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Technische Erholung dank Bernanke-Put

30.08.2010  |  Eugen Weinberg
Energie

Der WTI-Ölpreis konnte am Freitag über die Marke von 75 USD je Barrel steigen, nachdem zunächst Tiefstkurse von 72 USD verzeichnet wurden. Die Rede des Fed-Vorsitzenden Bernanke auf der Fed-Konferenz in Jackson Hole wurde nach anfänglich negativer Reaktion positiv aufgenommen. Bernanke hatte angekündigt, dass die Fed für weitere stützende Maßnahmen bereitsteht, falls sich der Wachstumsausblick der US-Wirtschaft signifikant eintrüben sollte. Dies wurde vom Markt als positiv für die künftige Ölnachfrage interpretiert.

Allerdings hat sich die Ölnachfrage in den USA trotz aller Stimulierungsmaßnahmen bislang nicht nennenswert erholt. Von daher dürften die in Aussicht gestellten Maßnahmen bestenfalls einen erneuten Nachfragerückgang verhindern. Die spekulativen Finanzanleger haben in der Woche zum 24. August ihre Netto-Long-Positionen bei Rohöl um 35,4 Tsd. auf 73.475 Kontrakte reduziert, den tiefsten Stand seit Anfang Juli. Da in dieser Statistik jedoch nur Daten bis Dienstag letzter Woche berücksichtigt sind und der Preisanstieg in der zweiten Wochenhälfte stattfand, dürfte sich die Positionierung seither wieder in Richtung Netto-Long-Positionen verschoben haben.

Der Preisrückgang bei Erdgas auf ein 11-Monatstief geht mit einem Anstieg der spekulativen Netto-Short-Positionen einher. Diese stiegen um 8,5 Tsd. auf 127.377 Kontrakte. Sie liegen damit nur noch knapp unter dem Hoch von Anfang Juli. Angesichts des fortgesetzten Preisverfalls nach dem Stichtag der Erhebung könnten die Netto-Short-Positionen dieses Hoch mittlerweile bereits übertroffen haben. Auch wenn der Preisrückgang bei Erdgas fundamental nicht gerechtfertigt ist, macht es der starke Anstieg der Terminkurve am vorderen Ende für kurzfristig orientierte Anleger attraktiv, auf fallende Erdgaspreise zu setzen.


Edelmetalle

Der Goldpreis notiert zum Wochenstart marginal schwächer knapp unter der Marke von 1.240 USD je Feinunze. Die oben genannten Aussagen des Fed-Vorsitzenden Bernanke führten zu einer nachlassenden Risikoaversion. Unterdessen haben die spekulativ orientierten Finanzmarktteilnehmer in der Woche zum 24. August ihre Netto-Long-Positionen die fünfte Woche in Folge ausgebaut. Diese stiegen um gut 10% auf 196 Tsd. Kontrakte und damit auf den höchsten Stand seit Ende Juni. Dies zeigt, dass Gold sowohl bei Finanzinvestoren als auch bei längerfristig orientierten Anlegern weiter stark beliebt ist.

Der weltweit größte Gold-ETF, SPDR Gold Trust, berichtete über neue Zuflüsse von 0,6 Tonnen. In Indien, dem ohnehin schon weltweit größten Goldnachfrageland, kristallisiert sich mit den ETFs eine neue Nachfragegruppe heraus. Der landesweit größte ETF-Anbieter erwartet innerhalb der nächsten drei Jahre Zuflüsse von 100 bis 200 Tonnen. Dies dürfte den Goldpreis zusätzlich unterstützen. Derzeit befinden sich in den sieben in Indien erhältlichen Gold-ETFs lediglich 12 Tonnen Gold. Im Vergleich zu den gesamten Goldbeständen sind ETFs in Indien bislang noch deutlich unterrepräsentiert.


Industriemetalle

Beflügelt von sehr festen asiatischen Aktienmärkten können die Metallpreise in Asien zum Wochenstart deutlich zulegen, nachdem die Preise bereits letzte Woche im Rahmen einer starken technischen Gegenbewegung gestiegen waren. Ebenso tragen Äußerungen der japanischen und US-amerikanischen Notenbank zur positiven Stimmung bei. Die Bank of Japan hat angekündigt, Maßnahmen zu ergreifen, um die heimische Währung zu schwächen und die Wirtschaft zu stützen. Auch die Fed ist laut Aussagen ihres Vorsitzenden Bernanke gewillt, ein nochmaliges Abrutschen der US-Wirtschaft in die Rezession zu verhindern. Dies wurde als positives Zeichen für die Nachfrage nach Metallen interpretiert.

Die spekulativ orientierten Finanzmarktteilnehmer haben in der Woche zum 24. August ihr Risiko abermals reduziert und sich defensiver aufgestellt. An der COMEX wurden die Netto-Long-Positionen bei Kupfer die zweite Woche in Folge um 23% bzw. 4,5 Tsd. auf 14,9 Tsd. Kontrakte abgebaut. Dies stellt zugleich den niedrigsten Stand seit vier Wochen dar. Da der kräftige Preisanstieg der Rohstoffe in der zweiten Wochenhälfte stattfand, dürften seitens der spekulativen Finanzanleger seither bereits wieder mehr Netto-Long-Positionen aufgebaut worden sein. Die Londoner Metallbörse LME bleibt heute aufgrund eines Feiertages geschlossen.


Agrarrohstoffe

Der Verband der brasilianischen Zuckerrohrindustrie UNICA hat seine Prognose für die Zuckerproduktion in der wichtigsten Anbauregion Center South in diesem Jahr um 400 Tsd. auf 33,7 Mio. Tonnen reduziert. Grund hierfür ist das trockene Wetter, wodurch die Zuckerrohrernte nicht so stark ausfällt wie zunächst erwartet und auch schneller abgeschlossen werden könnte. Dennoch sollen in dieser Saison noch immer 18% mehr Zucker produziert werden als im Vorjahr. Eine Knappheit an Zucker dürfte daher nicht entstehen, zumal auch die im Oktober beginnende Zuckerrohrernte in Indien infolge der regenreicheren Monsunsaison deutlich besser ausfallen dürfte als im vergangenen Jahr. Die Internationale Zuckerorganisation rechnet vor diesem Hintergrund mit einem weltweiten Angebotsüberschuss von 3,2 Mio. Tonnen im Erntejahr 2010/11, nach einem Defizit von knapp 5 Mio. Tonnen 2009/10. Dies dürfte es dem Zuckerpreis schwierig machen, die Marke von 20 US-Cents je Pfund dauerhaft zu überwinden.


Die Marktpositionierung der spekulativen Finanzanleger zeigte in der Woche zum 24. August ein gemischtes Bild. Die Netto-Long-Positionen bei Mais erreichten mit 284 Tsd. Kontrakten ein neues Rekordhoch. Das Gleiche gilt für Baumwolle. Dagegen kam es bei Weizen, Sojabohnen und den Genussmitteln zu Gewinnmitnahmen. Bei Kakao besteht sogar erstmals seit November 2006 keine nennenswerte Netto-Long-Position mehr. Dies dürfte das Abwärtspotenzial der Kakaopreise begrenzen.

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CFTC Daten: Netto-Long Positionen spekulativer Finanzanleger vs. Preis

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Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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