Goldpreis legt weiter zu
13.08.2010 | Eugen Weinberg
Energie
Der WTI-Ölpreis handelt am Morgen leicht erholt bei 76,5 USD je Barrel, nachdem gestern Tiefkurse von 75,5 USD verzeichnet wurden. Freundliche asiatische Aktienmärkte und ein nach den robusten deutschen BIP-Daten etwas schwächerer US-Dollar sorgen für Unterstützung. Der OPEC-Monatsbericht dürfte zeigen, das der Ölmarkt weiterhin reichlich versorgt und bis Ende 2011 keine Verknappung zu erwarten ist. Mit einem erwarteten Anstieg der globalen Ölnachfrage von 0,9 Mio. Barrel pro Tag für 2010 ist die OPEC von den drei großen Agenturen bislang mit Abstand am pessimistischsten. Ähnliches gilt für 2011 mit einem erwarteten Nachfragezuwachs von 1 Mio. Barrel pro Tag. Von daher erwartet die OPEC auch mit gut 400 Tsd. Barrel pro Tag den höchsten Angebotsüberschuss, wenn man den Bedarf an OPEC-Öl mit der tatsächlichen OPEC-Produktion vergleicht.
An diesen Prognosen dürfte sich nur marginal etwas ändern. Angola sieht angesichts des derzeitigen Preisniveaus keinen Grund, auf der nächsten OPEC-Sitzung im Oktober die Förderquoten zu ändern. Dabei ist allerdings zu bedenken, dass die Quoten von den OPEC-Mitgliedern bereits jetzt um mehr als 2 Mio. Barrel pro Tag überzogen werden. Während das Ölangebot kräftig steigt, scheint sich die Nachfrage abzuschwächen. Laut dem Beratungsunternehmen Oil Movements sinken die OPEC-Lieferungen in den vier Wochen zum 28. August um 430 Tsd. Barrel pro Tag verglichen mit den vier Wochen zuvor. Dies ist der stärkste Rückgang seit Anfang April. Oil Movements führt dies auf eine schwächere Nachfrage aus Asien zurück. Bereits in der Vorwoche hatte Oil Movements einen ähnlich starken Rückgang der Öllieferungen gemeldet.
Edelmetalle
Der Goldpreis befindet sich weiter im Aufwind und steigt heute Morgen auf 1.218 USD je Feinunze. In Euro gerechnet erreichte er gestern kurzzeitig mit knapp 950 EUR je Feinunze das höchste Niveau seit vier Wochen. Von seinem Tief Ende Juli hat Gold damit rund 6% bzw. mehr als 50 EUR hinzugewonnen. Im Zuge der gemischt ausgefallenen Konjunkturdaten, die zuletzt veröffentlicht wurden, hat sich das Investoreninteresse für sicherere Anlagen wieder spürbar belebt. Der weltweit größte Gold-ETF, SPDR Gold Trust, verzeichnete gestern den zweiten Tag in Folge Zuflüsse. Die Bestände sind um 0,9 Tonnen auf knapp 1.287 Tonnen gestiegen. Wir sehen bei Gold weiteres Aufwärtspotenzial.
Die Proteste im Südwesten Boliviens gegen die Regierung weiten sich aus und greifen auch auf andere Minen über. Nachdem Mitte der Woche bereits die Produktion in der San Cristobal-Mine, eine der weltweit größten Minen für Zink, Blei und Silber, eingestellt werden musste, kam gestern ebenfalls die Arbeit in der Silbermine San Bartolome zum Stillstand. Bolivien hat im letzten Jahr 1.326 Tonnen Silber produziert und war mit einem Marktanteil von 6% der weltweit fünftgrößte Silberproduzent. Sollten die Proteste länger anhalten, könnte dies das globale Minenangebot beeinträchtigen und im Endeffekt zu einem steigenden Silberpreis beitragen.
