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US-Ölvorräte steigen auf Rekordniveau

19.08.2010  |  Eugen Weinberg
Energie

Der WTI-Ölpreis kann sich am Morgen auf 76 USD je Barrel erholen, nachdem gestern nach der Veröffentlichung der US-Lagerdaten zeitweilig ein 6-Wochentief von 73,8 USD verzeichnet wurde. Diese zeigten einen Anstieg der gesamten Ölvorräte auf den höchsten Stand seit mindestens 20 Jahren. Der Preisanstieg seither ist als technische Gegenbewegung nach dem kräftigen Preisrückgang zuvor zu sehen. Zudem war der Markt nach dem kräftigen Anstieg der API-Lagerbestände am Vortag bereits auf eine schlechte Zahl eingestellt.

Auf dem ersten Blick war der Lagerbericht des DOE gar nicht so schlecht. Das US-Energieministerium berichtete von einem Rückgang der US-Rohöllagerbestände in der vergangenen Woche um 818 Tsd. Barrel, was im Rahmen der Erwartungen lag. Die Lagerbestände in Cushing, dem Haupthandelspunkt für WTI, gingen ebenfalls um 687 Tsd. Barrel zurück. Höhere Rohölimporte wurden durch eine gestiegene Rohölverarbeitung der Raffinerien mehr als ausgeglichen.

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Auch die Vorräte an Benzin und Destillaten stiegen zusammengenommen weniger stark als erwartet, weil die Kraftstoffnachfrage anzog. So lag die US-Benzinnachfrage in den vergangenen vier Wochen 3,5% höher als im Vorjahr. Da es aber in anderen Produktgruppen wie Flugbenzin und Schweröl in der vergangenen Woche zu einem stärkeren Lageraufbau kam, stiegen die gesamten US-Ölvorräte auf 1,13 Mrd. Barrel, den höchsten Stand seit Beginn der wöchentlichen Aufzeichnungen im Jahr 1990. Die Lagerbestände ohne Benzin, welches erst seit 1990 ausgewiesen wird, liegen sogar auf dem höchsten Stand seit 1982. Dies zeigt, dass derzeit am Ölmarkt ein deutliches Überangebot besteht. Der Ölpreis sollte daher in den kommenden Wochen unter Druck geraten.


Edelmetalle

Der Goldpreis erreichte gestern sowohl in US-Dollar als auch in Euro gerechnet neue mehrwöchige Höchststände. Gold zeigte sich dabei erneut relativ unbeeindruckt vom festeren US-Dollar und hält sich auch heute Morgen über 1.230 USD je Feinunze. In Euro ausgedrückt wirkt sich die stärkere amerikanische Währung positiv auf den Preis aus, so dass dieser auf 960 EUR je Feinunze und damit das höchste Niveau seit Mitte Juli gestiegen ist.

Unterstützt wird Gold vor allem weiter von der Investorenseite. Der SPDR Gold Trust verzeichnete den zweiten Tag hintereinander Zuflüsse. Der Fondsanbieter ETF Securities berichtete für die vergangene Woche sogar die höchsten Zuflüsse in seine Gold-ETFs seit 13 Wochen. Berechnungen von Bloomberg zufolge sind die Bestände der globalen Gold-ETFs in den letzten sechs Tagen ununterbrochen auf 66,3 Mio. Unzen bzw. mehr als 2.062 Tonnen gestiegen. Das verstärkte Investoreninteresse zeigt, dass sich die Anleger aktuell wieder defensiver positionieren. Offensichtlich sinkt das Vertrauen in die Erholung der globalen Wirtschaft. Solange das Investoreninteresse hoch bleibt, dürfte der Goldpreis gut unterstützt bleiben. Einen Anstieg in Richtung des Allzeithochs erwarten wir kurzfristig jedoch noch nicht.


Industriemetalle

Aluminium wies gestern mit einem Minus von 2% die schlechteste Preisentwicklung unter den Industriemetallen auf und rutschte zeitweise unter die Marke von 2.100 USD je Tonne. Von seinem 12-Wochenhoch zu Beginn des Monats hat der Preis mittlerweile gut 6% bzw. 140 USD abgegeben. In den Lagerhäusern der LME kam es in dieser Woche an zwei aufeinanderfolgenden Tagen zu einem deutlichen Aufbau der Aluminiumvorräte von rund 92 Tsd. Tonnen, wodurch innerhalb kürzester Zeit ein guter Teil des davor erfolgten Lagerabbaus wieder aufgeholt wurde. Darüber hinaus geht seit einigen Wochen bereits die Anzahl der gekündigten Lagerscheine (sog. cancelled warrants) zurück. Diese zeigen an, wie viel Material zur Auslieferung aus den Lagerhäusern angefordert wird und sind mit 178 Tsd. Tonnen auf den niedrigsten Stand seit Dezember gefallen. Sollte sich der Lageraufbau fortsetzen, dürfte der Aluminiumpreis deutlicher unter Druck kommen. Wir erwarten bereits kurzfristig Preise von unter 2.000 USD je Tonne.

Aufgrund technischer Probleme kann in der Magellan-Mine in Australien, einer der größten Bleiminen der Welt, in diesem Jahr nicht die bislang geplante Menge Blei produziert werden. Die Mine wurde im Februar wieder in Betrieb genommen, nachdem sie fast drei Jahre wegen Umweltverschmutzungen stillstand. Mit einer Kapazität von rund 85 Tsd. Tonnen steht sie für 2% der globalen Bleiproduktion. Der Markt ist jedoch sehr gut versorgt, so dass dies nicht weiter ins Gewicht fallen sollte.


Agrarrohstoffe

Möglicherweise sind die Schätzungen des US-Landwirtschaftsministeriums zu den durchschnittlichen Flächenerträgen bei Mais und Sojabohnen zu optimistisch. Dies legen zumindest die Ergebnisse der derzeit stattfindenden Feldtour in den US-Anbaugebieten nahe. Im für den Maisanbau zweitwichtigsten Bundesstaat Illinois liegt der erwartete Ernteertrag mit 166,5 Scheffel je Morgen leicht unter dem im Vorjahr erreichten Wert. In Iowa, dem wichtigsten Bundesstaat für Sojabohnen, ist eine zunehmende Anzahl von Pflanzen mit dem sogenannten Sudden Death Syndrom befallen, welches zu einem vorschnellen Abwelken der Pflanzen führt.

Teilnehmer der derzeit stattfindenen Feldtour berichten allerdings auch davon, dass die Entwicklung der Pflanzen deutlich weiter vorangeschritten ist als im Vorjahr. Dadurch könnte schon früher mit der Ernte begonnen werden, was die negativen Effekte der etwas geringeren Erträge ausgleichen könnte. Heute veröffentlicht das US-Landwirtschaftsministerium die Daten zu den wöchentlichen Agrarexporten. In den vergangenen Wochen war es zu einem deutlichen Anstieg Exportzahlen gekommen. Angesichts der Ernteprobleme in vielen Produzentenländern dürfte sich dieser Trend fortsetzen und somit zu einem weiteren Preisanstieg beitragen. Begünstigt durch die steigenden Getreidelieferungen ist der Baltic Dry Index zuletzt 10 Tage in Folge auf ein 2-Monatshoch gestiegen.


DOE Daten: US-Lagerbestände Rohöl, Ölprodukte und Erdgas

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Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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