Russisches Exportverbot gibt Weizen weiter Auftrieb
06.08.2010 | Eugen Weinberg
Energie
Der WTI-Ölpreis kann am Morgen um 0,7% auf 82,6 USD je Barrel steigen, nachdem sich der Preis die letzten beiden Tage kaum bewegt hat. Neben steigenden Aktienmärkten sorgt die Nachricht für Unterstützung, wonach die OPEC-Lieferungen in den vier Wochen zum 21. August um 420 Tsd. Barrel pro Tag zurückgehen sollen. Dies wäre der stärkste Rückgang seit Anfang April. Dies deutet aber nicht notwendig auf ein fallendes Angebot hin. Laut dem Beratungsunternehmen Oil Movements ist der Rückgang der Öllieferungen vielmehr auf eine saisonal schwächere Nachfrage aus Asien zurückzuführen. Der Ölmarkt sieht das Glas derzeit aber lieber ein Drittel voll als zwei Drittel leer.
Der gestern vom US-Energieministerium gemeldete Lageraufbau bei Erdgas fiel mit 29 Mrd. Kubikfuß erneut unterdurchschnittlich aus. Die Erdgasvorräte liegen derzeit bereits 4,5% unter dem Vorjahresniveau und nur noch 8% über dem 5-Jahresdurchschnitt. Dennoch gab der US-Gaspreis um 3% auf 4,6 USD je mmBtu nach. Insbesondere die Abwärtsrevision der Prognose für die diesjährige Hurrikansaison durch die US-Wetterbehörde NOAA setzte den Gaspreis unter Druck. Die NOAA erwartet mit acht bis zwölf Wirbelstürmen aber noch immer eine sehr aktive Sturmperiode. Der Großteil der Sturmaktivität fällt zudem für gewöhnlich auf die Zeit zwischen Mitte August und Oktober, so dass aus der derzeit eher ruhigen Saison mit drei benannten Stürmen noch keine voreiligen Schlüsse gezogen werden sollten.
Edelmetalle
Der Goldpreis konnte auch gestern nicht die psychologisch wichtige Marke von 1.200 USD je Feinunze überwinden und notiert seit mittlerweile drei Tagen knapp unter diesem Niveau. Die derzeitige Zurückhaltung der Finanzanleger spiegelt sich auch bei der Münznachfrage wider. So berichtete die britische Münzprägeanstalt für das zweite Quartal, dass die Produktion von Goldmünzen im Vergleich zu den ersten drei Monaten des Jahres um 11% auf 16,4 Tsd. Unzen zurückgegangen ist. Dies dürfte zumindest teilweise dem hohen Goldpreis geschuldet sein, der im Juni einen Rekordwert von über 1.265 USD je Feinunze erreichte und viele Investoren von Käufen abgehalten hat. Der Produktionsrückgang von Silbermünzen war noch ausgeprägter. Im zweiten Quartal wurden lediglich 23,1 Tsd. Unzen Silber verarbeitet, nach 104 Tsd. Unzen im Quartal zuvor.
Chinesischen Zeitungsberichten zufolge, die sich auf Angaben des chinesischen Goldverbandes berufen, ist die lokale Goldproduktion im ersten Halbjahr 2010 im Vergleich zum Vorjahr um 8,7% auf einen Rekordwert von 159,2 Tonnen gestiegen. Dies reicht dennoch nicht aus, um die heimische Nachfrage zu befriedigen, so dass China weiter auf Importe angewiesen ist. Durch die geplante Liberalisierung des Goldmarktes dürften die Goldeinfuhren zukünftig erleichtert werden. Zudem sollte dadurch auch die Investmentnachfrage steigen und so den Goldpreis unterstützen.
Industriemetalle
Der weltweit größte Kupferproduzent, Codelco aus Chile, hat sich im Rahmen der Weltausstellung Expo in Shanghai optimistisch zu den langfristigen Aussichten am Kupfermarkt geäußert. Der Kupferpreis bleibt der Ansicht von Codelco zufolge auf einem hohen Niveau. Besonders positiv zeigt sich das Unternehmen für 2011: Neben höheren Verkaufspreisen dürften vor allem die Schmelz- und Verarbeitungsgebühren für Kupfer niedrig bleiben, da die Nachfrage nach Kupferkonzentrat das Angebot übersteigt. Ähnlich hatte sich bereits der weltweit größte börsengehandelte Kupferproduzent, Freeport McMoRan, geäußert.
Dieser sieht den Markt für Kupferkonzentrat bis 2012 in einem Angebotsdefizit von jährlich 500 Tsd. bis 1 Mio. Tonnen. Auch die beiden Rohstoffproduzenten Xstrata und Rio Tinto berichteten zu Beginn der Woche im Rahmen ihrer Berichterstattungen über eine deutliche Erholung des Kupfermarktes. Kurzfristig könnte die Euphorie allerdings durch die monetären Maßnahmen in China zur Abkühlung der lokalen Wirtschaft gedämpft werden. So erwartet Codelco, dass aufgrund dessen die Kupfernachfrage in China nicht stärker als 8% p.a. steigen wird.
