Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Weizen bricht nach dem Anstieg um knapp 20% ein

09.08.2010  |  Eugen Weinberg
Energie

Am Freitag stand der Ölpreis im Bann der US-Arbeitmarktdaten. Dass die Wirtschaft in den USA in dieser Phase der Erholung im Juli lediglich 71 Tsd. Arbeitsplätze im Privatsektor geschaffen hat, ist eine negative Überraschung. Unterstützt durch den massiv fallenden US-Dollar - EUR/USD stieg binnen kurzer Zeit von 1,317 auf über 1,333 an - versuchte der WTI-Ölpreis nach der Veröffentlichung die Marke von 82 USD zu erobern. Nachdem dieser Anstieg scheiterte, fiel der Preis auf knapp 80 USD zurück, konnte sich jedoch wieder fassen und notiert heute Morgen über 81 USD je Barrel. Dies zeigt, wie schwierig die kurzfristigen Ölpreisprognosen derzeit sind. Denn mehr als von der Angebots-/Nachfragesituation wird der Preis zur Zeit von technischen Indikatoren geleitet.

Die spekulativen Finanzanleger waren per 3. August laut dem CFTC-Bericht mit 133,7 Tsd. Kontrakten so positiv gestimmt wie seit April nicht mehr. Es würde uns daher nicht überraschen, wenn der WTI-Ölpreis stark unter Druck gerät, sollte die psychologisch wichtige Marke von 80 USD unterschritten werden. Fundamental wäre dieser Rückgang zu begrüßen, denn bei den gegenwärtigen Preisen bleibt der Ölmarkt weiterhin im starken Überschuss. So vermeldete Oman, das nicht zur OPEC gehört, für das erste Halbjahr einen Anstieg der Ölproduktion um 8,1% auf 857 Tsd. Barrel täglich. In einer Situation, wo die Ölpreise sehr hoch bleiben und die Nicht-OPEC-Länder ihre Produktion steigern, dürfte es der OPEC zunehmend schwerer fallen, die Quotendisziplin zu erreichen.

In dieser Woche veröffentlichen die US-Energiebehörde EIA, die Internationale Energieagentur (IEA) und die OPEC ihre aktuellen Nachfrageschätzungen. Den Anfang macht morgen die EIA, gefolgt von der IEA am Mittwoch und der OPEC am Freitag.

Open in new window


Edelmetalle

Der Goldpreis konnte im Zuge der schwachen US-Arbeitsmarktdaten am Freitag mühelos die psychologisch wichtige Marke von 1.200 USD je Feinunze überspringen und notiert zum Wochenstart bei rund 1.210 USD. Auch in Euro gerechnet zeigt der Goldpreis relative Stärke und hält sich weiter über 900 EUR je Feinunze. Die spekulativen Finanzinvestoren haben in der Woche zum 3. August bei allen Edelmetallen ihre Netto-Long-Positionen ausgeweitet. Gemäß Daten zur Marktpositionierung der CFTC war der Ausbau bei Silber besonders ausgeprägt. In der betrachteten Periode stiegen die Netto-Long-Positionen um 33% auf knapp 29 Tsd. Kontrakte und damit auf den höchsten Stand seit fünf Wochen. Die Finanzinvestoren haben somit maßgeblich zum Anstieg des Silberpreises in der Berichtswoche von über 4% beigetragen.

Dennoch bleibt Silber seit Jahresanfang hinter der Preisentwicklung von Gold zurück, konnte allerdings zuletzt aufholen. Wie der Gold-Silber-Koeffizient von gut 65 zeigt, ist Silber nach wie vor relativ günstig im Vergleich zu Gold. Wir sehen Silber daher weiter als eine attraktive Anlagealternative zu Gold und erwarten bis Ende des Jahres einen Preisanstieg auf 20 USD je Feinunze.