Industriemetalle
Angaben des Handelshauses Marubeni zufolge sind im Juli die Aluminiumvorräte in Japan im Vergleich zum Vormonat um 3,3% auf über 208 Tsd. Tonnen und damit den höchsten Stand seit Mitte 2009 gestiegen. Dies spricht für eine geringere Endnachfrage im weltweit drittgrößten Konsumentenland für Aluminium und unterstreicht den hohen Angebotsüberschuss am globalen Aluminiummarkt. Dieser wird vom unabhängigen Research-Unternehmen Brook Hunt in diesem Jahr auf 2,4 Mio. Tonnen geschätzt. Im nächsten Jahr könnte sich der Überschuss sogar auf 4 Mio. Tonnen ausweiten, sollte es nicht zu deutlichen Produktionskürzungen kommen. In Anbetracht der aktuell hohen Aluminiumpreise dürften diese u.E. jedoch unwahrscheinlich sein.
Der Baltic Dry Index, der die Frachtraten für Trockenguttransporte misst und als Vorlaufindikator für die wirtschaftliche Entwicklung angesehen wird, deutet seit einigen Tagen auf eine Verbesserung der wirtschaftlichen Lage hin. Dieser ist mittlerweile wieder auf das Niveau von Ende Juni gestiegen. Von seinem Tief Mitte Juli hat sich der Index damit bereits um 43% erholt. Im Wesentlichen verantwortlich für den jüngsten Anstieg sind vermehrte Eisenerzlieferungen nach China. Dies lässt auf höhere Eisenerzimporte in China im August schließen. Schon im Juli sind dort die Einfuhren zum ersten Mal seit vier Monaten wieder gestiegen.
Agrarrohstoffe
Die Weizenpreise konnten nach der Veröffentlichung der neuen Schätzungen des US-Landwirtschaftsministeriums erneut deutlich zulegen. Die Prognose für die weltweite Weizenernte im Erntejahr 2010/11 wurde aufgrund niedrigerer Ernten in Russland, der EU, der Ukraine und Kasachstan um 15,3 Mio. auf 645 Mio. Tonnen nach unten revidiert. Die Weizenexporte Russlands sollen im laufenden Erntejahr auf nur noch 3 Mio. Tonnen sinken, nach 18,5 Mio. Tonnen im Vorjahr. Die fehlenden Exporte Russlands müssen nun von anderen Ländern aufgefangen werden, allen voran von den USA. Laut USDA wurden allein in der vergangenen Woche 1,35 Mio. Tonnen US-Weizen für den Export verkauft. Das war der höchste Wert seit mehr als zwei Jahren und mehr als doppelt so viel wie im Durchschnitt der vergangenen vier Wochen.
Die höheren US-Exporte machen sich in fallenden US-Lagerbeständen bemerkbar. Erstmals seit längerem hat das USDA die Prognose für die US-Weizenlagerbestände um 4 Mio. auf 26 Mio. Tonnen nach unten revidiert. Die US-Weizenvorräte würden damit aber noch immer nur knapp unter dem im Vorjahr erreichten 22-Jahreshoch liegen. Die weltweiten Lagerbestände sollen zum Ende des laufenden Erntejahres im nächsten Mai mit 175 Mio. Tonnen um 12,3 Mio. Tonnen niedriger ausfallen als bislang erwartet. Zwar scheint die Exportschätzung für die Ukraine mit 6 Mio. Tonnen noch immer sehr optimistisch. Dennoch sollten die Abwärtsrevisionen auf der Angebotsseite weitgehend abgeschlossen sein, so dass die Unterstützung für den Weizenpreis allmählich nachlassen dürfte.
Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat
© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst
Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets
Diese Ausarbeitung dient ausschließlich Informationszwecken und stellt weder eine individuelle Anlageempfehlung noch ein Angebot zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren oder sonstigen Finanzinstrumenten dar. Sie soll lediglich eine selbständige Anlageentscheidung des Kunden erleichtern und ersetzt nicht eine anleger- und anlagegerechte Beratung. Die in der Ausarbeitung enthaltenen Informationen wurden sorgfältig zusammengestellt. Eine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit kann jedoch nicht übernommen werden. Einschätzungen und Bewertungen reflektieren die Meinung des Verfassers im Zeitpunkt der Erstellung der Ausarbeitung und können sich ohne vorherige Ankündigung ändern.
Der WTI-Ölpreis handelt am Morgen leicht erholt bei 76,5 USD je Barrel, nachdem gestern Tiefkurse von 75,5 USD verzeichnet wurden. Freundliche asiatische Aktienmärkte und ein nach den robusten deutschen BIP-Daten etwas schwächerer US-Dollar sorgen für Unterstützung. Der OPEC-Monatsbericht dürfte zeigen, das der Ölmarkt weiterhin reichlich versorgt und bis Ende 2011 keine Verknappung zu erwarten ist. Mit einem erwarteten Anstieg der globalen Ölnachfrage von 0,9 Mio. Barrel pro Tag für 2010 ist die OPEC von den drei großen Agenturen bislang mit Abstand am pessimistischsten. Ähnliches gilt für 2011 mit einem erwarteten Nachfragezuwachs von 1 Mio. Barrel pro Tag. Von daher erwartet die OPEC auch mit gut 400 Tsd. Barrel pro Tag den höchsten Angebotsüberschuss, wenn man den Bedarf an OPEC-Öl mit der tatsächlichen OPEC-Produktion vergleicht.
An diesen Prognosen dürfte sich nur marginal etwas ändern. Angola sieht angesichts des derzeitigen Preisniveaus keinen Grund, auf der nächsten OPEC-Sitzung im Oktober die Förderquoten zu ändern. Dabei ist allerdings zu bedenken, dass die Quoten von den OPEC-Mitgliedern bereits jetzt um mehr als 2 Mio. Barrel pro Tag überzogen werden. Während das Ölangebot kräftig steigt, scheint sich die Nachfrage abzuschwächen. Laut dem Beratungsunternehmen Oil Movements sinken die OPEC-Lieferungen in den vier Wochen zum 28. August um 430 Tsd. Barrel pro Tag verglichen mit den vier Wochen zuvor. Dies ist der stärkste Rückgang seit Anfang April. Oil Movements führt dies auf eine schwächere Nachfrage aus Asien zurück. Bereits in der Vorwoche hatte Oil Movements einen ähnlich starken Rückgang der Öllieferungen gemeldet.
Edelmetalle
Der Goldpreis befindet sich weiter im Aufwind und steigt heute Morgen auf 1.218 USD je Feinunze. In Euro gerechnet erreichte er gestern kurzzeitig mit knapp 950 EUR je Feinunze das höchste Niveau seit vier Wochen. Von seinem Tief Ende Juli hat Gold damit rund 6% bzw. mehr als 50 EUR hinzugewonnen. Im Zuge der gemischt ausgefallenen Konjunkturdaten, die zuletzt veröffentlicht wurden, hat sich das Investoreninteresse für sicherere Anlagen wieder spürbar belebt. Der weltweit größte Gold-ETF, SPDR Gold Trust, verzeichnete gestern den zweiten Tag in Folge Zuflüsse. Die Bestände sind um 0,9 Tonnen auf knapp 1.287 Tonnen gestiegen. Wir sehen bei Gold weiteres Aufwärtspotenzial.
Die Proteste im Südwesten Boliviens gegen die Regierung weiten sich aus und greifen auch auf andere Minen über. Nachdem Mitte der Woche bereits die Produktion in der San Cristobal-Mine, eine der weltweit größten Minen für Zink, Blei und Silber, eingestellt werden musste, kam gestern ebenfalls die Arbeit in der Silbermine San Bartolome zum Stillstand. Bolivien hat im letzten Jahr 1.326 Tonnen Silber produziert und war mit einem Marktanteil von 6% der weltweit fünftgrößte Silberproduzent. Sollten die Proteste länger anhalten, könnte dies das globale Minenangebot beeinträchtigen und im Endeffekt zu einem steigenden Silberpreis beitragen.