Offiziellen Angaben zufolge ist die Edelstahlproduktion in China im ersten Halbjahr 2010 im Vergleich zum Vorjahr um 35% auf einen neuen Rekordwert von 5,47 Mio. Tonnen gestiegen. Damit übertrifft sie zugleich deutlich die lokale Nachfrage. Über hohe Exporte trägt das Land weiter zum Angebotsüberschuss am globalen Edelstahlmarkt bei.
Agrarrohstoffe
Der europäische Weizenpreis ist gestern zeitweise um 10% auf ein 2 ½-Jahreshoch von mehr als 230 EUR je Tonne gestiegen. Der US-Weizenpreis hat am zulässigen Höchstlimit geschlossen und eröffnet heute schon wieder 6% fester bei 8,4 USD je Scheffel, den höchsten Stand seit knapp zwei Jahren. Der Preisanstieg erfolgte, nachdem Russland ein bis Ende des Jahres geltendes Exportverbot für Getreide verhängt hat. Russland führte im vergangenen Jahr 18 Mio. Tonnen Weizen aus und war damit der drittgrößte Weizenexporteur der Welt. Es gibt zudem Spekulationen, dass sich mit Kasachstan ein weiteres bedeutendes Weizenexportland diesem Schritt demnächst anschließen könnte.
Die Weizenimporteure werden sich demnächst also nach anderen Lieferanten umschauen müssen. Davon könnten insbesondere die USA profitieren, welche eine erneut gute Weizenernte eingefahren haben und zudem über hinreichend hohe Weizenvorräte verfügen. Laut US-Landwirtschaftsministerium wurden in der vergangenen Woche 855 Tsd. Tonnen Weizen für den Export verkauft. Das war zwar 7% weniger als in der bereits sehr starken Vorwoche, liegt aber 61% über dem Durchschnitt der vergangenen vier Wochen. Doch auch die Nachfrage nach europäischem Weizen scheint wieder anzuziehen. Die EU hat in der vergangenen Woche Exportlizenzen für 312 Tsd. Tonnen erteilt. Das ist 35% mehr als der 4-Wochendurchschnitt und der höchste Wert seit Mitte Juni. Die Weizenpreise bleiben somit gut unterstützt.
Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat
© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst
Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets
Diese Ausarbeitung dient ausschließlich Informationszwecken und stellt weder eine individuelle Anlageempfehlung noch ein Angebot zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren oder sonstigen Finanzinstrumenten dar. Sie soll lediglich eine selbständige Anlageentscheidung des Kunden erleichtern und ersetzt nicht eine anleger- und anlagegerechte Beratung. Die in der Ausarbeitung enthaltenen Informationen wurden sorgfältig zusammengestellt. Eine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit kann jedoch nicht übernommen werden. Einschätzungen und Bewertungen reflektieren die Meinung des Verfassers im Zeitpunkt der Erstellung der Ausarbeitung und können sich ohne vorherige Ankündigung ändern.
Der WTI-Ölpreis kann am Morgen um 0,7% auf 82,6 USD je Barrel steigen, nachdem sich der Preis die letzten beiden Tage kaum bewegt hat. Neben steigenden Aktienmärkten sorgt die Nachricht für Unterstützung, wonach die OPEC-Lieferungen in den vier Wochen zum 21. August um 420 Tsd. Barrel pro Tag zurückgehen sollen. Dies wäre der stärkste Rückgang seit Anfang April. Dies deutet aber nicht notwendig auf ein fallendes Angebot hin. Laut dem Beratungsunternehmen Oil Movements ist der Rückgang der Öllieferungen vielmehr auf eine saisonal schwächere Nachfrage aus Asien zurückzuführen. Der Ölmarkt sieht das Glas derzeit aber lieber ein Drittel voll als zwei Drittel leer.
Der gestern vom US-Energieministerium gemeldete Lageraufbau bei Erdgas fiel mit 29 Mrd. Kubikfuß erneut unterdurchschnittlich aus. Die Erdgasvorräte liegen derzeit bereits 4,5% unter dem Vorjahresniveau und nur noch 8% über dem 5-Jahresdurchschnitt. Dennoch gab der US-Gaspreis um 3% auf 4,6 USD je mmBtu nach. Insbesondere die Abwärtsrevision der Prognose für die diesjährige Hurrikansaison durch die US-Wetterbehörde NOAA setzte den Gaspreis unter Druck. Die NOAA erwartet mit acht bis zwölf Wirbelstürmen aber noch immer eine sehr aktive Sturmperiode. Der Großteil der Sturmaktivität fällt zudem für gewöhnlich auf die Zeit zwischen Mitte August und Oktober, so dass aus der derzeit eher ruhigen Saison mit drei benannten Stürmen noch keine voreiligen Schlüsse gezogen werden sollten.
