble-Manie oder dem nächsten heißen Trend suchen, glaube ich, dass wir in den großen Sektoren in nächster Zeit nichts zu sehen bekommen, was entfernt einer Bubble oder einem steilen Trend entsprechen würde. Stattdessen ist wohl eher ein sich langsam einschleifender Trend wahrscheinlich.

Symptomatisch (oder vielleicht ursächlich) für die diesjährige volatile Volatilität war der Konflikt zwischen den Befürwortern der staatlichen Stimuli und denjenigen, die sich für fiskale Austeritätsstrategien aussprachen. Konservatismus und fiskale Austerität sind die neuen Schlagworte bei den eher rechtslastigen Mitgliedern der Finanzpresse, während das linkslastige Segment der Presse mehr Stimulus favorisiert. Manchmal ist es nicht einfach, auszumachen, welche der beiden großen Fraktionen gerade die Oberhand behält, aber die Austeritätsbefürworter haben ein größeres und wohlgesinnteres Publikum als noch vor der Krise. Schauen Sie sich allein diese Überschriften an, die aus den letzten Ausgaben der führenden Finanzmagazine stammen: "Die Welt rutscht in die Double-Dip-Rezession, Austeritätsforderungen werden immer lauter", "Verbrauchervertrauen sinkt erneut", "Zweifel an neuen Regulierungen und am Schicksal der Wirtschaft lässt Großunternehmen vorsichtig werden", "Alle drängen auf Absicherung eines Black-Swan-Ereignisses", "Das heißeste Neuprodukt der Wall Street ist Angst".




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