Industriemetalle
Angaben des Handelshauses Marubeni zufolge sind im Juli die Aluminiumvorräte in Japan im Vergleich zum Vormonat um 3,3% auf über 208 Tsd. Tonnen und damit den höchsten Stand seit Mitte 2009 gestiegen. Dies spricht für eine geringere Endnachfrage im weltweit drittgrößten Konsumentenland für Aluminium und unterstreicht den hohen Angebotsüberschuss am globalen Aluminiummarkt. Dieser wird vom unabhängigen Research-Unternehmen Brook Hunt in diesem Jahr auf 2,4 Mio. Tonnen geschätzt. Im nächsten Jahr könnte sich der Überschuss sogar auf 4 Mio. Tonnen ausweiten, sollte es nicht zu deutlichen Produktionskürzungen kommen. In Anbetracht der aktuell hohen Aluminiumpreise dürften diese u.E. jedoch unwahrscheinlich sein.
Der Baltic Dry Index, der die Frachtraten für Trockenguttransporte misst und als Vorlaufindikator für die wirtschaftliche Entwicklung angesehen wird, deutet seit einigen Tagen auf eine Verbesserung der wirtschaftlichen Lage hin. Dieser ist mittlerweile wieder auf das Niveau von Ende Juni gestiegen. Von seinem Tief Mitte Juli hat sich der Index damit bereits um 43% erholt. Im Wesentlichen verantwortlich für den jüngsten Anstieg sind vermehrte Eisenerzlieferungen nach China. Dies lässt auf höhere Eisenerzimporte in China im August schließen. Schon im Juli sind dort die Einfuhren zum ersten Mal seit vier Monaten wieder gestiegen.
Agrarrohstoffe
Die Weizenpreise konnten nach der Veröffentlichung der neuen Schätzungen des US-Landwirtschaftsministeriums erneut deutlich zulegen. Die Prognose für die weltweite Weizenernte im Erntejahr 2010/11 wurde aufgrund niedrigerer Ernten in Russland, der EU, der Ukraine und Kasachstan um 15,3 Mio. auf 645 Mio. Tonnen nach unten revidiert. Die Weizenexporte Russlands sollen im laufenden Erntejahr auf nur noch 3 Mio. Tonnen sinken, nach 18,5 Mio. Tonnen im Vorjahr. Die fehlenden Exporte Russlands müssen nun von anderen Ländern aufgefangen werden, allen voran von den USA. Laut USDA wurden allein in der vergangenen Woche 1,35 Mio. Tonnen US-Weizen für den Export verkauft. Das war der höchste Wert seit mehr als zwei Jahren und mehr als doppelt so viel wie im Durchschnitt der vergangenen vier Wochen.
Die höheren US-Exporte machen sich in fallenden US-Lagerbeständen bemerkbar. Erstmals seit längerem hat das USDA die Prognose für die US-Weizenlagerbestände um 4 Mio. auf 26 Mio. Tonnen nach unten revidiert. Die US-Weizenvorräte würden damit aber noch immer nur knapp unter dem im Vorjahr erreichten 22-Jahreshoch liegen. Die weltweiten Lagerbestände sollen zum Ende des laufenden Erntejahres im nächsten Mai mit 175 Mio. Tonnen um 12,3 Mio. Tonnen niedriger ausfallen als bislang erwartet. Zwar scheint die Exportschätzung für die Ukraine mit 6 Mio. Tonnen noch immer sehr optimistisch. Dennoch sollten die Abwärtsrevisionen auf der Angebotsseite weitgehend abgeschlossen sein, so dass die Unterstützung für den Weizenpreis allmählich nachlassen dürfte.
Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat
© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst
Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets
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