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USA: Keine Angst vorm Double-Dip

23.08.2010  |  Carsten Klude
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Dieser Indikator besteht aus zehn einzelnen makroökonomischen Zeitreihen, die sich auf den US-Arbeitsmarkt, auf einige Produktionskomponenten, auf monetäre Größen und Vermögenspreise sowie auf das Konsumentenvertrauen beziehen. Die Jahresveränderungsrate des Gesamtindikators weist dabei eine hohe Korrelation zur Jahresveränderungsrate des Bruttoinlandsproduktes auf, wobei die besten Ergebnisse erzielt werden, wenn man keine Time-Lags unterstellt. Von daher beschreibt der Leading Indicator eher die tatsächliche Konjunktursituation, als dass sich aus ihm Rückschlüsse für die Zukunft ableiten lassen.

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Ein Blick auf die wirtschaftliche Entwicklung in den USA seit 1960 zeigt dabei, dass es immer dann zu einer Rezession gekommen ist, wenn die Jahresveränderungsrate des Leading Indicators negativ wurde. Die einzige Ausnahme von dieser Regel war der Zeitraum von Ende 1966 bis Mitte 1967; damals rutsche der Frühindikator für drei Quartale in den negativen Bereich, ohne dass eine Rezession die Folge war. Im Juni 2010 betrug die Jahresveränderungsrate +8,4%, so dass der Abstand zur "Rezessionsschwelle" immer noch sehr groß ist. Dies deckt sich mit der Aussage der San Francisco Fed, dass eine Rezession in den kommenden Monaten sehr unwahrscheinlich ist.

Weil der Gesamtindex der US-Frühindikatoren nicht besonders gut geeignet ist, um in die Zukunft zu prognostizieren, untersuchen die Ökonomen aus San Francisco jede Einzelne der zehn Zeitreihen auf ihren konjunkturellen Erklärungsgehalt hin und berücksichtigen dabei auch den unterschiedlichen Zeithorizont, den die verschiedenen Indikatoren für die Prognosequalität haben.

So ist beispielsweise die Zinsstrukturkurve ein Indikator, mit dem sich relativ frühzeitig konjunkturelle Veränderungen erkennen lassen, während dies für die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe nicht gilt. Neben dem unterschiedlichen Zeithorizont, den die einzelnen Indikatoren für die Prognosegüte haben, errechnen die Notenbanker zudem auch noch neue Gewichte für jede einzelne Zeitreihe. Mit den so erhaltenen Informationen wird ein optimierter Frühindikator berechnet, mit dem sich nun auch Aussagen für die wirtschaftliche Entwicklung der nächsten 24 Monate treffen lassen.

Mit diesem neu berechneten Indikator, bei dem alle zehn Ausgangszeitreihen berücksichtigt werden, kommen die Ökonomen der San Francisco Fed zu dem Ergebnis, dass die Rezessionswahrscheinlichkeit in den nächsten zehn Monaten bei etwa null Prozent liegt. Für die darauf folgenden 14 Monate nimmt die Rezessionswahrscheinlichkeit zu, wobei sie auf maximal 33% ansteigt. Damit kommen die Notenbanker also zu dem Ergebnis, dass auch auf Sicht der nächsten 24 Monate eine Rezession unwahrscheinlich ist.

Wie kommt dann die in den Medien häufig zitierte Aussage zustande, dass es eine "erhebliche Rezessionsgefahr" gäbe? Zu diesem Ergebnis kommen die Forscher, in dem sie eine der zehn Datenreihen unberücksichtigt lassen, nämlich den Einfluss der Zinsstrukturkurve. Historisch gesehen ist die Zinsstrukturkurve einer der besten Frühindikatoren für die US-Wirtschaft, wie auch die Ökonomen aus San Francisco bestätigen. So ging jeder der vergangenen sieben Rezessionen eine inverse Zinsstrukturkurve voraus. Derzeit ist der Abstand zwischen langfristigen und kurzfristigen Zinsen sehr hoch, so dass sich aus der Zinsstruktur kein kräftiger Konjunkturabschwung ableiten lässt.

Warum die US-Forscher der Ansicht sind, dass die Zinsstrukturkurve nicht mehr zur Prognose der Konjunktur verwendet werden sollte, bleibt weitgehend ihr Geheimnis, der Verweis auf die Nullzinspolitik der Fed überzeugt (uns) jedenfalls nicht, genauso wenig wie das Argument, dass die Griechenland-Krise zu einer Flucht in US-Staatsanleihen und einem damit verbundenen, überdurchschnittlich starken Renditerückgang geführt habe.




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