Edelmetalle
Der Goldpreis konnte auch gestern nicht die psychologisch wichtige Marke von 1.200 USD je Feinunze überwinden und notiert seit mittlerweile drei Tagen knapp unter diesem Niveau. Die derzeitige Zurückhaltung der Finanzanleger spiegelt sich auch bei der Münznachfrage wider. So berichtete die britische Münzprägeanstalt für das zweite Quartal, dass die Produktion von Goldmünzen im Vergleich zu den ersten drei Monaten des Jahres um 11% auf 16,4 Tsd. Unzen zurückgegangen ist. Dies dürfte zumindest teilweise dem hohen Goldpreis geschuldet sein, der im Juni einen Rekordwert von über 1.265 USD je Feinunze erreichte und viele Investoren von Käufen abgehalten hat. Der Produktionsrückgang von Silbermünzen war noch ausgeprägter. Im zweiten Quartal wurden lediglich 23,1 Tsd. Unzen Silber verarbeitet, nach 104 Tsd. Unzen im Quartal zuvor.
Chinesischen Zeitungsberichten zufolge, die sich auf Angaben des chinesischen Goldverbandes berufen, ist die lokale Goldproduktion im ersten Halbjahr 2010 im Vergleich zum Vorjahr um 8,7% auf einen Rekordwert von 159,2 Tonnen gestiegen. Dies reicht dennoch nicht aus, um die heimische Nachfrage zu befriedigen, so dass China weiter auf Importe angewiesen ist. Durch die geplante Liberalisierung des Goldmarktes dürften die Goldeinfuhren zukünftig erleichtert werden. Zudem sollte dadurch auch die Investmentnachfrage steigen und so den Goldpreis unterstützen.
Industriemetalle
Der weltweit größte Kupferproduzent, Codelco aus Chile, hat sich im Rahmen der Weltausstellung Expo in Shanghai optimistisch zu den langfristigen Aussichten am Kupfermarkt geäußert. Der Kupferpreis bleibt der Ansicht von Codelco zufolge auf einem hohen Niveau. Besonders positiv zeigt sich das Unternehmen für 2011: Neben höheren Verkaufspreisen dürften vor allem die Schmelz- und Verarbeitungsgebühren für Kupfer niedrig bleiben, da die Nachfrage nach Kupferkonzentrat das Angebot übersteigt. Ähnlich hatte sich bereits der weltweit größte börsengehandelte Kupferproduzent, Freeport McMoRan, geäußert.
Dieser sieht den Markt für Kupferkonzentrat bis 2012 in einem Angebotsdefizit von jährlich 500 Tsd. bis 1 Mio. Tonnen. Auch die beiden Rohstoffproduzenten Xstrata und Rio Tinto berichteten zu Beginn der Woche im Rahmen ihrer Berichterstattungen über eine deutliche Erholung des Kupfermarktes. Kurzfristig könnte die Euphorie allerdings durch die monetären Maßnahmen in China zur Abkühlung der lokalen Wirtschaft gedämpft werden. So erwartet Codelco, dass aufgrund dessen die Kupfernachfrage in China nicht stärker als 8% p.a. steigen wird.
Offiziellen Angaben zufolge ist die Edelstahlproduktion in China im ersten Halbjahr 2010 im Vergleich zum Vorjahr um 35% auf einen neuen Rekordwert von 5,47 Mio. Tonnen gestiegen. Damit übertrifft sie zugleich deutlich die lokale Nachfrage. Über hohe Exporte trägt das Land weiter zum Angebotsüberschuss am globalen Edelstahlmarkt bei.
Agrarrohstoffe
Der europäische Weizenpreis ist gestern zeitweise um 10% auf ein 2 ½-Jahreshoch von mehr als 230 EUR je Tonne gestiegen. Der US-Weizenpreis hat am zulässigen Höchstlimit geschlossen und eröffnet heute schon wieder 6% fester bei 8,4 USD je Scheffel, den höchsten Stand seit knapp zwei Jahren. Der Preisanstieg erfolgte, nachdem Russland ein bis Ende des Jahres geltendes Exportverbot für Getreide verhängt hat. Russland führte im vergangenen Jahr 18 Mio. Tonnen Weizen aus und war damit der drittgrößte Weizenexporteur der Welt. Es gibt zudem Spekulationen, dass sich mit Kasachstan ein weiteres bedeutendes Weizenexportland diesem Schritt demnächst anschließen könnte.
Die Weizenimporteure werden sich demnächst also nach anderen Lieferanten umschauen müssen. Davon könnten insbesondere die USA profitieren, welche eine erneut gute Weizenernte eingefahren haben und zudem über hinreichend hohe Weizenvorräte verfügen. Laut US-Landwirtschaftsministerium wurden in der vergangenen Woche 855 Tsd. Tonnen Weizen für den Export verkauft. Das war zwar 7% weniger als in der bereits sehr starken Vorwoche, liegt aber 61% über dem Durchschnitt der vergangenen vier Wochen. Doch auch die Nachfrage nach europäischem Weizen scheint wieder anzuziehen. Die EU hat in der vergangenen Woche Exportlizenzen für 312 Tsd. Tonnen erteilt. Das ist 35% mehr als der 4-Wochendurchschnitt und der höchste Wert seit Mitte Juni. Die Weizenpreise bleiben somit gut unterstützt.
Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat
© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst
Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets
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