Günstige Goldaktien (3)
22.06.2012 | Adam Hamilton
- Seite 3 -
Natürlich waren solchen Goldaktienbewertungen aus fundamentaler Sicht absurd. Der HUI schloss bei 376, als die Kapitulation ihren Tiefpunkt erreicht hatte. Im April 2006 erreichte der HUI zum ersten Mal in diesem Bullenmarkt die Marke von 375 Punkten, als Gold gerade die Marke von 625 $ überstiegen hatte. Wenn Gold aber doppelt so hoch steht und die Gewinne der Goldunternehmen enorm gestiegen sind, dann gibt es keine fundamentale Rechtfertigung für diese Goldaktien-Kapitulation. Das ist ein rein psychologisches Ereignis. Die Goldaktien-Trader ließen sich dummerweise derart erschrecken, dass sie die Goldaktien so in den Boden hämmerten, als hätte der Goldpreis 700er $-Bereich gelegen. Gut, dass solche stimmungsgetriebenen Extreme nie von Dauer sind, sondern schnell ausbrennen.
Und die Goldaktien konnten in der Tat wieder deutlich anspringen, wie man im HUI und im HGR sehen kann. Aber sie haben wohl ganz sicher noch einen langen Weg vor sich - absolut betrachtet und im Verhältnis zum Goldkurs. Bei ähnlichen Extrem-Tiefständen während der Aktienmarktpanik konnte der HUI anschließend bald schon wieder zu seinen Vor-Panik-Hochs aufschließen. Sollte es heute zu einer vergleichbaren Erholung kommen, so würde der HUI jene 635 Punkte, die bei den September-2011-Hochs erreicht wurden, innerhalb von 13 Monaten nach Erreichen der Mai-Tiefs wiedersehen. Also nächsten Frühling.
Viel interessanter ist aber, wie die Goldaktien wahrscheinlich im Vergleich zum Gold abschneiden würden. Im absolut schlimmsten Fall dürfte der HUI bald wieder auf sein durchschnittliches Nach-Panik-HGR von 0,358x zurückfallen. Angenommen, beim Gold würde nichts passieren (es würde sich apathisch um die 1.600 $-Marke herum bewegen), dann könnten man davon ausgehen, dass der HUI bis Herbst bei 573 steht. Diese ultra-konservative Annahme würde mit einem voraussichtlichen Gewinn im HUI von 28% einhergehen, die von kleineren Goldaktien noch deutlich gehebelt werden könnte.
Nach solchen Angst-Extremen wie der Mai-Kapitulation gehe ich davon aus, dass es mit höherer Wahrscheinlichkeit zu einer HGR-Rally kommt, die das Verhältnis wieder in die Nähe des oberen Bereichs der Nach-Panik-Handelspanne bringt. Wenn die Stimmung zu stark in eine Richtung ausbricht, so kommt es in der Regel zu einem Ausschlag in die entgegengesetzte Richtung, bevor wieder Stabilität eintritt. Sollten die Stände des 2009er HGR-Hochs von 0,437 erreicht werden und der Goldpreis quasi unverändert bleiben, dann stünde der HUI bei 699. Das wäre ein gewaltiger Zuwachs von 56% gegenüber heute!
Aber unsere laufenden Recherchen zu den Gewinnen im Goldbergbausektor machen mich da noch optimistischer - d.h. ich denke nicht mehr nur an die Zeit nach der Panik. Die Goldbergbauunternehmen verdienen massig Geld, ihnen geht es unglaublich gut. Ihre Kurs-Gewinn-Verhältnisse fallen also wie Steine, und früher oder später werden große institutionelle Value-Investoren davon Notiz nehmen. Ich gehe also immer noch entschieden davon aus, dass das durchschnittliche Vor-Panik-HGR von 0,511x wiedererreicht wird.
Wo würden die Goldaktienpreise in diesem Szenario stehen? Der nächste Chart zeigt uns die Situation aus nächster Nähe. Zusätzlich zum HGR (blau) und dem HUI-Verlauf (rot) habe ich eine dritte Kurve in Gelb hinzugefügt, die anzeigt, wo der HUI theoretisch bei einem durchschnittlichen Vor-Panik-HGR von 0,511x stehen würde. In Anbetracht der aktuell extrem bärischen Stimmung bei den Goldaktien könnte das überoptimistisch scheinen, aber solche Bewertungen wären aus fundamentaler Sicht keinesfalls übertreiben.
Wie dieser theoretische HUI-Verlauf in Gelb zeigt, würde der heutige Goldpreis von rund 1.600 $ einen HUI im Bereich von fast 818 Punkten tolerieren! Das ist ein Plus von 83% im Vergleich zu den heutigen Goldaktien-Niveaus, eine Riesenplus auf jeden Fall. Neben den gestiegenen Gewinnen der Unternehmen wird diese These auch noch durch Folgendes gestützt: In der Zeit nach der Panik konnte der HGR nach Erreichen von Tiefständen ungefähr so extrem zurückprallen wie erst kürzlich nach den Mai-Tiefs. Und das spricht ebenfalls dafür, dass die Theorie sogar mit größerer Wahrscheinlichkeit als zutreffend herausstellen kann.