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Kräftiger Lageraufbau belastet Ölpreis

18.08.2010  |  Eugen Weinberg
Energie

Der WTI-Ölpreis handelt am Morgen bei 75 USD je Barrel, nachdem gestern im Zuge steigender Aktienmärkte und eines schwächeren US-Dollar noch Kurse von 76,6 USD erreicht wurden. Brent wird derzeit mit einem Preisaufschlag von knapp einem US-Dollar gehandelt, wenn man die beiden Oktober-Kontrakte miteinander vergleicht. Dies ist auf die turnusmäßigen Wartungsarbeiten in der Nordsee und die Lagerentwicklung in den USA zurückzuführen. Der unerwartet kräftige Aufbau der US-Rohöllagerbestände um 5,9 Mio. Barrel in der vergangenen Woche, welcher gestern nach Handelsschluss vom American Petroleum Institute berichtet wurde, setzt insbesondere den WTI-Preis unter Druck. Der Lageraufbau bei Rohöl erfolgte trotz deutlich rückläufiger Importe und einer gestiegenen Raffinerieauslastung, was spiegelbildlich war zur Entwicklung in der Woche zuvor. Beide Wochen zusammengenommen ergeben somit ein aussagekräftigeres Bild. Dieses deutet auf eine anhaltende Überversorgung des Marktes mit Rohöl hin.

Gleiches gilt auch für Benzin und Destillate, wo die Vorräte in der vergangenen Woche mit 2,0 Mio. bzw. 2,1 Mio. Barrel ebenfalls deutlicher anstiegen als erwartet. Seit Beginn der Sommerfahrsaison Ende Mai sind die Benzinvorräte laut API um 8 Mio. Barrel gestiegen, was auf eine schwache Nachfrage hindeutet. Heute Nachmittag veröffentlicht das US-Energieministerium die offiziellen Lagerdaten. Die Erwartung eines Lagerabbaus um 1 Mio. Barrel bei Rohöl und eines Lagerabbaus um 375 Tsd. Barrel bei Benzin könnte sich als zu optimistisch erweisen. Einzig das anhaltende Anlegerinteresse steht einem deutlicheren Preisrückgang derzeit entgegen.


Edelmetalle

Der Goldpreis hält sich mit gut 1.220 USD je Feinunze weiter deutlich über der psychologisch wichtigen Marke von 1.200 USD. In Euro gerechnet verteidigt er weiterhin das Niveau von 950 EUR je Feinunze. Verstärkt unterstützt wird Gold durch ein anziehendes Investoreninteresse. So hat der weltweit größte Gold-ETF, SPDR Gold Trust, gestern mit knapp 8 Tonnen die höchsten Zuflüsse seit Anfang Juni verzeichnet. Der Bestand hat mit über 1.294 Tonnen wieder das Niveau von Ende Juli erreicht.

Unter den Gold-Käufern der letzten Monate befindet sich unter anderem das Soros Fund Management des bekannten Investors George Soros, welches den Anteil des SPDR Gold Trust in seinem Portfolio im vergangenen Quartal auf 13% nahezu verdoppelt hat. Der Gold-ETF stellt mittlerweile die größte Position bei Soros dar. Goldkäufe sind auch anderenorts zu beobachten. Die staatliche iranische Nachrichtenagentur Fars meldet, dass der Iran im Zeitraum von April bis Juli 23 Tonnen Gold importiert hat. In den vorausgegangenen 12 Monaten wurden insgesamt lediglich nur 22 Tonnen eingeführt.

Unterdessen weitet China seine Goldproduktion aus. In der ersten Jahreshälfte wurden gemäß Angaben des Ministeriums für Industrie und Informationstechnologie 159,24 Tonnen Gold und damit 8,7% mehr als im Vorjahr produziert. Da in China gleichzeitig auch die Nachfrage nach Gold steigt, dürfte dieses nicht auf den Weltmarkt gelangen und somit den Preis nicht belasten.


Industriemetalle

Die Metallpreise profitierten gestern von festen globalen Aktienmärkten, einer besser als erwartet ausgefallenen US-Industrieproduktion sowie einem schwächeren US-Dollar und konnten in der Breite zulegen. Die positive Preisentwicklung setzte sich heute Morgen zu Handelsstart zunächst fort. Kupfer handelt bei 7.400 USD je Tonne, Nickel überspringt wieder die Marke von 22.000 USD je Tonne und Zinn notiert mit rund 21.500 USD je Tonne auf einem 2-Jahreshoch. Unterstützt werden die Preise von neu aufgekommenen Übernahmephantasien in der Bergbauindustrie, die nicht nur die Kurse von Minenaktien in die Höhe getrieben, sondern auch zu einem verstärkten Risikoappetit unter den Marktteilnehmern beigetragen haben.

In China schwächt sich die Nachfragedynamik hingegen wie erwartet ab. Gemäß Einschätzung des staatlichen Research-Unternehmens Antaike wird das Nachfragewachstum bei Kupfer und Nickel in diesem Jahr noch 11% bzw. 4,5% betragen, nach 14% bzw. 33% im Vorjahr. Damit würde China im laufenden Jahr rund 6,2 Mio. Tonnen Kupfer und 460 Tsd. Tonnen Nickel nachfragen. Das Nachlassen der Nachfragedynamik ist in erster Linie auf die Maßnahmen der chinesischen Regierung zur Abkühlung der lokalen Wirtschaft zurückzuführen.

Bei Nickel kommt zusätzlich der Abbau der hohen Überkapazitäten im Edelstahlmarkt hinzu. Da ein Teil der Nachfrage durch die heimische Produktion befriedigt werden kann, könnte dies zu niedrigeren Importen und damit zu Preisdruck bei den Metallen führen.


Agrarrohstoffe

Anders als Weizen, dessen Preis von Angebotsrisiken profitiert, wird der Maispreis vor allem von einer robusten Nachfrage gestützt. Es ist zu erwarten, dass China die Importe aus den USA fortsetzen wird. Gleichzeitig hat sich die Bewertung der US-Maisernte zuletzt etwas verschlechtert. Während in der Vorwoche noch 71% der Pflanzen vom USDA ein guter oder exzellenter Zustand bescheinigt wurde, waren es in der Woche zum 15. August nur noch 69%. Dennoch sind die Ernteaussichten für den diesjährigen US-Mais weiterhin sehr gut.

Am Kalimarkt bahnt sich mit der angestrebten Übernahme des weltgrößten Kali-Unternehmens Potash Corp. aus Kanada durch BHP Billiton eine weitere Konzentration an. Gerade erst wurde der geplante Zusammenschluss mehrerer russischer Unternehmen in der Branche bekannt. Kanada und Russland sind die Länder mit den höchsten Kalisalzvorkommen. Eine stärkere Konzentration am Markt hat meist mittelfristig steigende Preise zur Folge. Auch wenn angebotsseitig die Kapazitäten ausgeweitet werden können, erwarten wir, dass die Preise für Düngemittel mittelfristig moderat anziehen werden. Die begrenzten Agrarflächen machen eine intensivere Bewirtschaftung notwendig, um die steigende Nachfrage nach Agrargütern decken zu können. Die Welternährungsorganisation FAO erwartet daher, dass insbesondere Ostasien, aber auch Latein- und Nordamerika ihre Nachfrage nach Kalidüngern erheblich steigern werden.

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Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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