Industriemetalle

Die Metallpreise zeigten sich wie die anderen Rohstoffe von den schwachen US-Arbeitsmarktdaten letzten Freitag relativ unbeeindruckt und konnten sogar teilweise zulegen. Der schwache US-Dollar dürfte dabei ein Abrutschen der Preise verhindert haben. Auch zu Beginn der neuen Handelswoche zeigen die Metallpreise Stärke und starten fest in die Woche. Die spekulativen Finanzinvestoren haben bei Kupfer in der Woche zum 3. August ihre Netto-Long-Positionen um 18% auf 17,2 Tsd. Kontrakte ausgebaut. Dies entspricht zugleich dem höchsten Stand seit Ende April. Die Finanzinvestoren nehmen also wieder verstärkt das Heft in die Hand und lassen die Fundamentaldaten erneut in den Hintergrund treten. Solange sich an dieser Situation nichts ändert, dürften die Preise von der Seite her auf ihrem aktuell hohen Niveau gut unterstützt bleiben.

Auftrieb geben auch Aussagen des staatlichen Development Research Centre in China, wonach sich das Wirtschaftswachstum im Reich der Mitte in der zweiten Jahreshälfte kaum abkühlen werde. Das Institut erwartet für 2010 ein Wachstum von 10-11% und ist damit deutlich optimistischer als viele andere Volkswirte. Erste Daten zum zweiten Halbjahr aus China, die diese Meinung unterstützen könnten, werden bereits im Verlauf der Woche veröffentlicht und dürften entsprechende Auswirkungen auf die Preise haben. Im Mittelpunkt stehen dabei die Importdaten, Kreditvergabe und Industrieproduktion.


Agrarrohstoffe

Weizen startet bei Preisen unterhalb von 7 USD je Scheffel in die neue Handelswoche, nachdem am Freitag noch 2-Jahreshöchststände von 8,4 USD verzeichnet wurden. Dies spricht für einen Rückgang des europäischen Weizenpreises in Richtung 200 EUR je Tonne. Der Preisanstieg und der darauffolgende Einbruch gingen mit einem rekordhohen Handelsvolumen einher. Dies deutet darauf hin, dass zumindest der letzte Teil des Preisanstiegs spekulativ getrieben war. Mit zur scharfen Korrektur trugen Meldungen bei, wonach Russland das vergangene Woche verhängte Exportverbot nach der Ernte nochmals überprüfen möchte. Eventuell könnten also im Oktober die Exporte wieder aufgenommen werden. Allerdings hat das russische Agrarmarktanalyseunternehmen SovEcon seine Prognose für die russische Weizenernte in diesem Jahr um weitere 4 Mio. auf 43-44 Mio. Tonnen reduziert.

Da SovEcon in den vergangenen Wochen Vorreiter bei den Abwärtsrevisionen war, könnte dies in den kommenden Tagen weitere Abwärtsrevisionen zur Folge haben. Von daher ist selbst bei einer möglichen Wiederaufnahme der russischen Exporte mit einem deutlich geringeren Exportvolumen zu rechnen. Erste Anhaltspunkte könnte der am Donnerstag zur Veröffentlichung anstehende Monatsbericht des US-Landwirtschaftsministeriums liefern. Bislang rechnet das USDA mit 15 Mio. Tonnen. Das tatsächliche Exportvolumen Russlands dürfte deutlich unter 10 Mio. Tonnen liegen, nach 18 Mio. Tonnen im vergangenen Jahr.


CFTC Daten: Netto-Long Positionen spekulativer Finanzanleger vs. Preis

Open in new window


Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

Open in new window


© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





Diese Ausarbeitung dient ausschließlich Informationszwecken und stellt weder eine individuelle Anlageempfehlung noch ein Angebot zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren oder sonstigen Finanzinstrumenten dar. Sie soll lediglich eine selbständige Anlageentscheidung des Kunden erleichtern und ersetzt nicht eine anleger- und anlagegerechte Beratung. Die in der Ausarbeitung enthaltenen Informationen wurden sorgfältig zusammengestellt. Eine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit kann jedoch nicht übernommen werden. Einschätzungen und Bewertungen reflektieren die Meinung des Verfassers im Zeitpunkt der Erstellung der Ausarbeitung und können sich ohne vorherige Ankündigung ändern.



Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"