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Angela Merkel lebt - trotz Vergemeinschaftung von Schulden

02.07.2012  |  Klaus Singer
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Wie widersprüchlich die ganze Euro-Retterei im Bewusstsein der europäischen "Elite" ist, zeigt ein Interview mit Guiseppe Vita in der FAS vom 1. Juli 2012. Der 77-jährige Italiener, Aufsichtsratschef der Axel Springer AG und der Unicredit, stellt fest: "Wir haben viel zu viel Geld nach Süditalien geschickt, ohne dass es Wirkung gehabt hätte. Wir hätten besser darauf aufpassen und kontrollieren müssen, was mit dem Geld geschieht.“ Und glaubt gleichzeitig daran, dass sich das auf europäischer Ebene nicht wiederholt…

Bei der Aussicht, dass die Liquiditätsschleusen im Euro-Raum nun weit aufgerissen werden, sprangen die Aktienbörsen weltweit am Freitag in die Höhe. Die US-Börsen hatten schon im späten Handel am Donnerstag deutlich zugelegt - zu einem Zeitpunkt, als der EU-Gipfel noch tagte, bzw. Rajoy und Monti noch die Pistole auf Merkels Brust setzten, um ihre Ziele durchzusetzen.

Gold, eigentlich kurz davor, abzuschmieren auf zunächst 1500, nahm die Gegenrichtung und stieg an 1600 Dollar pro Feinunze. Der Euro erholte sich deutlich gegen Dollar. Öl Brent explodierte förmlich, nachdem es sich Tage zuvor schon an einer wichtigen Unterstützung bei knapp 90 Dollar pro Barrel stabilisieren konnte. Der TBond-Future verlor am Freitag mehr als ein Prozent. Ein ETF auf Banken im EuroStoxx50 stieg am zurückliegenden Freitag um 4%, einer auf Versicherungen im EuroStoxx600 gewann sogar 4,4%.

Das sind alles Mosaiksteine für die Rückkehr der Risikoneigung an den Finanzmärkten. Nur zu verständlich angesichts der vielen Milliarden Euro, die da anrollen - und jetzt auch noch gleich in die Tore der europäischen Banken. Und schon wird die Erwartung aufgebaut, die EZB werde am kommenden Donnerstag die Leitzinsen senken - von einem auf dann 0,75 Prozent.

Ein Blick auf den Chart des S&P 500 zeigt, dass sich der weltweit tonangebende Aktienindex wieder an einem wichtigen Pegel (~1360) befindet (siehe Chart!).

Meine Arbeitshypothese: Der Index baut an einem Bärkeil, der durch die hellgrüne Linie oben und die violette Linie unten begrenzt ist. Die Spitze dieses Keils liegt auf dem Anfang April markierten Hoch bei ~1420. Das sieht zwar kurzfristig einigermaßen "konstruktiv“ aus, mittelfristig bedeutsam ist aber die untere dunkelblaue Linie (aktuell 1300 Punkte), die den übergeordneten Aufwärtskanal aus Anfang Oktober 2011 nach unten begrenzt.


Immer daran denken:

Das gesamte europäische Bankensystem auf Basis berichteter Verschuldung ist mit 26 zu 1 gehebelt. Das europäische Bankensystem hat einen Umfang von über 46 Bill. Dollar, etwa das dreifache des EU-BIP und fast viermal so groß wie das der USA (46 gegen 12 Bill. Dollar). Das US-Bankensystem ist halb so stark gehebelt (13 zu 1). EU-Banken müssen bis Ende 2012 Hunderte von Milliarden Schulden revolvieren. U.a. sind französische Banken mit 30% ihrer gesamten Schulden dabei, bei spanischen und italienischen Banken sind es mehr als ein Drittel, bei deutschen Banken sind es fast 40%, bei irländischen Banken fast 50%. (Siehe auch hier!)

Erwähnte Charts und Links können hier eingesehen werden: www.timepatternanalysis.de


© Klaus G. Singer
www.timepatternanalysis.de



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