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US-Lager für Rohöl und Produkte nahe am Allzeithoch

05.08.2010  |  Eugen Weinberg
Energie

Viele Marktteilnehmer fragen sich derzeit, was eigentlich der Grund für den jüngsten starken Ölpreisanstieg war. Oft werden die Erwartungen einer baldigen Einengung am Ölmarkt als Erklärung dafür herangezogen. Dies kann jedoch einem genauen Blick nicht stand halten. Die gestrige Meldung seitens des US-Energieministeriums DOE zu den US-Lagerbeständen zeigt dies deutlich. Denn laut dem DOE-Bericht befinden sich die kommerziellen Lagerbestände für Rohöl und Ölprodukte mittlerweile nah dem Allzeithoch vom September 1990. Vom absoluten Hoch von vor knapp 20 Jahren sind die Lagerbestände nur noch 2,2 Mio. Barrel bzw. 0,2% entfernt.

Berücksichtigt man die Lagerbestände für Ethanol von knapp 20 Mio. Barrel, das im US-Energiemix eine immer wichtigere Rolle einnimmt, wäre dieses bereits überschritten. Ein weiterer Beweis dafür, dass nicht die Erwartungen eines physischen Engpasses in der Zukunft für die gegenwärtige Stärke des Ölpreises verantwortlich sind, ist die Verflachung der Forward-Kurve bei Rohöl. Die Differenz zwischen den kurz- und langläufigen Kontrakten ging zuletzt stark zurück, was im Widerspruch zur Erwartung einer künftigen Verknappung steht.

Der Contango bei WTI-Rohöl sollte eigentlich besonders stark ausgeprägt sein, weil nach dem jüngsten Anstieg die Lagerbestände in Cushing, dem Liefer- und Handelsort für WTI, lediglich um 109 Tsd. Barrel bzw. 0,3% vom Rekordniveau entfernt sind. Zum Zeitpunkt des Allzeithochs im Mai lag die Preisdifferenz zwischen den zwei nächstfälligen Kontrakten bei knapp 4 USD, jetzt aber bei nur 0,40 USD je Barrel. Also ist es vor allem die untypische Verteuerung am vorderen Ende der Terminkurve, die wir aktuell beobachten und die man fundamental nicht erklären kann. Wir führen dieses Phänomen auf die spekulativen Anleger zurück, die sich wegen eines schwächeren US-Dollar, einer geringeren Risikoaversion, aber vor allem aus charttechnischen Gründen derzeit verstärkt am Ölmarkt engagieren. Das dürfte man in den morgigen CFTC-Zahlen ablesen.

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Edelmetalle

Der Goldpreis unternahm gestern einen neuerlichen Anlauf, die psychologisch wichtige Marke von 1.200 USD je Feinunze zu überwinden, wurde jedoch durch einen stärkeren US-Dollar ausgebremst. Heute Morgen notiert er knapp unter dieser Marke. In Euro gerechnet konnte hingegen das Niveau von 900 EUR je Feinunze mühelos übersprungen werden.

Die Finanzinvestoren zeigen sich unterdessen weiterhin sehr zurückhaltend. So berichtete der Fondsanbieter ETF Securities für letzte Woche mit 285 Mio. USD die höchsten Abflüsse aus ihren Gold-ETFs seit neun Monaten. Auch der weltweit größte Gold-ETF, SPDR Gold Trust, verzeichnete gestern wieder marginale Abflüsse. Heute Nachmittag gibt die EZB ihre Zinsentscheidung bekannt. Es wird erwartet, dass der Leitzins unverändert bei 1% beibehalten wird. Anhaltend niedrige Zinsen verringern die Opportunitätskosten der Goldhaltung und sprechen somit für eine anziehende Investmentnachfrage und einen steigenden Goldpreis in den kommenden Wochen und Monaten.


Industriemetalle

Die International Copper Study Group (ICSG) hat in ihrem jüngst veröffentlichten statistischen Jahrbuch 2010 für den globalen Kupfermarkt für das letzte Jahr einen vorläufigen Angebotsüberschuss von 179 Tsd. Tonnen ausgewiesen. Dieser hat sich gegenüber dem Vorjahr um 7,2% ausgeweitet. Das Angebotswachstum übertraf dabei den Nachfrageanstieg um ungefähr einen Prozentpunkt.

Die ICSG gibt damit allerdings einen deutlich geringeren Überschuss als beispielsweise das World Bureau of Metal Statistics (WBMS) an. Dieses veröffentlichte für 2009 einen Überschuss von 283 Tsd. Tonnen. Der Unterschied zwischen den Prognosen erklärt sich mit einer vom WBMS deutlich höher veranschlagten Produktion, während die Nachfrage von beiden nahezu gleich eingeschätzt wird. Im Zuge der gestiegenen Kupferpreise dürfte im laufenden Jahr die Produktion weiter ausgeweitet werden, vor allem in aufstrebenden Produzentenländern wie z.B. Sambia. Dort hat sich die Kupferproduktion im ersten Halbjahr 2010 im Vergleich zum Vorjahr um 16% auf 393 Tsd. Tonnen erhöht.

Das von einigen unabhängigen Research-Instituten und Nickelproduzenten für dieses Jahr prognostizierte Angebotsdefizit am globalen Nickelmarkt könnte sich nicht materialisieren. Nachdem Vale mit seinen kanadischen Minenarbeitern einen neuen Tarifvertrag vereinbart hat, sollen bereits im September die Produktionsanlagen wieder zu 100% ausgelastet werden.


Agrarrohstoffe

Die Weizenpreise haben ihren Höhenflug gestern fortgesetzt. Europäischer Weizen schloss bei 209 EUR je Tonne auf dem höchsten Stand seit mehr als zwei Jahren, US-Weizen auf einem 22-Monatshoch von 7,25 USD je Scheffel. Seit Juni haben die Preise somit um mehr als 50% zulegen können. Gestern hat die Welternährungsorganisation (FAO) die Prognose für die weltweite Weizenernte in diesem Jahr aufgrund der zu erwartenden Ernteausfälle in Russland, der Ukraine und Kasachstan um 25 Mio. auf 651 Mio. Tonnen nach unten revidiert. Dies entspricht genau der Prognose des International Grains Council von vergangener Woche. Wie die FAO betont, befinden sich die weltweiten Lagerbestände auf einem ausreichend hohen Niveau, um Ernteausfälle zu kompensieren.

Eine Wiederholung der Nahrungsmittelkrise der Jahre 2007/08 ist daher nicht zu erwarten. Damals waren die Weizenpreise bis auf 280 EUR je Tonne bzw. 13 USD je Scheffel gestiegen. Dennoch wachsen die Sorgen, dass bei anhaltender Dürre in Russland auch die anstehende Aussaat von Winterweizen beeinträchtigt werden könnte. Dem russischen Institut für Agrarmarktstudien zufolge benötigen die von der Dürre betroffenen Regionen in den kommenden zwei Wochen dringend ausreichend Regen, damit sie rechtzeitig mit Winterweizen bestellt werden können. Jede Verzögerung könnte aufgrund des heranrückenden Winters problematisch für den Ernteertrag im kommenden Jahr werden.


DOE Daten: US-Lagerbestände Rohöl, Ölprodukte und Erdgas

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Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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