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Richtungsloser Handel aufgrund mangelnder Impulse

17.08.2010  |  Eugen Weinberg
Energie

Der WTI-Ölpreis handelt am Morgen bei 75,6 USD je Barrel, nachdem gestern ein Monatstief von 74,9 USD erreicht wurde. Brentöl notiert nach der Umstellung auf den Oktober-Kontrakt bei knapp 76 USD je Barrel. Noch immer belasten die eingetrübten Nachfrageperspektiven, nachdem mit den USA und Japan zwei der größten Ölverbrauchsländer enttäuschende Konjunkturdaten veröffentlicht hatten. Heute Abend nach Handelsschluss veröffentlicht das American Petroleum Institute den wöchentlichen Lagerbericht für die vergangene Woche. Erwartet wird ein Rückgang der US-Rohölvorräte um 1,1 Mio. Barrel. Dies wird mit gesunkenen Importen begründet.

Die Ölimporte waren laut API in der Woche zuvor um 1,6 Mio. Barrel pro Tag gestiegen, so dass eine Gegenbewegung wahrscheinlich ist. Allerdings war es trotz dieses massiven Anstiegs der Importe und einer deutlich geringeren Raffinerieauslastung zu einem Rückgang der Rohölvorräte gekommen. Unter dem Strich wurden im letzten API-Bericht mehr als 10 Mio. Barrel Rohöl nicht in den Lagern registriert. Dies könnte nun mit Verzögerung zu einem Anstieg der Rohölvorräte führen und den Ölpreis belasten.

Der Wetterdienst CWG hat seine Prognose für die Hurrikansaison leicht gesenkt und erwartet nur noch drei anstatt vier große Wirbelstürme. Die Zahl der erwarteten Wirbelstürme blieb mit 10 unverändert, ebenso die Zahl der benannten Stürme mit 16. Die Hurrikansaison wäre damit noch immer überdurchschnittlich. Der Großteil der Sturmaktivität soll zudem zwischen jetzt und Mitte Oktober stattfinden. Ein Wettersystem im Golf von Mexiko hat laut Nationalem Hurrikanzentrum eine 60%ige Chance, sich in den nächsten 48 Stunden zu einem tropischen Tief zu entwickeln, der Vorstufe zu einem tropischen Sturm. Das Wetter bleibt somit ein unterstützender Faktor für den Ölpreis.


Edelmetalle

Der Goldpreis konnte auch gestern weiter zulegen und erreichte zwischenzeitlich mit knapp 1.230 USD je Feinunze den höchsten Stand seit Anfang Juli. Damit ist Gold bis auf gut 35 USD wieder an das Rekordhoch vom Juni herangekommen. In Euro gerechnet hält sich der Goldpreis über der Marke von 950 EUR je Feinunze. Mit einem Preiszuwachs von 11,7% seit Jahresbeginn festigt Gold seine Position als zweitbestes Edelmetall hinter Palladium und noch vor Silber. Da Gold jedoch allein in den letzten drei Wochen um 5,5% zulegen konnte, könnte es zu Gewinnmitnahmen von kurzfristig orientierten Marktteilnehmern kommen, was einem weiteren deutlichen Anstieg des Goldpreises entgegenstehen dürfte.

Die knapp dreiwöchigen Proteste in Bolivien, die zur Einstellung der Produktion in zahlreichen Minen führte, wurden gestern nach Einigung mit der Regierung beendet. Betroffen waren unter anderem zwei der weltweit größten Silberminen. Diese standen laut Angaben des Bergbauministeriums im vergangenen Jahr für 83% der gesamten bolivianischen Feinsilberproduktion von 1.100 Tonnen. Da die Produktion schnell wieder angefahren werden dürfte, sollte der Ausfall der letzten Wochen keine großen Auswirkungen auf das globale Silberangebot gehabt haben.


Industriemetalle

Gemäß Angaben von Shanghai Metals Market (SMM), einem führenden Research-Anbieter bei Industriemetallen in China, ist die Auslastungsrate der lokalen Zinkschmelzereien im Juli auf den niedrigsten Stand seit März 2009 gefallen. Dies stellt den dritten Monatsrückgang in Folge dar und trifft vor allem kleinere Schmelzhütten. Ausschlaggebend dafür waren in den letzten Monaten sinkende Verarbeitungsgebühren in China, die das Geschäft einiger Schmelzereien unrentabel gemacht haben. Da die Verfügbarkeit von Zinkkonzentrat zuletzt jedoch gestiegen ist, sollten die Verarbeitungsgebühren und damit einhergehend die Kapazitätsauslastung wieder zunehmen. Damit trägt China allerdings maßgeblich zum signifikanten Angebotsüberschuss am globalen Zinkmarkt bei.

Der unabhängige Research-Anbieter Brook Hunt erwartet für dieses Jahr einen Überschuss von 711 Tsd. Tonnen. Dies dürfte zugleich einem Abbau der hohen Lagerbestände im Wege stehen. In China befinden sich laut SMM noch immer 482 Tsd. Tonnen Zinkvorräte. In den Lagerhäusern der LME liegen weiterhin über 600 Tsd. Tonnen. Anders sieht die Situation bei Kupfer aus. Hier gehen die Lagerbestände nach wie vor kontinuierlich zurück. Da jüngst auch die Anzahl der gekündigten Lagerscheine wieder gestiegen ist, ist von einer Fortsetzung des Lagerabbaus auszugehen. Die Marke von 400 Tsd. Tonnen an der LME dürfte bald zum ersten Mal seit November 2009 unterschritten werden.

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Agrarrohstoffe

Der Preis für Weizen an der CBOT hat gestern mit einem Minus von 5,5% auf Nachrichten reagiert, wonach wichtige Anbaugebiete Russlands, insbesondere in der Wolga-Region, in den nächsten Tagen vorübergehend mit Regen rechnen können. Zu dem Preisrückgang dürften auch Finanzanleger beigetragen haben, welche sich angesichts dieser Meldungen veranlasst sahen, Gewinne mitzunehmen. LIFFE-Weizen gab dagegen nur um 1,2% nach, was auf den geringeren Einfluss von Finanzinvestoren zurückzuführen ist. Auch wenn für die laufende Saison kaum mehr verlorener Boden wettgemacht werden kann, verbessert die Aussicht auf Regen in den russischen Anbaugebieten die Bedingungen für die Aussaat des Winterweizens für die Saison 2011/12. Diese steht bereits in den nächsten Wochen an und ist auf ausreichend Feuchtigkeit angewiesen, um die ausgetrockneten Böden bearbeiten zu können.

Dennoch werden sich die Folgen der Hitze- und Brandkatastrophe in Russland ins nächste Jahr ziehen. Nach Erwartungen aus Regierungskreisen werden in diesem Jahr nur 12 Mio. Hektar mit Wintergetreiden bestellt werden können gegenüber 18,5 Mio. Hektar im Vorjahr. Wir erachten daher den gestrigen Preisrückgang noch nicht als den Beginn einer länger anhaltenden Korrektur. Dagegen sprechen auch Meldungen, wonach die Ukraine die Einführung von Exportquoten erwägt. Demnach sollen bis zum Jahresende nur noch 2,5 Mio. Tonnen Getreide ausgeführt werden. Das Gleiche soll für das erste Halbjahr 2011 gelten.


Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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