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Ölpreis auf 7-Wochentief gefallen

24.08.2010  |  Eugen Weinberg
Energie

Der WTI-Ölpreis verliert den fünften Tag in Folge und handelt mit 72,2 USD je Barrel auf dem niedrigsten Stand seit sieben Wochen. Neben dem festeren US-Dollar und schwächeren Aktienmärkten belasten die gedämpften Nachfrageperspektiven. Dazu befinden sich die US-Rohöl- und Benzinvorräte kurz vor dem Ende der Sommerfahrsaison auf einem überdurchschnittlich hohen Niveau. Die Lagerbestände an Rohöl und Ölprodukten waren in der Woche zum 13. August laut US-Energieministerium sogar auf den höchsten Stand seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1990 gestiegen. Heute Abend nach Handelsschluss veröffentlicht das American Petroleum Institute die Lagerdaten für die vergangene Woche.

In den letzten beiden Wochen war der API-Bericht durch einige Ungereimtheiten gekennzeichnet, wodurch die Aussagekraft in Mitleidenschaft gezogen wurde. Dennoch können die API-Daten Einfluss auf die Erwartungshaltung für die offiziellen DOE-Daten nehmen und somit zu Marktreaktionen führen. Der Markt rechnet in dieser Woche mit einem Lageraufbau bei Rohöl um 800 Tsd. Barrel. Wer seine Hoffnung auf die Heizsaison setzt, könnte enttäuscht werden. Laut dem privaten US-Wetterdienst WSI dürfte der Herbst in den USA wärmer als normal ausfallen, wodurch der Heizbedarf entsprechend geringer ausfällt.

Hauptverantwortlich hierfür ist das Wetterphänomen La Niña. Ein anderer US-Wetterdienst, CWG, geht deshalb auch von einem wärmeren Winter aus. Insbesondere die wichtigen Heizregionen im Nordosten und Mittleren Westen der USA sollen davon betroffen sein. CWG rechnet landesweit mit einer um 3% niedrigeren US-Heiznachfrage zwischen November und März im Jahresvergleich. Zwischen Dezember und Februar soll die Nachfrage sogar 29% unter dem Vorjahreswert liegen. Auch seitens der Hurrikansaison kommt keine Unterstützung. Zwar könnte sich in dieser Woche mit Danielle der erste große Wirbelsturm der Saison bilden. Der Golf von Mexiko mit seinen Öl- und Gasfeldern dürfte den Prognosen zufolge aber nicht erreicht werden.


Edelmetalle

Nicht einmal Gold, das zuletzt gegenüber anderen Rohstoffen eine beachtliche relative Stärke aufgebaut hat, kann heute der Dollar-Stärke trotzen und fällt auf 1220 USD je Unze. In Euro gerechnet bleibt der Goldpreis jedoch bei ca. 967 Euro je Unze weiterhin stabil. Die allgemeine Verunsicherung an den Finanzmärkten ist zurzeit positiv für Gold, weil es oft als sicherer Hafen angesehen wird. Derzeit neigen die Aktienindizes weltweit erneut zur Schwäche, wobei der japanische Nikkei 225 heute erstmals seit 15 Monaten unter 9000 Punkte gefallen ist. Neben den Käufen der Finanzanleger bleibt die physische Nachfrage stark.

Nach der erneuten Abwertung des vietnamesischen Dong um 2% in der Vorwoche haben die physischen Käufe in Vietnam, einem der wichtigen Goldimporteure, wohl angezogen. Insgesamt wurde der Dong seit dem letzten November um rund 10% abgewertet. Die Inflationsbefürchtungen, die unter anderem durch die steigenden Nahrungsmittelpreise geschürt werden, und die Währungsschwäche in den Schwellenländern sind ein wichtiger Grund für die derzeitige Gold-Stärke.

Zur Schwäche der Platinmetalle trägt heute neben dem starken US-Dollar die Tatsache bei, dass sich Implats, der zweitgrößte Platinproduzent der Welt, mit der Bergarbeiter-Gewerkschaft auf eine Lohnerhöhung einigen konnte.


Industriemetalle

Gemäß Angaben der World Steel Association ist die weltweite Stahlproduktion im Juli im Vergleich zum Vorjahr um 9,6% auf rund 115 Mio. Tonnen gestiegen. Gegenüber dem Vormonat war sie allerdings mit 3,4% rückläufig. Die Kapazitätsauslastung fiel auf globaler Ebene auf 75,1% und damit den niedrigsten Stand in diesem Jahr. Die Auslastungsrate hatte sich seit Februar auf einem Niveau von über 80% gehalten. Der Rückgang der Produktion war in nahezu allen wesentlichen Stahlerzeugungsländern bzw. -regionen zu beobachten, so auch in China. Dort wurden im Juli 51,7 Mio. Tonnen hergestellt, gut 2 Mio. Tonnen weniger als im Juni. China macht damit immer noch 45% der weltweiten Stahlproduktion aus.

Der Produktionsrückgang im Reich der Mitte ist zum einen auf die Maßnahmen der chinesischen Regierung zur Abkühlung der lokalen Wirtschaft zurückzuführen. Zum anderen haben viele Stahlhütten im Juli umfangreiche Wartungsarbeiten durchgeführt, um im Zuge gefallener inländischer Stahlpreise ihre Verluste zu minimieren. Laut Einschätzung der China Iron & Steel Association dürften die Stahlpreise im Land aufgrund der hohen Überkapazitäten in den nächsten Monaten auch nicht deutlich steigen. Selbst durch die saisonal bedingt anstehende stärkere Nachfrage würde der hohe Lagerüberhang nicht wesentlich abgebaut werden. Die chinesischen Stahlexporte dürften daher weiter hoch bleiben und so zum globalen Angebotsüberschuss beitragen.

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Agrarrohstoffe

An den Märkten für Weizen, Mais und Sojabohnen haben die spekulativen Finanzanleger ihre Netto-Long-Positionen weiter ausgebaut und setzen damit auf weitere Preissteigerungen. Zuletzt allerdings gab der zuvor explodierte Weizenpreis nach, nachdem Regen in Russland die Bedingungen für die Aussaat von Wintergetreide verbessert. Der Canadian Wheat Board berichtet dagegen, dass erst 4% der kanadischen Ernte eingebracht ist. Dies liegt deutlich hinter dem zu dieser Jahreszeit üblichen Wert von 13%. Die diesjährige Crop-Tour durch die Anbaugebiete des Mittleren Westens der USA lässt dagegen Rekordernten bei Mais und Sojabohnen in den USA erwarten, auch wenn bei Mais die USDA-Schätzung von 13,4 Mrd. Scheffel mit 13,3 Mrd. Scheffel knapp unterschritten wird.

Bei Sojabohnen kommen die Teilnehmer der Tour zu einem sowohl was den Flächenertrag als auch was die Gesamternte angeht nochmals höheren Wert als das USDA (3,5 Mrd. Scheffel gegenüber 3,4 Mrd. Scheffel). Der neueste Erntefortschrittsbericht des USDA bewertet den Zustand der Maispflanzen etwas besser als in der Vorwoche, während bei Sojabohnen eine leichte Abwärtsrevision vorgenommen wurde. Den Preisen für Mais fiel es zuletzt leichter als denen für Sojabohnen, sich dem angebotsseitigen Druck mit einem Blick auf die starke Exportnachfrage zu entziehen. Sollte heißes, trockenes Wetter in den USA Sorgen hinsichtlich des Ernteertrags aufkeimen lassen, werden aber auch die Notierungen für Sojabohnen schnell wieder nach oben deuten.


Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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